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Essay Rechtspopulismus und ArmutSelbst schuld

Rechtspopulisten geben vor, sich für „die da unten“ zu interessieren. Dabei verachten sie Armut. Thilo Sarrazin ist ihr wichtigster Wegbereiter.

Stelle schon als Berliner Finanzsenator eigentümliche Forderungen auf: Thilo Sarrazin Foto: dpa

Unter den Kritikern rechtspopulistischer Bestrebungen, Organisationen und Parteien ist höchst umstritten, ob die Alternative für Deutschland (AfD) ihre jüngsten (Wahl-)Erfolge den sozial Benachteiligten, Ausgegrenzten und Abgehängten verdankt. Oder hauptsächlich wohlhabenderen Bevölkerungsgruppen, die ihre materiellen Privilegien nicht zuletzt durch Diskriminierung von Migranten, Flüchtlingen oder Muslimen behaupten möchten.

Für den Fall, dass die Rechtspopulisten primär mit einem sozialeren Image vor den etablierten Parteien punkten, könnten Regierungen ihnen möglicherweise durch mehr Sensibilität für die Sorgen der Armen und durch wohlfahrtsstaatliche Leistungsverbesserungen das Wasser abgraben.

Es fragt sich jedoch, ob die rassistischen Einstellungen nicht unabhängig vom sozialen Status der AfD-Klientel bestehen. Möglicherweise finden die rechtspopulistischen Kräfte gerade deshalb so viel Zuspruch, weil sie insgeheim bestehende Vorurteile gegenüber Erwerbslosen öffentlichkeitswirksam bestätigen und gleichzeitig Sozialneid nach unten schüren.

Ob eine gute Sozialpolitik den Einfluss des Rechtspopulismus zu begrenzen vermag oder im Kampf gegen ihn angesichts verbreiteter Ressentiments gegen Migranten und andere strukturell benachteiligte Minderheiten wenig nützt – die Antwort darauf ist entscheidend für eine demokratische Gegenstrategie.

Schichtübergreifend populär

Was die soziodemografische Struktur der Anhänger, Parteimitglieder und Wählerschaft von AfD, Pegida und ähnlichen Gruppierungen betrifft, widersprechen sich die wenigen bisher dazu publizierten Forschungsergebnisse teils diametral. Weder die Bezeichnung der AfD als „moderne Arbeiter-“ oder „Arbeitslosenpartei“ noch die Charakterisierung als „Partei des gehobenen Mittelstands“, der sich teilweise vom sozialen Abstieg bedroht fühlt, kann überzeugen. Plausibel erscheint vielmehr die These, dass der Rechtspopulismus mit seinen Stammtischparolen gewissermaßen schichtübergreifend anschlussfähig ist, also privilegierten Bevölkerungsschichten ebenso attraktiv erscheint wie sozial Benachteiligten, die Transferleistungen beziehen oder zu den Geringverdienern zählen.

Wohlhabende, Besserverdienende und Hyperreiche fühlen sich von der AfD offenbar genauso angezogen wie die vom sozialen Abstieg bedrohten Mittelschichtangehörigen und die von Erwerbslosigkeit betroffenen Modernisierungsverlierer. Für beide Zielgruppen bieten Rechtspopulisten unterschiedliche ideologische Zugänge: Während sich deutsche Angestellte, Selbstständige und Freiberufler gegen soziale Aufsteiger, unangepasste Mitbewerber und ehrgeizige Migranten wehren, die angeblich nicht so fleißig sind wie sie, fürchten einheimische Unterschichtangehörige die Konkurrenz der Zuwanderer auf dem Arbeits-, Wohnungs- und Heiratsmarkt.

Historisch betrachtet war der Populismus eine kleinbürgerliche Protestbewegung, die das Dilemma der Mittelschichten, sozial „eingeklemmt“ und von zwei die Geschichte dominierenden Kräften bedroht zu sein, durch eine doppelte Abgrenzung – gegen die „korrupten Eliten“ da oben und die „trägen Massen“ da unten – kompensiert. Heute sind die Aufstiegskanäle der Gesellschaft für Kleinbürger so verstopft, dass deren sozialer Absturz viel wahrscheinlicher ist. Umso energischer wenden sich Teile der Mittelschicht gegen „Faulenzer“, „Drückeberger“ und „Sozialschmarotzer“, seien es nun einheimische oder zugewanderte.

Der frühere SPD-Politiker und Bundesbanker Thilo Sarrazin war einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der wichtigste geistige Wegbereiter des Rechtspopulismus à la AfD. Wer erfahren möchte, wie deren Funktionäre über Armut in Deutschland und die am meisten darunter Leidenden denken, sollte Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ lesen. Dieses Pamphlet handelt nicht, wie fälschlicherweise meist angenommen, primär vom Thema Migration und Integration, sondern war als Diskussionsbeitrag zum deutschen Sozialstaat gedacht.

