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Debatte SchulnotenBesser ohne

Ralf Pauli
Kommentar von Ralf Pauli

Die meisten Eltern, Lehrer und Bildungsminister befürworten die numerische Leistungsbewertung. Unser Schulsystem wäre ohne sie gerechter.

Juhu, Ferien! Da sind Noten erstmal ziemlich egal Foto: dpa

E ines muss man Zeugnisnoten zugutehalten: Sie bringen Eltern mitunter dazu, zweimal im Jahr das Taschengeld aufzubessern. Zwei Mark für „sehr gut“, eine Mark für „gut“. Und 50 Pfennig für „befriedigend“. Das waren in meiner Grundschulzeit die üblichen Sätze.

Heute ist es für Eltern komplizierter, die Leistungen ihrer Kinder einzuschätzen. Gehen diese beispielsweise auf die Berliner Clara-Grunwald-Grundschule, bringen sie am Zeugnistag satte 90 Bewertungen mit nach Hause. Allein das Fach Deutsch umfasst 25 Einzelkompetenzen wie „Denkt über Sprache nach“ oder „Schreibt eigene Texte weitgehend richtig“. Statt dahinter eine Note einzutragen, kreuzt die Lehrkraft eine von vier möglichen Kompetenzen an. Von „sehr“ bis „gering“ ausgeprägt. Indikatorenzeugnis heißt diese Alternative zu den Schulnoten. Die Berliner Grundschulen setzen sie seit fast zehn Jahren ein. In Schleswig-Holstein, wo die Grundschulen schon jetzt notenfrei sind, werden ab dem übernächsten Schuljahr ebenfalls Kompetenzen bewertet.

Auch andernorts müssen sich Eltern mit zensurfreien Zeugnisvarianten anfreunden. In Bayern führen LehrerInnen mit Erst-, Zweit- und DrittklässlerInnen neuerdings Lernentwicklungsgespräche (LEGs), in denen individuelle Lernziele vereinbart werden. Und im Rest der Republik werden, mit Ausnahme Sachsens, in den ersten beiden Schuljahren generell keine Notenzeugnisse mehr verteilt, sondern „Lernstandberichte“, teilweise ergänzt durch LEGs und Kompetenzprotokolle.

Der Leistungsdruck steigt

Was die Modelle eint: Sie stellen die Stärken und Schwächen jeden Schülers und jeder Schülerin differenzierter dar, als es eine Note pro Fach könnte. Und sind somit – wie beteiligte LehrerInnen bekräftigen – gerade für schlechte SchülerInnen motivierender, ihre Defizite anzupacken. Warum also sollten die Vorzüge nicht auch an weiterführenden Schulen fruchten, wo der Leistungsdruck – Stichwort G8 – steigt und Mobbing an der Tagesordnung ist? Die Möglichkeit, auf Noten zu verzichten, bieten viele Länder nämlich auch für die Mittelstufe – sofern Kollegium und Eltern das wollen. Nur: Die wenigsten lassen sich darauf ein.

Und das liegt an den Vorbehalten, die Schulen ohne altbekannte Zensuren offenbar wecken. An den gänzlich notenfrei konzipierten Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg waren viele Eltern zunächst derart verunsichert, dass das Ministerium wissen ließ: Die Beurteilungen könnten auf Wunsch auch in Noten angegeben werden – was die Ursprungsidee eindrucksvoll konterkariert. Für unnötige Verwirrung sorgte vor ein paar Jahren auch die Notenreform für die Hamburger Stadtteilschulen. Seither werden ab Klasse 7 Noten mit dem Zusatz „G“ oder „E“ versehen. Je nachdem, ob die Lehrkraft ein „grundlegendes“ oder „erweitertes“ Niveau feststellt. Jetzt müssen Eltern und Arbeitgeber lernen, dass sich hinter einer akzeptabel klingenden G3 die Note „ungenügend“ verbirgt. Wer so reformiert, braucht sich über die Vehemenz der Notenbefürworter nicht zu wundern.

Wie stark deren Front ist, zeigte sich zuletzt im Februar, als die Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Marlis Tepe, die Abschaffung aller Schulnoten forderte. Mit individuellen Berichten werde man den persönlichen Lernfortschritten der Kinder besser gerecht, argumentierte sie. Die Kultusministerien hielten sofort dagegen: Schule muss leistungsorientiert bleiben. Schließlich soll sie ja auf den Eintritt in unsere Leistungsgesellschaft vorbereiten. Das zweite Argument, das Ministerien und einflussreiche Interessenvertreter wie der Deutsche Philologenverband anführten: Noten seien unverzichtbar, um SchülerInnen miteinander vergleichen zu können.

