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Debatte ZeitungssterbenNur die Marke bleibt

Jürn Kruse
Kommentar von Jürn Kruse

Die gedruckte Tageszeitung ist nicht mehr zu retten. Springer zieht daher Ressourcen aus Print ab. Nur so kann die Marke überleben.

Keiner mag sie mehr. Bild: kallejipp / photocase.com

D ie gedruckte überregionale Tageszeitung hängt am Tropf. Sie ist nicht nur abhängig von Lesern, die sich Zeitungen kaufen, obwohl sie die bloßen Nachrichten längst anderswoher früher bekommen könnten.

Längst ist sie auch auf Querfinanzierung, auf das Vermögen von privaten Geldgebern und auf staatliche Steuervorteile angewiesen. Es ist wenig übrig geblieben von der Unabhängigkeit, zu der sich so viele Blätter nach dem Krieg verpflichtet fühlten, wie sie in den Titelköpfen manifestierten.

Die Insolvenz der Frankfurter Rundschau hat es wieder einmal bewiesen: Versiegt einer der drei Infusionsbeutel – im Falle der FR hatten die Verleger schlicht keine Lust mehr, jedes Jahr die Verluste auszugleichen –, ist der Überlebenskampf verloren. Auch die Financial Times Deutschland wird nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eingestellt. Da helfen auch keine Soli-Abo-Aktionen. Das sind Heftpflaster auf eine weit klaffende Wunde.

privat
JÜRN KRUSE

ist Medienredakteur der taz.

Verträumte Journalisten

1991 wurden in Deutschland an einem (Werk-)Tag noch 27,3 Millionen Zeitungen verkauft. 2012 sind es noch gut 18 Millionen. In 21 Jahren haben die Zeitungen mehr als ein Drittel ihrer verkauften Auflage eingebüßt. Auch auf der anderen Einnahmenseite, bei den Anzeigen, sieht es nicht besser aus: Seit der Jahrtausendwende sinken die Werbeaufwendungen in Tageszeitungen stetig.

Als die Dotcom-Blase am größten war, pusteten die Unternehmen 6,5 Milliarden Euro in die Tageszeitungen. 2011 waren es noch 3,55 Milliarden, die für Anzeigenwerbung ausgegeben wurden. Ein Minus von – ach was soll die Rechenaufgabe. Als Angestellter in einem Verlag, der in erster Linie eine gedruckte Tageszeitung vertreibt, mag man solche Rechnungen nicht. Dabei muss sich genau das endlich ändern.

Journalisten und Medienschaffende müssen die Augen weit aufreißen und erkennen, dass sich die Welt gewandelt hat. Die so genannte Zeitungskrise ist unendlich. Unser Bild von potenten gedruckten Tageszeitungen passt nicht mehr – und es wird auch nie mehr passen. Da hilft auch der immer wiederkehrende (und jetzt nach Bekanntwerden der FR-Pleite wieder hervorgekramte) Verweis auf die Relevanz der gedruckten Tagespresse für die Demokratie nichts. Das ist Nachkriegsromantik, die im Umkehrschluss nichts anderes sagt, als dass Informationen, Kommentare und Service, die den Leser auf anderen Wegen erreichen, demokratiegefährdend seien. Was natürlich Unfug ist.

Wir Journalisten sind es doch immer, die Statistiken heranziehen, um uns der Wirklichkeit zu nähern. Wir lieben Studien. Wir zitieren sie jeden Tag. Wir bewerten sie jeden Tag (und das zumeist in die maximal mögliche negative Richtung). Doch die Statistiken über die eigene Branche nehmen wir zwar wahr – aber offenbar nicht nicht ernst.

Zur „Frankfurter Rundschau“

Wie sonst ist es zu begreifen, dass nun der Rundschau von allen Seiten Ratschläge erklärt wird, was sie falsch gemacht hätte: Tabloidformat? Ein Fehler. Zusammenschluss mit der Berliner Zeitung? Noch ein Fehler. Überhaupt, viel zu unklares Profil. Fehler, Fehler, Fehler. Selbst schuld. Als hätten Verantwortliche und Redaktion nur ein, zwei Dinge anders machen müssen, und Verkäufe sowie Anzeigenerlöse wären nicht gesunken.

Dabei wissen Journalisten wie Verleger wie Kapitalgeber ganz genau, dass nur eine schonungslose Bestandsaufnahme hilft. Die Axel Springer AG zeigt das gerade recht konsequent an ihrem dauerdefizitären konservativen Schlachtschiff Die Welt.

Mit immer neuen Ansätzen sollten neue Leser für die gedruckte Tageszeitung gefunden werden. Die vermutlich letzte Idee hieß: lange Texte, nur noch zwei, maximal drei auf einer Seite. Wer eine Zeitung kauft, will mehr lesen als im Internet. Das war der Gedanke dahinter. Er hat keinen Erfolg gebracht. Die Auflage der Welt sinkt trotz Hinzurechnung der Verkaufszahlen von Welt kompakt kontinuierlich. Kein Chefredakteur hat den Turnaround geschafft.

Jetzt wurde entschieden: Sollte die gedruckte Welt sterben, werden keine lebenserhaltenden Maßnahmen eingeleitet. Denn die neue Strategie fußt ausschließlich auf den zwei Antworten auf eine simple Frage: Wo lässt sich jetzt oder in naher Zukunft mit der Welt noch Geld verdienen? Im Internet. Und: am Sonntag.

Also arbeiten alle Redakteure seit wenigen Monaten wie eine Onlineredaktion. Alle Inhalte werden so schnell wie möglich auf der eigenen Internetseite, die nun auch „Die Welt“ und nicht mehr „Welt Online“ heißt, publiziert. Kurz vor Feierabend wird zwar noch eine Zeitung gedruckt, doch das ist eher ein Abfallprodukt dessen, was für welt.de sowieso geschrieben wurde. Eine Papierausgabe für all die treuen Abonnenten, die noch nicht gestorben sind. Fast ohne störende Anzeigen.

Marke halten, auch ohne Print

Das einzige gedruckte Produkt der Welt-Gruppe, dem der neuen Strategie nach noch Beachtung geschenkt wird, ist die Welt am Sonntag. Sonntags haben die Leute Zeit, sonntags geben sie Geld aus, sonntags lesen noch immer mehr als 400.000 Menschen hierzulande die WamS. Inklusive der Anzeigen. Das rechnet sich. Trotz des teuren Drucks, trotz des aufwendigen Vertriebs am Feiertag.

Dass diese Strategie zu Lasten der Belegschaft geht, die, ohne spürbar aufgestockt worden zu sein, nun – dem Rhythmus des Internets folgend – von frühmorgens bis spätnachts besetzt sein muss und über ein neues Redaktionssystem diverse Publikationswege bestücken muss, liegt auf der Hand. Dass die Folge, eine überlastete Redaktion, zu nichts anderem als einem Qualitätsverlust führen kann, liegt ebenso auf der Hand.

Doch die Frage, die sich die Verantwortlichen der Welt gestellt haben, ist die richtige: Was bleibt den Zeitungen noch, wenn keiner ihre Zeitungen kaufen will? Die Marke. Aufgeladen mit alldem, wofür die Tageszeitungen seit der Gründung der Bundesrepublik (und im Falle der FR auch schon davor) standen und stehen: Glaubwürdigkeit, Tiefe, Haltung. Ein Machtkorrektiv.

Die Marke mit ihren Attributen muss ihren Platz in der neuen Medienwelt finden. Denn die gedruckte Tageszeitung wird ihn verlieren – trotz aller Nachkriegsromantik.

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Jürn Kruse
Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.
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13 Kommentare

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  • U
    Uli

    Weniger Redaktionsetat = weniger Redakteure = weniger Informationen = weniger Leser. Das ist eine unaufhaltsame Abwärtsspirale.

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    Was ich von der Taz brauche sind 3 Dinge:

     

    - Wichtige Nachrichten, statt alle. Ich brauche euch als Filter. Dafür müsstet ihr nichtmal zu jeder Information einen eigenen Artikel schreiben. Tägliche Zusammenfassungs-Artikel mit Links würden oft auch reichen.

     

    - Gute Recherche. Ich will nicht nur lesen, was ich mir selbst mit etwas Phantasie zusammenreimen kann. Ich will, dass ihr mein Geld nutzt, um Informationen nicht nur zu sammeln, sondern zu erschaffen.

     

    - Tiefere Perspektiven. Hintergründe. Wie Nachrichten zusammenpassen. Ich will wissen, wie die Initiativen der Europäischen Kommission mit der politischen Agenda der verschiedenen Akteure zusammenpassen. Ihr seid die Experten für Nachrichten. Ihr lest all diese Informationen. Ihr könnt dadurch Muster sehen, die ich übersehen würde, weil ich nur kleine Ausschnitte des Bildes sehe. Diese Muster sind viel wert. Und für sie brauche ich professionelle Journalisten.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Die Zeitungen bemühen sich um die Wette, einen undifferenzierten, oberflächlichen Wischwasch zu bringen. Genau wie die Fernsehnachrichten. Wichtig ist, dass sich die Lage in "Lampukistan" verschärft hat und opositionelle Gruppen auf Regierungstruppen gestoßen sind. Hintergründe eines solchen Konflikts interessieren nicht. Weder die macher noch die Konsumenten.

    Der medienschaffende als erfüllender Servicedienstleister. Er bring das, was die Leute sowieso zu wissen meinen. Im Ausland lacht man über die "German Angst" - hier wird sie bedient und gefördert.

    Themen in der kontroversen Diskussion? Wo kämen wir da hin? Mama Merkel wird zwar heftigst kritisiert, aber auch ihre Kritiker versuchen ihre Themen als "alternativlos" zu platzieren. Darf jeder sein Dogma setzen.

    Was würde mit jemanden passieren, wenn er z.B. die These in Frage stellen würde, dass es einen durch CO2 verursachten, meschengemachten Klimawandel so gäbe? Nein, das war doch nur hypothetisch gemeint. Natürlich würde sich niemand mit Fakten beschäftigen, die das Klima-Dogma in Frage stellen könnte.

  • W
    wauz

    Erst einmal - ja!

     

    Was Jörn Kruse hier schreibt, stimmt. Egal ob zehn Jahre vorher schon einmal so etwas geschrieben wurde.Aber es fehlt etwas. Es reicht ja nicht aus, dass man Artikel schreibt und druckt. Ein wesentliches Problem der Printmedien ist der Vertrieb. Wie kommt das Produkt zum Kunden?

    Ich seh's am meinem Briefkasten. Nie war mehr Zeitungspapier (und weniger Zeitung!) darin. Die Kannibalisierung durch die Anzeigenblätter bringt die Zeitung um. Leider kann man das nur mit "ganz" oder "garnicht" steuern. Versuche, durch Aufkleber am Briefkasten nur das bevorzugte "Blättle" zu bekommen, sind nicht nur bei mir gescheitert.

    Sonstige periodika haben das Problem, dass die Grossisten zwar kleine Blätter aufnehmen, aber durch geschickt unsinnigen Vertrieb den Absatz in den Keller fahren.

    Wer also eine alternative Zeitung bringen will, ist auf den Postvertrieb angewiesen. (Heißt an meinem Wohnort: Nachmittags um 4)

    Einziger Ausweg, meiner Meinung nach: Internet und Crowdfunding. Internet heißt interaktiv, also bite: Moderation statt Manipulation der Leserbeiträge.

    Spiegel online, focus, FR usw. sind damit gescheitert.

    Die taz muss da auch aufpassen...

  • A
    alex100

    herr kruses ist ein leichtgewichtigkeit.

    ich hätte an seiner stelle auf kritischen journalismus hingewiesen, den es zu stärken gilt, der immer noch gern - weil selten - gelesen wird, weil er wichtig ist und durch fb, twitter & co nicht zu ersetzen ist.

    schade, 5 setzen.

  • RK
    Rüdiger Kladt

    Bedrucktes Papier zur Informationsbeschaffung ist unkomfortabel, später als TV und Internet, nicht dann und dort verfügbar, wenn ich es will und Zeit habe und letztlich Verschwendung von Ressourcen.

     

    Wenn ich dafür zahlen soll, erwarte ich ein durch mich zugeschnittenes Informationsangebot, gut recherchierte Informationen zu Themen, die mich interessieren aus verschiedenen Quellen - gut lesbar auf meinem Mobiltelefon. Ich erwarte, dass Ereignisse korrekt wiedergegeben werden und Berichterstattung von Bewertung getrennt wird.

     

    Ich bin oft verwundert, wenn ich die lokale Berichterstattung zu Veranstaltungen an denen ich teilgenommen habe, sehe. Da wird selektiert, gewichtet, verfälscht, verdreht, Informationen manipuliert und ich frage mich oft, ob ich auf einer anderen Veranstaltung war und wo die Leute waren, die zitiert werden. Ich gehe davon aus, dass dies die Regel und nicht die Ausnahme ist, und das Vertrauen in die korrekte Berichterstattung meiner Zeitung ist dahin. Und meine Bereitschaft, dafür Geld auszugeben auch!

     

    Ich erwarte nicht den journalistischen, bei Nachrichtendealern abgekupferten Einheitsbrei und propagandistische Verlautbarungen von gestern auf einem Pfund Papier, von dem die Hälfte Werbeprospekt ist und vom Rest mich nur 20% interessiert.

     

    Und früher oder später wird es im Internet Angebote geben, für die ich bezahlen werde.

  • MA
    Manuela & Achim

    "...unabhängige kritische Medien, die sich nicht mit Werbung finanzieren, muß man heute mit der Lupe suchen. Aber das macht sie auch so wertvoll, weil hier analytische Artikel zu finden sind, die auf eigener Recherche beruhen und informativ über all das berichten, was die anderen Medien verschweigen."

     

    Ich gebe Dir vollkommen recht. Die "junge Welt" und "Ossietzky" sind beide eine positive Ausnahmeerscheinung, sprechen parteiunabhängig breite linke Zielgruppen an und sind auf Grund ihres inhaltlichen Alleinstellungsmerkmals unersetzbar.

    Ich zähle auch die gemeinsam von den beiden Chefredakteuren Jürgen Reents, Gründungsmitglied der Grünen, und Tom Strohschneider, früher Freitag- und taz-Redakteur, geführte Tageszeitung neues Deutschland dazu, die durch umfängliche tägliche alternative Berichterstattung einen thematischen Kontrapunkt zu den grossen Printmedien setzt.

    Weiterhin sollte man gleichfalls den linken

    "Prager Frühling", eine hochinteressantes Diskussions- und Debatten-Zeitschrift, hinzurechnen, wo auch Beiträge von Hans-Christian Ströbele erscheinen.

     

    Günter Gaus: „Ich nenne links, dass man gesellschaftliche Fragen für vorrangig hält. Dass man die gesellschaftlichen Antworten, die gegeben werden, jedes Mal sehr skeptisch überprüft, ob sie wirklich mehr als eine Tagesantwort sein können.“

     

    Dem werden die genannten linken Zeitungen und Zeitschriften umfassend gerecht.

  • E
    E-communist

    Gleiche Nachricht, minimal anderer Tonfall, einige kenntnislose Kolumnisten und die grosse Angst, blos nicht auffallen, überall in deutschen Zeitungen. Und online wird der Leser überall gegängelt, wenn es um die Stärke des Internets geht, nämlich die Beteiligung des Lesers (bei der TAZ weniger als anderswo, aber dennoch). Dafür zahl' ich nicht.

     

    Nach einigen Jahren Abstinenz habe ich seit Jahren wieder eine Zeitung abonniert, und dies seitdem nie bereut. Nur das dies keine deutsche oder deutschsprachige Zeitung ist, sondern mir aus dem Ausland geschickt werden muss - ein deutsches Äquivalent dazu gibt es nicht.

  • TS
    Thomas S.

    zu: "1991 wurden in Deutschland an einem (Werk-)Tag noch 27,3 Millionen Zeitungen verkauft. 2012 sind es noch gut 18 Millionen." Ein Aspekt, den Sie hier vergessen: wie viel Tonnen an Papier seitdem eingespart wurden. Für mich ist es unwichtig, ob eine Zeitung auf Papier oder online produziert und distribuiert wird. Gescheitert sind die Verlage in Bezug auf die Multichannel-Distribution bisher an der Refinanzierung. Offensichtlich gibt es hier noch keine tragfähigen Modelle. Andererseits sterben wohl auch die typischen FR-Zielgruppen weg und der Verlag hat es bisher nicht vermocht, neue Zielgruppen, die die neuen Medien nutzen (Shifting), für sich zu gewinnen. Und sich in der neuen Medienlandschaft eindrücklich zu positionieren.

  • BH
    Bernd Hofmann

    Tante Emma ist tot, wenn die Tageszeitungen auch sterben werden die Leute den ganzen Tag leere Köpfe durch das Land tragen #albtraum

  • DC
    Dieter Cohnen

    Lieber Jürn Kruse.

     

    Jetzt haben Sie uns aber allen die Augen aufgerissen. Endlich mal einer, der Klartext redet. Mit dieser Einstellung sollten Sie sich eigentlich eine gute Basis für einen Vorstandsassistentenjob bei Herrn Döpfner verdient haben. Ein Versuch wäre es wert. Ich kann es nur empfehlen. Herr Döpfner ist viel offener und überhaupt nicht "unnahbar" wie es manche "Topmanager" gern sein möchten.

