Prozess gegen Lifeline-Kapitän: Urteil wahrscheinlich im September
Vielleicht fällt das Urteil im Lifeline-Prozess schon im September. Laut einem Gutachter hatte das Schiff nicht die nötigen Dokumente für die Seenotrettung an Bord.
Dem 57-Jährigen wird vorgeworfen, das Rettungsschiff „Lifeline“ ohne ordnungsgemäße Registrierung in maltesische Gewässer gesteuert zu haben. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu 11 600 Euro Strafe oder ein Jahr Haft. Reisch bezeichnete den Vorwurf im ZDF-„Morgenmagazin“ als „haltlos“.
Ein vom Gericht beauftragte Gutachter legte bei einer Anhörung am Montag einen Bericht vor, demzufolge an Bord des Schiffs nicht die für Seenotrettung erforderlichen Dokumente vorgewiesen wurden, wie die Tageszeitung Malta Today online meldete.
Die Besatzung der „Lifeline“ habe demnach keinerlei Nachweis für eine Registrierung bei den niederländischen Schifffahrtsbehörden erbracht. Damit sei die „Lifeline“ staatenlos. Reisch habe dagegen angegeben, die fragliche Dokumentation sei für Vergnügungsschiffe nicht erforderlich, führte der Gutacher aus. Allerdings sei der Kapitän lediglich befugt, im Mittelmeer innerhalb von 30 Seemeilen vor der Küste Vergnügungsschiffe zu steuern. Das Schiff ist in den Niederlanden über einen Yachtclub angemeldet.
Kapitän Reisch ist empört
Die „Lifeline“ ist eines von insgesamt vier NGO-Schiffen, die derzeit in Malta und Italien am Auslaufen gehindert werden. Ebenso mussten die Betreiber privater Aufklärungsflugzeuge ihre Arbeit einstellen.
In Valletta verbarg Reisch seine Empörung darüber und über den Prozess gegen ihn nicht. „Worüber sprechen wir hier? Wir sprechen nicht über die Rettung von Menschen, leider, sondern wir sprechen darüber, ob dieses Boot eine holländische Flagge führen darf, ja oder nein. Und ich sage klar: Ja, darf es, das steht in diesen Zulassungspapieren einwandfrei so drin.“
Reisch ist in Malta gegen Kaution auf freiem Fuß und darf auch nach Deutschland reisen. Auch zum nächsten Prozesstermin werde er „rechtzeitig“ nach Malta zurückkehren, sagte er in Valletta. Bei der Anhörung am Montag habe sich „nichts wirklich spannend Neues ergeben“. Der Kapitän erklärte, die Organisation werde weiter Spenden für ein neues Schiff sammeln. „Wenn sie unser Schiff nicht freigeben, werden wir einfach ein anderes zum Laufen bringen, ganz klarer Fall.“
Die „Lifeline“ war im Juni fast eine Woche auf dem Meer blockiert, nachdem sie rund 230 Migranten vor Libyen gerettet hatte. Erst nach der Vereinbarung, dass die Migranten unter EU-Ländern aufgeteilt werden, erlaubte Malta die Einfahrt in einen Hafen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung