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AfD gibt Asylpolitik Mitschuld an TröglitzVolkes Wille wird missachtet

Die AfD meint, die „Massenzuwanderung“ sei für den Brandanschlag in Tröglitz mitverantwortlich. Dort wohnt zurzeit kein einziger Asylbewerber.

Fühlen sich für „Mehrheitsmeinungen“ zuständig: André Poggenburg (l.) und Bernd Lucke von der AfD Bild: dpa

BERLIN taz | Die 40 Flüchtlinge, die nach Tröglitz kommen sollten, hätten den Ausländeranteil in der Stadt um 1,8 Prozent erhöht. Für die regionale AfD-Spitze offenbar zu viel. Angesichts solcher „Massenzuwanderung“ wundert es sie nicht, dass Bürger zu Feuerzeug und Benzinkanister greifen.

Am Sonntag postete André Poggenburg, Landeschef der Partei und Kreisvorsitzender im Burgendlandkreis, in dem auch Tröglitz liegt, einen Text auf der Facebook-Seite der AfD Sachsen-Anhalt: Zwar sei der Anschlag „klar abzulehnen“, die AfD distanziere sich „offen und entschieden von solchem Vorgehen“.

Doch das Aber folgt auf dem Fuße, damit keine Missverständnisse aufkommen auch gleich in Versalien geschrieben: „ABER, die Frage nach Ursache und Wirkung, nach Schuld und Mitschuld, muss ebenso offen und entschieden gestellt werden!“ Selbstredend muss sie dann auch beantwortet werden. Und das tut Poggenburg so: Durch die „Nichteinhaltung des bestehenden Asylgesetzes“ und „unterlassene Abschiebungen“ sowie durch die „fortlaufende Missachtung des Willens eines Großteils der Bevölkerung, gerade in solch brisantem Bereich wie der Massenzuwanderung“, komme es zu „lokal unerträglichen Zuständen“.

20.000 Euro für Hinweise

Sachsen-Anhalt hat für Hinweise, die zur Ergreifung der Brandstifter von Tröglitz führen, 20.000 Euro Belohnung ausgesetzt. Eine Ermittlungsgruppe („Kanister“) aus 17 Beamten ermittle in alle Richtungen, teilte der Direktor des Landeskriminalamts, Jürgen Schmökel, mit.

Indes sollen nach Angaben von Landrat Götz Ulrich (CDU) im Mai vorerst nur zehn Asylbewerber in Tröglitz eine Unterkunft finden. Wann die angepeilten 40 Flüchtlinge untergebracht werden könnten, sei noch nicht klar. (dpa)

Zur Erinnerung: In Tröglitz wohnt noch kein einziger Asylbewerber. Diese „unerträglichen Zustände“ wiederum „münden in ebenso unerträglichen Gegenreaktionen“, so der AfD-Politiker. „Hier haben sich nicht nur einige Straftäter direkt sondern auch die etablierte Politik mindestens indirekt schuldig gemacht!“ Kurzum: Wer die Asylbewerber nicht abschiebt, trägt eine Mitschuld daran, dass deren Heime angezündet werden. Poggenburg räumt ein, dass sich „neben besorgten Bürgern“ auch „Rechtsradikale“ an den Protesten gegen die Aufnahme der Zuwanderer in Tröglitz beteiligt haben. Doch das sei nicht verwunderlich.

„Wer“, so fragt er, habe schließlich „den Nährboden dafür bereitet“? Die, die sich „den Anliegen eines Großteils der Bevölkerung hochmütig verschließen“. Das Anliegen ist offenbar, keine Ausländer ertragen zu müssen. Dieses Bürgerinteresse missachte die herrschende Asylpolitik. Poggenburg: „Wer diktiert 'Aufnahmebereitschaft' von oben herab ohne sich um die wirklich vorhandene Bereitschaft der einheimischen Bürger zu scheren?“

Die Klientel goutiert so klare Worte. Vielen Menschen „gefällt das“.

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5 Kommentare

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  • Zitat: " In Tröglitz wohnt noch kein einziger Asylbewerber."

     

    Wenn es nicht so bitter wäre, müsste man lachen!

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Ein großer Teil der Bevölkerung? Woher nimmt dieser Spinner diese Erkenntnis? Der weitaus größte Teil der Bevölkerung ist bereit, diesen Menschen zu helfen. Das wird auch in Tröglitz sichtbar und überall, überall in der Republik. Nur ein verschwindent kleiner Teil von Hetzern ist aktiv dagegen. Hier schließe ich ausdrücklich die "Abendspaziergänger" mit ein. Derartige Klarstellung wünsche ich mir von unseren Politikern der etablierten Parteien. Grenzt dieses Hetzergesindel endlich deutlich von demokratischen Parteien ab. Es ist hohe Zeit für klare Worte.

  • ,,Angesichts solcher „Massenzuwanderung“ wundert es sie nicht, dass Bürger zu Feuerzeug und Benzinkanister greifen"

    Diese Zeilen, wenn auch kein direktes Zitat, zeigen dennoch ganz klar, welch perverses Gedankengut in den Köpfen vieler AfDler vorzuherrschen scheint.

    Es wird also den Asylbewerben selbst eine Mitschuld an einem (aller Wahrscheinlichkeit nach) gegen sie gerichteten Anschlag gegeben.

     

    ,,ABER, die Frage nach Ursache und Wirkung, nach Schuld und Mitschuld, muss ebenso offen und entschieden gestellt werden"

     

    Bezeichnend, dass die geistigen Brandstifter aus AfD (und CSU) nicht bereit sind, ihre eigenen Aussagen zu hinterfragen, die diesen Zivilisationsbruch im Kleinen legitimierten und ihm den Weg ebneten, wodurch gerade diese politischen Parteien entscheidend auch zu einer gesellschaftlichen Radikalisierung durch deren verbale Legitimierung beigetragen haben und daher Mitschuld an den Ereignissen tragen. Geradezu pervers, dass die CSU dazu ihren Schnabel zu halten scheint und die AfD ihre eigene Mitschuld an den Ereignissen nun gar den Asylbewerbern und ihrer reinen Existenz geben.

  • Was in Tröglitz passiert ist, ist lediglich die aktive Umsetzung des AfD-Programms durch den Mob. Mir ist jedoch kein einziger Fall bekannt, wo rassistische und faschistische Zielsetzungen à la AfD jemals im "Bürgerinteresse" verlaufen wären.

  • Unerträglich finde ich, wie eine Partei, die mit Kritik der Währungspolitik begonnen hat, sich von diesem Thema entfernt und stattdessen Rechtspopulismus betreibt. Nachdem auch die LINKE lieber bei Mutti kuschelt und Sarah Wagenknecht kaltgestellt worden ist, ist der gemeine linke und linksliberale Euroskeptiker mal wieder politisch heimatlos.