     

    Was den Inhalt und die Substanz dessen angeht, was Sie schreiben, kann ich nur - elektronisch gehts einfach schneller ;-) - dass ich solche Texte vor ca. 13-14 Jahren schon gelesen habe. Sie haben also nichts Neues erzählt. Was die Richtigkeit Ihrer Annahmen und Behauptungen (ok, das darf man ja in einem Kommentar) nicht glaubwürdiger macht.

     

    Aber in dem seit nunmehr fast 16jährigen "Streit" zwischen denen, die Print bereits als Zombie sehen, der nur noch auf die Erlösung wartet und das Internet als einzigem Überlebenden (und das natürlich zu Recht und als einzig mögliche Zukunft) habe ich persönlich leider immer vor allem Eines gesehen: Die undifferenzierte Wiederholung von immer gleichen Argumenten. Auf beiden Seiten wohlgemerkt.

     

    Ich bin Verleger einer Zeitung, die gedruckt wird und - seit 1995 als "paid content" - auch online erscheint. Und habe in dieser Zeit natürlich ordentlich an Printauflage "lassen" müssen. Aber ich sehe immer noch genug junge Leute am Freitag mit einer gedruckten Ausgabe meiner Zeitung, die z.B. in Ruhe bei einem Kaffee lesen. Und nebenbei auf dem Smartphone oder pad irgendwelche Kommunikation oder sonstwas machen.

     

    Pferde soll es ja seit Erfindung des Autos auch keine mehr geben. Radio wurde vor 80 Jahren beerdigt und schade, dass es keine Kinos mehr gibt, oder?!

  • O
    OSSI_SAM

    Jürn Kurse beschreibt wahrscheinlich einen richtigen Trend, genauso wie die Doornkaat AG pleite ging, weil ihr die Korn-Trinker wegstarben, wird auch die gedruckte Tageszeitung künftig nur noch als Nischenprodukt existieren. Die „Gnade der späten Geburt“ verhilft also auch dem epaper-Leser zum Gefühl ewiger Jugend. Soweit der Beitrag zur ARD-Themenwoche „Tod und Sterben“……

     

    Aber warum ausgerechnet das Modell der „WELT“ in den Mittelpunkt stellen, wenn die Alternative so nahe liegt? Bei der TAZ zeigt sich doch ein deutlicher Trend, die Papierform immer mehr als Themenheft - am Besten am Wochenende anzubieten. Alles Aktuelle hole ich mir zusätzlich aus dem Netz. Die Papierausgabe am Wochenende wird gern gelesen, die Themenschwerpunkte helfen, den ein oder anderen zusätzlichen Käufer zu finden. Ein Geschäftsmodell über das bei Jürn Kruse leider nichts zu lesen ist. Ob die in "verboten" schon heftig umworbenen FR-Leser dafür die richtige Zielgruppe sind, bleibt aber zweifelhaft……

  • IC
    Iris, Claudia, Regina

    Der Zeitungsmarkt ist fast durchweg nur noch von austauschbaren unkritischen Printmedien besiedelt. Und das war die FR in den letzten Jahren auch.

    So wie heute 5 Medienkonzerne fast ausnahmslos den gesamten deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt beherrschen, dazu den größten Teil der privaten Radio- und TV-Sender, kann man wahrlich nicht mehr von Meinungsvielfalt und Unabhängigkeit sprechen. Die politische Linie gibt der Verleger vor, der Chefredakteur setzt sie durch. Anzeigenkunden verlangen unkritische Berichterstattung. Der Profit steht im Mittelpunkt, Agenturmeldungen werden unbearbeitet ins Blatt gesetzt.

    Investigativer Journalismus findet aus Kostengründen kaum noch statt.

     

    Wirklich (konzern- und partei-)unabhängige kritische Medien, die sich nicht mit Werbung finanzieren, muß man heute mit der Lupe suchen. Aber das macht sie auch so wertvoll, weil hier analytische Artikel zu finden sind, die auf eigener Recherche beruhen und informativ über all das berichten, was die anderen Medien verschweigen.

    Das sind z. B. die überregionale linke Tageszeitung "junge Welt" (die wie die taz von Genossenschaftsmitgliedern herausgegeben wird) oder ein Wochenblatt wie "Ossietzky" (Nachfolgerin der legendären "Weltbühne").

    Wenn diese Medien nicht weiter erscheinen können, dann ist wirklich dann entsteht eine unersetzbare kritische Lücke in der deutschen Medienlandschaft.