Die Notenvergabe ist leider nicht vor subjek­tiven Faktoren wie Vorurteilen geschützt

Klingt stimmig – ist es aber nicht. Zum einen, weil es mit der Vergleichbarkeit ja so eine Sache ist. Seit Jahren werden die Abiturschnitte fast im ganzen Land besser. In Thüringen hatten zuletzt vier von zehn AbiturientInnen einen Einserschnitt. Auch das bundesweite Zentralabitur, das einige Länder dieses Jahr erstmals zulassen, wird nicht so schnell für einheitliche Standards sorgen. Schon jetzt ist klar, dass die Ministerien nur einen geringen Teil der Prüfungsaufgaben aus dem gemeinsamen Pool nehmen werden.

Vorteile für Akademikerkinder

So betrachtet, sichern Schulnoten nur den Status quo eines ungerechten Schulsystems, das SchülerInnen mit „leichtem“ Abitur bei der Studien­platzvergabe Vorteile verschafft. Viel gewichtiger ist aber der zweite Gerechtigkeitsaspekt: Für den Übertritt auf das Gymnasium spielen Schulnoten in fast allen Bundesländern eine zen­trale Rolle – und das begünstigt Kinder aus Akademikerfamilien, wie zahl­reiche Studien belegen. Nicht­akademikerkinder sowie Kinder mit Migrationshintergrund siebt das Schulsystem aber oft genau an dieser Stelle aus. Weil ihre Eltern möglicherweise nicht auf eine Empfehlung fürs Gymnasium drängen. Weil die Notenvergabe – leider – nicht vor subjektiven Faktoren wie Sympathie oder unterbewussten Vorurteilen geschützt ist.

Dass es ohne Noten gerechter zugehen könnte, zeigt eine Projektschule in Hamburg. Dank einer Ausnahme im Schulgesetz darf die Max-Brauer-Stadtteilschule bis zur Oberstufe auf Noten verzichten. In den fünf Jahren ohne Noten verdoppelte sich nach eigenen Angaben die Zahl der SchülerInnen mit gymnasialer Empfehlung von durchschnittlich 30 auf knapp 70 Prozent. Oder anders formuliert: Diejenigen, die an anderen Schulen und Schulsystemen früh ausgesiebt würden, kommen dank Kompetenzrastern und individueller Lernförderung bis spätestens Klasse zehn auf Gymnasialniveau. Keine andere Stadt­teilschule Hamburgs bringt so viele AbiturientInnen hervor. Keine schneidet beim Abi-Schnitt besser ab.

In unserer Leistungsgesellschaft sind – ob man will oder nicht – Noten unabdingbar, um SchülerInnen miteinander vergleichen zu können. Nicht aber, um bessere Leistungen zu erzielen wenn man der Hamburger Wunderschule glaubt. Das wäre doch ein Grund, liebe Rektorinnen und Rektoren, selbst den Versuch zu wagen. Vorausgesetzt, die Eltern können sich an Zeugnisse ohne Noten gewöhnen.

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Ralf Pauli
Redakteur Bildung/taz1
Seit 2013 für die taz tätig, derzeit als Bildungsredakteur sowie Redakteur im Ressort taz.eins. Andere Themen: Lateinamerika, Integration, Populismus.
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19 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • "Er war stehst redlich bemüht"

    Der eine Lehrer will seine Begeisterung zum Ausdruck bringen über einen Schüler der sich aktiv beteiligt.

    der nächste Lehrer will durch die Blume sagen das der Schüler anwesend war aber rein gar nichts verstanden hat.

     

    sollte man sich von Noten Abwenden wofür auch einige gute Gründe genannt wurden. so sollte man dann doch bitte zumindest einheitliche Formulierungen definieren bei denen dann wenigstens klar ist was sie wirklich meinen.

     

    Mein Persönlicher Vorschlag zu dem Thema allgemein wäre jedoch viel mehr das man zweigleisig fährt

    Noten in den Kern fächern. Knall harter Leistungsdruck als Vorbereitung auf die Arbeitswelt. wir leben nun mal in keiner perfekten Welt.