Schon als Berliner Finanzsenator hatte sich Sarrazin wiederholt abfällig über Hartz-IV-Empfänger geäußert und ihnen etwa geraten, sich – statt die Wohnung zu heizen – einen Pullover anzuziehen und kalt zu duschen. Neben einheimischen Unterschichtangehörigen macht Sarrazin Menschen muslimischen Glaubens – übrigens solche, die gar keine Zuwanderer, sondern hier aufgewachsen sind – für die finanzielle Überlastung des Wohlfahrtsstaates verantwortlich. Durch die „Rundumversorgung“ korrumpiere unser Sozialsystem seine Klientel, behauptet er, indem es eine „Kultur der Hängematte“ schaffe.

Sarrazin beschönigt die Armut und bagatellisiert das Problem der wachsenden sozialen Ungleichheit, indem er völlig unangemessene Vergleiche anstellt.

Sarrazin beschönigt die Armut und bagatellisiert das Problem der wachsenden sozialen Ungleichheit, indem er völlig unangemessene Vergleiche anstellt. Auf der Zeitachse vergleicht er die soziale Lage der Armen und Armutsgefährdeten heute mit der von „Normalbürgern“ vor 50 Jahren: „Die Armutsrisikoschwelle [seinerzeit 801 Euro; Ch. B.] in Deutschland ist heute höher als das durchschnittliche Nettoeinkommen der Deutschen auf dem Höhepunkt des Wirtschaftswunders Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts.“

Auf der geografischen Achse vergleicht Sarrazin die soziale Lage einheimischer Hartz-IV- und Sozialhilfebezieher/innen mit der Einkommenssituation in weniger entwickelten europäischen Industrieländern: „Deutsche Transferempfänger leben wie der durchschnittliche Tscheche, aber deutlich besser als der durchschnittliche Pole und weitaus besser als der durchschnittliche Türke.“

Will man den Lebensstandard eines Menschen bestimmen, muss er jedoch in Beziehung zum Wohlstand des betreffenden Landes gesetzt werden, und zwar jeweils zur selben Zeit. Denn wer hier und heute arm ist, vergleicht sich weder mit einem Durchnittsverdiener im Ausland noch mit einem Deutschen, der vor Jahrzehnten auf einem geringeren Niveau lebte, sondern mit jenen, die teilweise viel mehr haben als er selbst.

taz.am wochenende

Kornfelder und ein Kaff: In der Einöde Minnesotas wünschen sich viele Jugendliche Trump als Präsidenten. Unsere Autorin hat ein Jahr dort gelebt und ihre Eindrücke aufgeschrieben. Die Geschichte lesen Sie in der taz.am wochenende vom 08./09. Oktober. Außerdem: Christine Nöstlinger spricht über Feminismus, Ehe und wie die Figur der feuerroten Friederike geboren wurde. Und unser Hauspsychologe Christian Schneider hat AfD-Chefin Frauke Petry besucht. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Da sie die strukturellen Zusammenhänge ausblenden und Armut nicht als gesellschaftlich bedingt erkennen, neigen Rechtspopulisten zur Individualisierung, Subjektivierung und Moralisierung des Problems. Sarrazin hält die Armut daher nur für ein mentales Phänomen: „Nicht die materielle, sondern die geistige und moralische Armut ist das Problem.“ Folgt man Sarrazin, so führt Dummheit zur Armut – und aus der Armut kommt heraus, wer intelligent ist: „So gibt es eine 90-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind aus einer armen Unterschichtfamilie mit einem Durchschnitts-IQ von 100 der Armut entkommt, während es gut sein kann, dass ein dümmeres Kind aus einer Mittelschichtfamilie in Armut gerät.“

Zweifellos verhindern Bildungsdefizite vielfach, dass junge Menschen auf dem Arbeitsmarkt sofort Fuß fassen. Auch führt die Armut von Familien häufig dazu, dass deren Kinder keine weiterführende Schule besuchen oder sie ohne Abschlusszeugnis wieder verlassen. Der umgekehrte Effekt ist hingegen kaum signifikant: Ein schlechter oder fehlender Schulabschluss verringert zwar die Erwerbschancen, wirkt sich aber kaum nachteilig auf den Wohlstand einer Person aus, wenn diese vermögend ist oder Kapital besitzt. Sarrazin vertauscht hier augenscheinlich Ursache und Wirkung miteinander: Armut macht zwar auf die Dauer eher dumm, Dummheit aber keineswegs arm.

Fürsprache aus Taktik

Wenn sich die AfD trotz eklatanter Fehlschlüsse und Pauschalurteile ihres rechtssozialdemokratischen Vordenkers über Arme zu deren Fürsprecherin aufschwingt, dann geschieht das allein aus wahltaktischen Gründen. Sie kokettiert mit der sozialen Frage, auf die sie ausweislich ihres Grundsatzprogramms gar keine Antwort hat. Nur mühsam hat sich die AfD auf ihrem Stuttgarter Programmparteitag im April/Mai 2016 zu einer Befürwortung des Mindestlohns durchgerungen. Gleichzeitig sprach sich die Mehrheit der anwesenden Mitglieder für eine Verschärfung von Hartz IV durch Einführung der „aktivierenden Grundsicherung“ und für eine Kommunalisierung der Jobcenter aus.

