Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Heimatminister Horst Seehofer sinniert über den Islam und die Sparkasse beutet dank des Bundesgerichtshofs schamlos ihre Kunden aus.

Über die Zentrale der Deutschen Bank ziehen Wolken hinweg

Zwischen den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein Foto: reuters

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Keine MinisterIn schwor „… so wahr mir Allah helfe“.

Und was wird besser in dieser?

Allah hilft trotzdem.

Für Bundesinnenminister Horst Seehofer von der CSU gehört der Islam „nicht zu Deutschland“. Was will uns der Mann damit sagen?

Ein Mannbarkeitsritual, anderswo hauen sie sich Löcher in die Ohren oder hüpfen nackend vom Felsvorsprung. Der Satz ward Stammesornament und löst darin die erste Strophe des Deutschlandliedes ab. Heimathotte hebt sein Bein an den „Wurzeln unseres Landes“ und markiert sein Revier, alle Diskurse zu dem Thema sind jedoch längst geführt. Ergebnis: Weder noch; der Islam ist dabei, zu Deutschland zu gehören. Eine Gegend, in der länger als anderswo Heidentum herrschte. Ein Land, das sich heute munter auf seine jüdische Tradition beruft, sozusagen ums Verrecken. Und schließlich ein Land, das mal gerade 150 Jahre alt ist. Kurz: Diese „Was gehört gerade zu uns?“-Debatte ist die des fiebrigen Mannes, der sich ein Thermometer rektal einführt und nach Messung die Klimakatastrophe für eröffnet erklärt.

Und wo wir gerade bei der CSU sind: ein paar Glückwünsche an den neuen Chef von Bayern, Markus Söder?

Die Bayern werden im Herbst entscheiden, ob sie das verdient haben. Söder liefert bisher einen undurchsichtigen Mix aus maximal großer Schnauze und minimal auffälliger Amtsführung als Umwelt- und dann Finanzminister. Noch neige ich dazu, die ganze Seehofer-Spahn-Söder-Burschenschaft als Volkssturm der Volksparteien zu hätscheln. Söder wird dann liefern müssen, und wer weiß, ob’s nicht eh gleich wurscht ist, wenn es die AfD selber macht.

Dieser neue CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn scheint sich sehr gut auszukennen mit Hartz IV. Damit „hat jeder das, was er zum Leben braucht“. Ist er mit diesem Denken in der Groko nicht in bester Gesellschaft?

Spahn legt nach, er wolle „lieber darüber reden, wie die Leute aus Hartz herauskommen“, nachdem er just der Meinung war, dass es sich in Hartz gut leben lasse: Da kann man für sein Gesundheitsministerium auf klarer zu Ende gedachte Äußerungen hoffen. „Grippe ist prima, man sollte sich aber dagegen impfen lassen.“ Offenkundig jedoch reklamiert er hier vor allem, dass er sich auch künftig von Amtsgrenzen nicht wird abhalten lassen, einen ressortübergreifenden Medienkracher rauszuhauen.

Der Bundesgerichtshof hat entschieden: Kundinnen der Sparkasse dürfen auch mit „Kunde“ angesprochen werden. Weil das halt schon immer so gemacht würde. Ist das nicht ein bisschen schwach?

Ach, harmlos – im Vergleich zu den Zumutungen der Banken, uns dutzendstellige IBAN-Buchstabensuppen kritzeln zu lassen auf den gleichen Formularen. Begründung: „Uns war halt danach.“ Oder: „Selbst schuld, wenn ihr zu blöd zum Online-Banking seid.“ Oder eben: „Soll doch der depperte Kunde die Arbeit machen, können wir Personal sparen.“ Derdepperte Kunde, wohlgemerkt, da stört es wenigstens niemandin.

Die Deutsche Bank macht 735 Millionen Euro Verlust, zahlt aber knapp 2,3 Milliarden Euro an Boni aus. Erklären Sie uns das mal bitte.

Tut mir leid, für das taz-Honorar geht das nicht. Wie wär’s mit einem Bonus?

Wieder ein toter Spion: In Großbritannien wurde der frühere Doppelagent Sergej Skripal offensichtlich vergiftet. Die Briten machen Russland verantwortlich und weisen Diplomaten aus, Russland zieht genauso nach. Bewegen wir uns gerade auf eine Art zweiten Kalten Krieg zu?

Geheimdienste: Jetzt, während es passiert, kann man gar nichts glauben; in 40 Jahren, wenn es als Bond-Film kommt, muss man nichts glauben, weil es ja lange her ist. Keine Ahnung. Jedenfalls erhöhte Bereitschaft aller Beteiligten, Krisen zu eskalieren, das steht ausnahmsweise bereits fest.

US-Präsident Donald Trump hat seinen Außenminister Rex Tillerson per Tweet entlassen. Wird die US-Außenpolitik nun noch breitbeiniger?

Eigentlich ist es komplett egal, wer eine außenpolitische Linie vertritt, die es nicht gibt.

Und was machen die Borussen?

Trainer Stöger stellt namentlich Spieler Götze öffentlich an den Pranger; das ist Führungsqualität at it’s worst. Sein Gehalt bekommt der Trainer, um sich vor die Mannschaft zu stellen. Einen verpeilten – und vom Trainer falsch aufgestellten – Jüngling zu demolieren, atmet den Hauch von Abschied.

Fragen: JÜK

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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