    Jedoch eine ausgewogenere Bewertung in den fächern die nicht zur den Kernfächern für den Schüler zählen (Frei wählbar?). Wir müssen keinen Schüler der längst weis das er keinen Technischen Beruf erlernen will nicht mit Noten Nerven weil er kein Polynom 3. Ordnung lösen kann. Feedback zu seinen Fähigkeiten im logischen Denken hingegen vielleicht schon.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Note suggeriert Objektivität und Berechenbarkeit; Lernstandsbericht/Elterngespräch wird als subjektiv empfunden und wird per Hinterkopfaktivität in Note rückübersetzt; systemimmantes Problem: alles muss vergleichbar sein, ist es aber nicht, beruhigt nur vordergründig und strotzt vor Fehlurteilen und -entscheidungen.

    Ausweg: Gemeinschaftsschule bis zum Abschluss, siehe Waldorfschule.

    Dank an @RUDOLF FISSNER

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    "Lernentwicklungsgespräche (LEGs)"

     

    Wer in größeren Unternehmen arbeitet, kennt sowohl diese Bewertungsvorlagen wie die Bewertungs- & Entwicklungsgespräche. Ist ja nur folgerichtig nach der Verwertungslogik, dass man damit auch Kleinkinder traktiert. Von der Wiege bis zur Bahre.

    • @24636 (Profil gelöscht):

      Ja wie? "Lernentwicklungsgespräche (LEGs)

      Wer in größeren Unternehmen arbeitet, kennt sowohl diese Bewertungsvorlagen wie die Bewertungs- & Entwicklungsgespräche.…" - klar doch - wa!

       

      Jau. Auszüge¿ - gern.

       

      "Ich weiß ja nicht - ob Sie noch was werden wollen?" - "Wieso - ich bin doch schon was!" & Däh!

       

      Na ok - Denkste. &

      Schreibste was. Aber - nixda! &

      Nach - Rauschen im Blätterwald - ;)

      "Sie wollen hier wohl die - Rangordnung durcheinanderbringen."

      ……usw usf… ff

       

      Nu. Da mähtste nix.

      Normal.

      • @Lowandorder:

        & by the way - Öberschte Einserjuriste! & LEGs.!*;))

         

        Draa Stunne - Im Strom des KDW - ;)) &

        Mein Versuch* - reziprok - zum heikel -

        § 48 VwVfG.

        "Ja Meinescheißenocheins - zu dieser Knackfrage - 'n Dreizeiler als Begründung! Wat issen nu ditte - wa!" "Ja - Waaas glaabe denn Sie - denn?

        De Große Senat! Alles aafe Disch. Ja. -

        Ihr faanes Teil aach! Abbes die kenne sich doch mal grad net aanige.

        Un so - Stimmese ab! Un feddig!

        Begrünne meest ihr dess denn wiede!" Mei gemütliche Südhesse mit saa zwaa dicke Dasch im KDW!.;))) in memoriam.

        Na bitte - So gehts doch aach! &

        Danke für alles Mr. K.!;))

  • Zensurfreie Schulen sind in unserem Schulsystem schon seit langem möglich: Waldorfschulen.

  • Ihc nehme ma an, der Autor des Artikels hatte keine guten Noten in der Schule?

    • @Gerald Müller:

      Wozu auch? &

       

      by the way - als der N.C. das trübe Licht der 60er erblickte - dekreditierte die

      Uni Köln "Die Deutsch-Note findet keine Berücksichtigung - weil sie regelmäßig vorrangig das Verhältnis

      Lehrer/Schüler widerspiegelt!"

      Normal.

      &

      Ein Jahrgang vor mir erklomm einer die Sittliche Reife - mit Deutsch - eins!

      Der zuvor mit Deutsch - mangelhaft

      'n Ehrenrunde gedreht hatte.

      Überraschung - nicht bei der selben

      Lehrperson!

      Noch Fragen¿!

      Hamsterradliebhaber sehen solches - Sicher anders - klar! & So what! &

      Mehrfach!! " …& ich geb dir keine

      Zwei mehr!" - "Ja& - dann lassenses -

      Doch & Wirsing!"

      So geht das.

       

      (Gut - ein Präsi"Kollege" wollte mal wg deutsch 3 - an meiner Beurteilung rummachen!;))

      "Ok. Zeigen Sie mir einen - Entscheidungsentwurf -

      An dem der Herr Kollege Vors.

      (ein Mr. "hervorragend";)(( -

      Auch nur ein Jota geändert hat!"

      &Wutanfall vom Lustigsten!;)) but -

      Nix & Ende Gelände.

  • Ach du heiliger Strohsack.