Während die AfD einer stärkeren Drangsalierung der Arbeitslosen das Wort redet, sind ihr alle Steuerarten, die wohlhabende Bevölkerungsschichten treffen (etwa progressive Einkommen-, Gewerbe-, Vermögen- und Erbschaftsteuern), ein Graus. Unverkennbar ist die Parteinahme der AfD für die Reichen und gegen die Armen.

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51 Kommentare

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  • Auch die Grünen lernen - manchmal - dazu. Das ist POSITIV zu bewerten, nicht wahr TAZ?;-)

  • "Oder hauptsächlich wohlhabenderen Bevölkerungsgruppen, die ihre materiellen Privilegien nicht zuletzt durch Diskriminierung von Migranten, Flüchtlingen oder Muslimen behaupten möchten."

     

    Die Wohlhabenderen behaupten sich hauptsächlich gegen arme Deutsche - ein Mindestlohn von 8,50 EUR spricht da Bände!

    • @Jens Frisch:

      Der Mindestlohn gehört ja auch wieder abgeschafft, da er akut Arbeitsplätze bedroht und besonders den Mittelstand schädigt.

  • Viel Richtiges wurde hier zusammengetragen. Nur am Stammtisch (bis zum 3. oder 10. Bier, je nach Kondition) kommt man jedoch nur weiter, wenn man auch auf S. kruden Argumente die richtigen Antworten parat hat. (z.B. https://www.heymat.hu-berlin.de/sarrazin2010 oder http://www.die-linke.de/fileadmin/download/themen/fluechtlinge_willkommen/fakten_und_argumente/sarrazin-broschuere/100930_argumente_gegen_sarrazin__broschuere.pdf u.a.)

    Das ist nicht einfach, vor allem wenn man mithält, aber es lohnt sich.

  • Rechtspopulistische Parteien und Bewegungen versprechen viel und sind aktive Produzenten von Feindbildern und Vorurteilen.

     

    Damit scheinen sie dem 'Bürger' ein klares Weltbild vorzuführen und eine deutliche Linie, während es tatsächlich gar nicht so klar ist. Die AfD will den Euro abschaffen, die DM einführen und den Zuzug von Ausländern regulieren.

     

    Das war ihr Kern - ihr ging das sowieso nie um soziale Fragen, konnte es ja auch nicht, da wäre ja schnell ans Licht gekommen, dass die Partei nur für 10 Prozent der Wähler attraktiv ist.

     

    Aber das ist auch egal: Alleine der Schock für die Altparteien und die vermeidliche klare, anti-systemhaft wirkende Propaganda macht diese Parteien schon attraktiv, frisch und jung, auch wenn da nur Ü-45-jährige dabei sind. Schon Hitler wußte, dass man Menschen mit dem Gefühl in die Politik ziehen muss, auf keinen Fall mit dem Verstand.

     

    Und so verhält es sich auch mit Sarrazins Buch: Da steht viel Wut und vieles drinnen, was höchstunlogisch ist. Auch er mobilisiert die Gefühle - nicht den Verstand. Eine tiefere Philosophie kann Sarrazin gar nicht anbieten, er hält es eher mit dem Freund-Feind-Schema und sieht darin wohl den Kern der Politik. Mit so einer kruden Sicht und so viel Hass und Feindbildern durfte er dann in der SPD bleiben. Arme und arbeitslose Menschen müssen seitdem viel Hass und Ablehnung aushalten, wenn sie Muslime oder Menschen mit Migrationshintergrund sind, umso mehr. Das ist das Werk des Ex-Bundesbankers und SPD-Mitglieds Sarrazin. Seine Ideen sind so abwegig, dass es außer der NPD keine Partei gibt, die solche Forderungen überhaupt stellt. Selbst die AfD hält da eine gewisse Distanz, allerdings macht es einene Unterschied, ob man ein unterirdisches Buch schreibt oder eine Partei mit Rechtsextremismus bestückt - bei letzterem kommen Geheimdienste und echte Sanktionen schnell ins Spiel.

  • Irgendwie freut es mich immer wieder, wenn Menschen sich über diverse Artikel auslassen, den Einen oder Anderen Gedanken zu einer politischen Lage kund tun. Bei Allen lässt sich heraushören, dass viele nicht mit der jetzigen Sozialpolitik in Richtung der "Abgehängten", ich verallgemeinere das Mal so, einverstanden sind. Ich bin fast so einer! Ich habe eine durchschnittliche Schulausbildung, einige abgeschlossene Ausbildungen im Kaufmännischem und im Handwerk und halte mich politisch durchaus auf dem Laufenden. Ich bin IV Rentner!

    Doch zufrieden mit den sozialen Verhältnissen, und mit dem Umgang der Behörden mit Menschen wie mir bin ich keineswegs. Ich habe auch schon versucht etwas an dieser Situation durch Gründung von Initiativen zu verändern. Leider ist mir dies auf Grund diverser Widerstände nicht gelungen.

    Auf die Frage weshalb dies so sei, kamen

    Antworten wie, sollte ich weiter mitmachen, muss ich mit Sanktionen bei meinem Hartz IV Antrag rechnen, oder mir wird Hartz IV gekürzt wegen mangelnder Mitwirkung, sollte ich mich weiter in der Initiative einbringen!

    Da die Menschen, die auf staatliche Hilfe angewiesen sind, in einem hochgradigem Abhängigkeitsverhältnis zum Staat stehen, hüten sich die Meisten ihre politischen Aktivitäten zu offen zu zeigen. In einer anonymen Abstimmung können sie dies allerdings tun.

    Hätte ich die nötigen Mittel und auch die körperliche Kraft, würde ich versuchen, wenn nötig auch eine wirklich soziale Partei ins Leben zu rufen, oder zumindest vermehrt in der Öffentlichkeit tätig werden um Menschen zu erreichen, die genau so Denken. ich bin sicher;

    Viel Öffentlichkeit weit gestreut lässt

    Aufhorchen.

    • @urbuerger:

      Frage: Haben Sie das Gefühl, dass die Partei "Die Linke" nicht die Interessen der sozial Abgehängten vertritt?

      Bzw. was würden sie an den Inhalten oder dem Verhalten dieser Partei kritisieren?

      Sie scheinen ja durchaus politisch interessiert und und gebildet zu sein, da würde mich Ihre Meinung zu diesem Thema interessieren.

      • @Johannes Hartmann:

        Nein, dieses Gefühl habe ich nicht! Die Linke ist in ihren Ansichten für mich nicht die Partei, die Interessen der sogenannten Abgehängten, bzw. Unterschicht moderat vertritt. Die Linke ist eine Partei, die meiner Meinung nach zu wenig Kompetenz hat eine wirklich soziale Politik umzusetzen. Ihre Ansätze und Reden gehen schon in die richtige Richtung, aber auch dort wird viel mit Populismus ausgesagt, aber bei dem Versuch die Umsetzung zu erläutern, fehlt es an Konsequenz.

        Ich bin seit den `70gern SPD Wähler und war bis 1998 auch einiger Massen mit der Politik zufrieden.

        Als Schröder die menschenverachtende Agenda 2010 von der Stange brach, wurde mir klar, das Sozialpolitik für die SPD zum Fremdwort geworden ist. Seit dem habe ich, wie schon erwähnt, versucht selbst etwas auf die Beine zustellen, musste aber feststellen, es ist unwahrscheinlich schwierig mehr als zwei Deutsche unter einen Hut zu bekommen, wenn es über das Stammtischgerede hinaus gehen soll.

        Viele haben direkt Angst gegen die Überzeugung ihres Chefs zu sein, oder wie beschrieben Sanktionen über sich ergehen lassen zu müssen, sollten sie ihre Meinung zu Laut kund tun.

        Danke für Ihre Rückfrage

  • Schröders (Genosse der Bosse) Hartzgesetze sind Verachtung pur und die Grünen haben feste mitverachtet. Was also soll der Artikel beweisen? Die AfD Anhänger wollen Merkels Zuwanderungspolitik weg haben. Um die soziale Kompetenz der AfD kann man sich dann später kümmern. Eins nach dem anderen. Und nach eins (Zuwandererproblematik) bekommt zwei die Linke ihre Chance. Was wählt der bisherige Nichtwähler? Bestimmt nicht alle die Parteien die ihm bisher all die Jahre schon nichts zu sagen hatten.

    • @conny loggo:

      Also erst Nazis wählen und dann einfach wieder abwählen? Das hat hierzulande schon einmal sehr gut geklappt - für die Nazis.

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    "Ob eine gute Sozialpolitik den Einfluss des Rechtspopulismus zu begrenzen vermag oder im Kampf gegen ihn angesichts verbreiteter Ressentiments gegen Migranten und andere strukturell benachteiligte Minderheiten wenig nützt – die Antwort darauf ist entscheidend für eine demokratische Gegenstrategie."

    Eine gute Sozialpolitik allein wird nicht ausreichen, um denRechtspopulismus zu begrenzen. Allerdings wird eine Politik, die den Sozialstaat nicht stärkt bzw. eine gute Sozialpolitik umsetzt, den Rechtspopulismus dermaßen stark machen, dass die AfD auf Ergebnisse kommen wird, wie die FN. Dann wäre eine AfD Kanzlerin wahrscheinlich. Wer hätte vor Jahren gedacht, dass die FN aussichtsreiche Chancen auf die Präsidentschaft hat.

    • @2097 (Profil gelöscht):

      Mit ihren Befürchtungen könnten Sie durchaus recht behalten.

       

      Allerdings denke ich, dass wir uns vor einer AfD-Kanzlerin erst einmal darauf einstellen sollten, dass im Bund auch eine Koalition CDU/CSU und AfD realisiert werden könnte (Merkel hat oft genug bewiesen, welche Schwenks sie für einen Machterhalt vollführen kann).

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Bisher hat mich niemand darüber aufklären können, wie Sarrazin Sozialdemokrat sein kann.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Ich versuchs mal.

      Also früher gab es die Sozialdemokraten, das waren meist Menschen aus der "Arbeiterklasse" und sie haben vorallem für die Rechte der Arbeiter und unteren Klassen gekämpft.

       

      Dann ca 1 bis 2 Generationen später, haben deren Kinder, Kumpels usw. erkannt, das der Job den die da haben ja eigentlich ganz gut ist. Man ist abgesichert auf Lebenszeit, kann hier und da was abstauben, wird auf die coolsten Partys eingeladen...

       

      Also haben die Kinder, Kumpels usw. die oft Jura und ähnliches Studiert haben, beschloßen auch Politiker zu werden. Die CDU hatte nur begrenzte Listenplätze, daher mussten einige in die SPD gehen. Passt zwar eigentlich nicht wirklich, sie gehören ja schon lange nicht mehr zur "unteren" Klasse, aber es reicht ja zu behaupten man wäre Sozial -niemand verlangt einen Beweiß.

       

      So sind sie dann in die SPD eingetreten, und haben langsam über Generationen hinweg, diese Partei übernommen und Umgebaut.

       

      Heute haben wir daher 2 CDU´s, wobei eine sich halt SPD nennt.

       

      Ich hoffe die Erklärung reicht dir ;)

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Andreas Hergefeld:

        Nicht schlecht, aber trifft das auch alles auf Sarrazin zu?

        Könnte es nicht auch sein, dass einer wie er erstmal guckt, welches Parteibuch er sich zulegen soll, um möglichst schnell etwas in der Politik zu werden? So ähnlich muss es doch auch mit vielen Grünen gelaufen sein, die in den Gründerjahren die Gelegenheit beim Schopfe packten und sich über die Kommunalpolitik ihren Weg bahnten...

        Jedenfalls danke für den "Versuch", er war's wert.

      • @Andreas Hergefeld:

        Super Erklärung!

         

        Die dritte Generation mischt jetzt bei der SPD auch schon "gut" mit, gerade im Bereich Arbeit und Soziales - die Frau Nahles.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Auf einem ähnlichen Wege, auf dem die SPD Hartz IV erfinden und verschärfen kann: indem sich Menschen innerhalb der SPD von deren politischen Wurzeln und Idealen immer weiter entfernt. Leider!

      • @Lesebrille:

        Entschuldige meine Anmerkung.

        Erfunden hat nicht die SPD Hartz IV, sondern wie es der Name schon sagt, ein gewisser Herr Hartz, der es cool fand Feten mit Prostituierten in Südamerika auf kosten von VW zu feiern. Er hat Hartz IV ausgearbeitet, obwohl er ja ein verurteilter Verbrecher ist wurde auch im nachhinein nichts an dem Gerüst für Hartz IV geändert, obwohl allen klar war, dass die Menschen somit völlig der Ausgrenzung preisgegeben wurden.

        Leider habe ich im Moment nicht die ganze Hartz - Geschichte auf dem Schirm, aber es ist gespenstisch, wie Abhängig sich gerade die SPD schon damals von der Wirtschaft gemacht hat.

        Seht euch heute dies Dilemma mit CETA, TTIP, TISA usw. an.

        Wäre das alles nicht, würde ich uneingeschränkt weiter ein SPD Wähler sein.

  • aha? und was setzt die linke (und insbesondere auch die taz) dagegen? tierrechte, windenergie, genderdebatten, feminismus, negierung von verteilungskämpfen, wo es nicht in den kram passt. und vor allem das hypen der grünen politik, die sozialpolitisch näher an der cdu als an der LINKEN ist?

     

    und was will man machen? differenzierte diskurse mit leuten führen, die keine ahnung von politik haben und auch keine zeit, da sie mit ihrem harten alltag beschäftigt sind? diese leute brauchen einfache antworten. das mag man populismus nennen, ich nenne das realität. wie das gehen kann, zeigt die afd sehr schön.

    • @Worst Case:

      Ich verstehe, was Sie meinen. Manchmal sitze ich auch in solchen Kreisen, teile auch viele Ansichten, denke mir aber sehr oft: Mensch, es gibt viele andere, die über so was noch nicht mal nachdenken können und da auch keinen Sinn drin sehen, u.a. weil sie ganz grundlegende Alltagsprobleme haben.

    • 8G
      80336 (Profil gelöscht)
      @Worst Case:

      Wenn diese Gefolgschaft einfache Antworten braucht, da dieser und Ihnen nur dies Realität, und daher diesen Leute einfachen Antworten vorkauen, so dass diese nur wiedergekäut zu werden brauchen, dann stellt sich die Frage, wozu die Bereitsteller solcher Antworten jahrelang ihre Zeit damit verschwendeten, indem sie eine Schule besuchten, sogar Universitäten, da es für diese einfachen Antwortengeber nachweislich ebenso entbehrlich wie nutzlos war. Schön, dass Sie darauf aufmerksam gemacht haben.

      • @80336 (Profil gelöscht):

        wie gesagt, es geht hier um die realität. glauben sie, jeder einfache arbeiter und angestellte würde sich nach der arbeit adorno und horkheimer durchlesen? oder sich zur zerstreuung flassbecks preise, zins und wechselkurs gönnen?

         

        weder ich noch sie sind spezialist in irgendeinem thema. darum sind ihre und meine ansichten auch bloß vereinfachungen. oder glauben sie, sie setzen sich mit zizek zusammen und können mit ihm über lacan und die poststrukturalisten diskutieren? nein!

         

        und ihr argument, dass man keine schulbildung benötigt, um populäre antworten geben zu können, zeigt, dass sie nicht verstanden haben, worum es geht. es geht darum, dass komplizierte antworten einfach dargestellt werden.

         

        dazu geht es auch darum, dass die auswahl der thmen bedeutsam ist. wer über genderthemen debattiert, der öffnet die gesellschaft für genderthemen. aber nicht für höhere löhne. um höhere löhne geht es aber weitaus mehr menschen, als um genderthemen.

        • @Worst Case:

          Es stimmt meiner Meinung nach schon, dass Intellektuelle und Politiker*innen für ihre Beiträge problemlos den "Preis für Unverständlichkeit" bekommen würden, wenn es ihn denn gäbe.

           

          Nach meiner Überzeugung wäre viel in der politischen Auseinandersetzung gewonnen, wenn besagte Leute lernen würden, verstehbar, verständlich und nachvollziehbar zu reden und zu schreiben.

           

          Dabei muss man weder "dem Volk auf's Maul schauen" noch ihm "nach dem Munde reden".

          • 6G
            628 (Profil gelöscht)
            @Der Allgäuer:

            Den Eindruck teile ich nicht. Es ist ja auch nicht so, dass es sich bei Politikern um besonders intelligente Menschen oder um Menschen mit außergewöhnlichem Fachwissen handeln würde. Das Problem sehe ich eher im typischen Polit-Sprech, das vor allem in Phrasen besteht, was auf Dauer wirklich nervt.

            1972 lag die Wahlbeteiligung bei einer Bundestagswahl ja mal bei über 90%. Es geht also auch ohne großartige Vereinfachungen und Populismus, wenn erkennbare Alternativen zur Wahl stehen und die Wahl somit eine wirkliche Richtungsentscheidung ist.

            • @628 (Profil gelöscht):

              wie gesagt, es geht nicht nur um die sprache der politiker, es geht vor allem um die auswahl von themen! und es geht darum, ob einfache leute sich an der politik beteiligen können? ob sie verstehen, wozu das nutzt. ein beispiel: was nutzt es dem "kleinen mann", wenn man banken entmachtet und einen kampf gegen das finanzkapital führt? 1. denkt er, der kampf ist nicht zu gewinnen, so wie ergeführt wird (bspw. blockupy). 2. denkt er, davon wird sein leben auch nicht leichter, wenn das geld nicht banken sondern weranders hat. 3. weiß er selber nicht, was das beste wäre. er hat ja selber keine ahnung. wichtig ist, dass es klar und nachvollziehbar ist. so was wie "gerechter lohn für gute arbeit"

               

              UND @BE, was für ein quark in dem blog steht, da habe ich ja keine lust, das zu lesen...

              • 6G
                628 (Profil gelöscht)
                @Worst Case:

                Bzgl. der Auswahl der Themen stimme ich Ihnen zu. Die Situation von Alleinerziehenden wurde und wird z.B. sträflich vernachlässigt, während man sich mit viel Eifer irgendwelchen Genderthemen oder einem Schwachsinn wie der Frauenquote in Aufsichtsräten von Dax-Konzernen hingibt. Politik wird viel zu oft aus der Sicht von Besser- oder Bestverdienenden betrieben, wovon sich sehr viele Menschen naturgemäß nicht angesprochen fühlen.

                Reine Symbolpolitik, die keiner ernst nimmt und die nichts konkretes bewirkt, wie die Mietpreisbremse, tun ihr Übriges.

                • @628 (Profil gelöscht):

                  danke! so meine ich das!

  • Sehr guter Beitrag, vor allem der erste Teil!

    "Plausibel erscheint vielmehr die These, dass der Rechtspopulismus mit seinen Stammtischparolen gewissermaßen schichtübergreifend anschlussfähig ist, also privilegierten Bevölkerungsschichten ebenso attraktiv erscheint wie sozial Benachteiligten, die Transferleistungen beziehen oder zu den Geringverdienern zählen." Das ist auch mein Eindruck. Mich stört diese ewige Talk-Show-Politiker-Frage, die häufig nach Wahlerfolgen der AFD kommt: 'Wer ist schuld?' oder 'Wer muss dafür die Verantwortung übernehmen?'

    Beinahe jeder erwachsene Mensch ist für sein Handeln selbst verantwortlich ist. Es ist sowohl paternalistisch als auch vergiftet fürsorglich, wenn man über die Bewegunggründe der armen, unverstandenen Rechten spricht, als wäre das nur durch ein mangelhaftes soziokulturulles Setting passiert. Klar, man kann (und muss) vieles besser machen in Deutschland aber niemand kann seinen Rassismus oder Chauvinismus mit Verweis auf die allgemeine Lage entschuldigen. Anders gesagt: Man muss nicht die Sorgen der Menschen ernst nehmen (wenn sie nicht ernstzunenehmen sind) aber die Menschen muss man ernst nehmen. Und ihnen dann als erstes sagen: 'Selbst wenn eure Ideen vernünftig wären, unanständig sind sie auf jeden Fall.'

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    "Rechtspopulisten geben vor, sich für „die da unten“ zu interessieren."

     

    Und sie würde damit auch nicht soviel Erfolg haben, wenn die sogenannten linken Parteien sich nicht schon längst von sozial-liberaler Politik verabschiedet hätten. In dem diese sogenannten Parteien das soziale Allgemeinwohl aufgegeben haben haben sie sich zu indirekten Steigbügelhalter der nationalistisch-rassistischen Kräfte gemacht. Das gilt übrigens für ganz EUropa.

    • @4845 (Profil gelöscht):

      Gegenthese: _Echte_ Umverteilung ist eine Frage der Aussen- und Einwanderungspolitik. Das Paradox loest sich auf, wenn man zur Kenntnis nimmt, dass die unteren 5% der deutschen Einkommensverteilung global betrachtet immer noch ueber dem 85. Perzentil liegt. Das erklaert, wieso Solidaritaet mit Armen unter den reichen Deutschen aeusserst unpopulaer ist - auch und gerade unter aermeren Deutschen und in linken Parteien. Global betrachtet gehoeren wir alle zur reichen Elite. AfD & Co sind Ausdruck unserer Bereitschaft diese Privilegien mit Zaehnen und Klauen zu verteidigen.

       

      Als Marx die Arbeiter der Welt aufforderte, sich zu vereinigen, machte das Sinn: Einkommensgrenzen verliefen Nationenuebergreifend zwischen Gesellschaftsschichten. Das ist schlicht nicht mehr der Fall. Einkommensunterschiede erklaeren sich heute in erster Linie geographisch. Ein Herzchirurg in Kiev kann vom Einkommen eines Amazon-Lagerarbeiters in Leipzig nur traeumen - es liegt siebenfach hoeher als seins.

       

      Die rechte Antwort darauf ist Nationalismus und der Versuch der Abschottung - auch zum Preis der Leichen, die sich auf dem Grund des Mittelmeers stapeln. Was ist die linke?

      • 4G
        4845 (Profil gelöscht)
        @Janz Schlau:

        Wer redet denn von Umverteilung?

      • @Janz Schlau:

        Nur ein kleiner Einwand: "Ein Herzchirurg in Kiev kann vom Einkommen eines Amazon-Lagerarbeiters in Leipzig nur traeumen - es liegt siebenfach hoeher als seins."

        Der Vergleich gerät u.U. etwas ins Hinken, wenn man das kursbereinigt nur auf die Kaufkraft im jeweiligen Heimatland bezieht. Dann schaut's für den Herzchirurgen wahrscheinlich nicht mehr ganz so schlecht und den Amazon-Lagerarbeiter nicht mehr ganz so traumhaft aus.

      • @Janz Schlau:

        sry, diese Antwort war an @Sebastian Kreibig gerichtet

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @4845 (Profil gelöscht):

      Sarrazin ist der echte Steigbügelhalter der AfD. Seine Verachtung für arme Menschen ist ohne Gleichen und wurde durch die Käufer seines Schundwerks (das zweiterfolgreichste Buch nach "Mein Kampf"), nur bestätigt. Diese gehören fast durchweg der Mittelschicht an. Für solche Menschen ist jeder Hartz-IV-Empfänger, der nicht mit 5 Euro am Tag auskommt, ein Schmarotzer. Es tut solchen Leuten offenbar gut, auf Arme herabzublicken und ihnen den kleinsten Brosamen zu neiden und - sich mit wohligem Schauer, es nicht so schlimm getroffen zu haben, über sie erheben zu können.

      Seine rassistischen Ausfälle und seine kruden Ideen zur Vererbung machten Sarrazin auch in völkischen Kreisen, also bei Nazis populär.

      Und hier schliessen sich mehrere Kreise. Sarrazin, Gauland und Petry verachten den Pöbel von dem sie allerdings leben und deren Teil sie selbst sind, sie bringen keinerlei Lösungen für echte Probleme, schüren Hass und Neid und sind dabei ewiggestrig. Sie machen "Politik" für sich und sprechen keineswegs für das Volk, sondern für den Bodensatz der Gesellschaft.

      Das Gute: Es sind etwa 20% der Bevölkerung und die kann und sollte man außen vor lassen. Pack eben.

      • 2G
        2097 (Profil gelöscht)
        @60440 (Profil gelöscht):

        In Frankreich sind es schon mehr als 20%, also vorsichtig, das braune Pack versteht es sich zu etablieren und mit der Wirtschaftslobby zu paktieren. Hinter Hitler standen Millionen bzw. finanzstarke Eliten, die die Millionen zur Verfügung gestellt haben. Das Ignorieren solcher Umstände ist gefährlich.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @4845 (Profil gelöscht):

      Parteien, die für eine wirkliche Umverteilung gesellschaftlichen Vermögens eintreten, haben hierzulande keine Chance. Und das liegt an den Wählern. Paradox, gell ?

      • @60440 (Profil gelöscht):

        Umverteilung klingt dummerweise auch nach noch mehr Steuerregularien (was natürlich nicht so sein muss). Aber das schreckt zusätzlich ab.

        Hier müsste mal eine linke Vereinfachung des Steuersystems angepriesen werden, am besten vom breiten Bündnis RRG. Soll heißen, rein private Krankenversicherungen abschaffen! Beitragsbemessungsgrenzen für Sozialversicherungen und Krankenversicherungen abschaffen.

        Dadurch können die Durchschnittssätze sinken, die breite Masse profitiert und jeder zahlt proportional zu seinem Einkommen.

        Damit müsste man doch Wähler gewinnen können. Die soziale und die vereinfachende Komponente müssen nur gleichermaßen überzeugend dargebracht werden!

      • @60440 (Profil gelöscht):

        Das stimmt Wohl kaum. Vergessen Sie nicht die massive Abstrafung der SPD durch ihre Wähler nachdem sie unter Schröder die unsozialste Wirtschafts- und Sozialpolitik der gesamten Nachkriegszeit eingeführt hat.

  • "Möglicherweise finden die rechtspopulistischen Kräfte gerade deshalb so viel Zuspruch, weil sie insgeheim bestehende Vorurteile gegenüber Erwerbslosen öffentlichkeitswirksam bestätigen und gleichzeitig Sozialneid nach unten schüren."

     

    Die allerdings in den vergangenen Jahrzehnten auch konsequent aufgebaut worden sind. Der Autor spricht mit Recht Sarrazin an, allerdings hat auch Schröder, z.B., sehr deutlich gemacht, was seiner Meinung nach von "Unterschichtlern" zu halten sei, ob das nun die implizite Annahme der Hartz-Gesetze ist, Arbeitslose seien faul und müssten zur Arbeit gezwungen werden, oder die abfällige Formulierung von den bildungsfernen Schichten". Die Rechtspopulisten ernten, was die Neoliberalen gesät haben.

    • @BigRed:

      "Die Rechtspopulisten ernten, was die Neoliberalen gesät haben."

       

      Dem ist nichts hinzuzufügen.

      • @Da Hias:

        Ja, super!

         

        Und Ergänzung: Die GRÜNEN denken immer noch, dass sie mit der Saat nichts zu tun haben - meiden das Themengebiet Soziales aber auch strikt. Gut für sie, dass es das Thema Flüchtlinge und Türkei gab/gibt.

  • Vielleicht sind's doch die Gene? Folgt man Sarrazin, führt Dummheit zu Armut. Und soweit bekannt, lebt oder lebte sein Sohn von Hartz IV.

    • @Lapa:

      Der Sohn kann einem in zweierlei Hinsicht leid tun: So einen Vater und auf Hartz IV angewiesen sein.

       

      Übrigens kapieren das viele Eltern der Generation +/- 60 nicht, dass auch nicht "dumme" Kinder, durchaus auch studiert, auf ALG II angewiesen sein können. Und das zudem, obwohl sie definitiv nicht faul sind.

       

      In den Augen der Eltern bleiben sie dennoch faul, weil sie sonst ihr Weltbild und ihre Erziehungsleistung in Frage stellen müssten.

    • @Lapa:

      Sich auf diese Weise an Herrn Sarrazin abzuarbeiten, halte ich für den falschen Weg. Denn damit diskriminieren Sie alle, die keineswegs dumm, aber dennoch arm sind.

      • @Lesebrille:

        Sorry, Diskriminierung lag mir fern; nur, Sarrazin hat in seinem Buch die Meinung vertreten, die Unterschicht sei nicht sozial benachteiligt, sondern genetisch bedingt, dümmer als die Oberschicht. Nur darauf wollte ich hinweisen.

        • @Lapa:

          Ich weiss, nur im Repetieren, wenn auch ironisch gemeint, liegt die Gefahr, das Original - unbewusst - zu bestätigen.