     

    "… In unserer Leistungsgesellschaft sind – ob man will oder nicht –

    Noten unabdingbar, um SchülerInnen miteinander vergleichen zu können.…" - Oppala & Geht's noch?!

    vulgo - Vorauseilender Gehorsam!

     

    Vergleichen für was denn - bitte?

    Nach 2x Backenbleiben & Arschrettung durch meinen Alten;) &

    Landung auf dem Ascheimerzug-;))

    (vulgo mat-nat.!;)) ="Abschaum!"

    War mir klar - das Abi - das packste.

    Noten waren mir & gar meinen Alten;) tutto completto wumpe - Zumal ich in fast jedem Fach von mangelhaft bis zwei - auch gern ungenügend&eins Alles mal ala long hatte.

    Rudern!! = Schule en passant* - &

    Klar - N.C. - zéro bis auf grade: med.

    Folge: Einer! wg med. " öh hätte aber gern ne 3 (math.)!" - "Waas - so gut biste aber nicht! Na gut!" -;) =Guter Arzt! &

    * Schule durfte nicht stören & Hausaufgaben/zeit vermeiden!!!

    Ergo: Aufgepasst wie'n Schießhund!

    & Genau so auch studiert & klar - Job!

    Mitschüler sahen das wenig anders.

    Geht doch!

     

    kurz - Vergleichen? Noten?

    Heißt - Zugänge kanalisieren.

    Zugunsten¿ - Auch - Arschklar!

    Die Sägerei via Noten dient/e den

    Paukern lediglich dazu -

    Eigene Schwächen zu kaschieren &!!

    Homogenität social zu generieren.!

    Von 25-30 auf je 15 in vier Zügen!

    Eine klare Sprache. & That's it!

    (Gelang bei uns wg soli. eher bedingt!;

    vgl Ernst Blochs "Lob" der schlechten Penne zum "widerborst" - aber im Gedenken an die auf der Strecke - Gebliebenen! Das ja!)

    Nothing else.

    Punkt.

    • 8G
      80336 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Genial.

    • @Lowandorder:

      & zum Schwachsinn - Abi -

       

      Hat der Altmeister - " ich bin nicht intelligenter als andere - nur neugieriger" - Schon 1914 -

      Abschließend seine Zunge rausgestreckt!;))

      http://www.einstein-website.de/z_kids/briefekids.html

      Alice CalapriceDear Professor Einstein

      Albert Einstein's letters to and from children -

      Zum Niederknien.

  • Durch 2 Ehen habe ich insgesamt 9 Kinder durch das Deutsche und Schweizer Schulsystem begleitet, und bin über das deutsche Schulsystem, nicht nur in der Benotung, sehr unzufrieden!

     

    Die Lehrer in Deutschland sind ab der Grundschule sehr schlecht ausgebildet und auch oft sind die Lehrer nicht in der Lage Kinder richtig einzuschätzen, da ihnen das psychologische Wissen und auch dass Fachwissen fehlt.

    Die Vergabe von Noten sollte den Lernfortschritt der Kinder wiedergeben, wird allerdings, gerade in der Grundschule ausschließlich zur Beurteilung der Sympathien der Lehrer zu den Schülern missbraucht, egal ob das Noten oder Beurteilungen sind, häufig zählt auch aus welchen Schichten die Kinder stammen!

     

    Die Noten oder Beurteilungen spiegeln seit etwa 10 – 15 Jahren nicht den schulischen Lernerfolg einzelner Schüler wieder, sondern sind davon abhängig, wie der gesamte Notenspiegel der Schule ausfällt. Ich habe anhand einiger Kinder sehen müssen, dass sie obwohl sie das Klassenziel nicht erreicht haben in die nächst höhere Klasse gestuft wurden, nur um die Schule nicht schlechter dar stehen zulassen.

     

    Eine meiner Töchter hat nach einem Landkreiswechsel die Schule und die Schulform gewechselt, wodurch sie in der Schule stark abgebaut hatte. Trotz schlechter Leistungen und meiner Bitte sie das Schuljahr wiederholen zu lassen, wurde sie Versetzt, laut Aussage des Schulleiters, um den Schulschnitt nicht zu gefährden, man stände immerhin mit anderen Schulen in Konkurrenz.

     

    Durch meine jetzt 12 jährige Tochter habe ich auch wieder andere Kinder in dem Alter kennengelernt und musste feststellen, dass auch an anderen Schulen das Lernen des Schulstoffs zur Nebensache geworden ist, denn diese Schüler haben derart große Wissenslücken, dass wir zu unserer Zeit weder Versetzt worden wären, noch einen Abschluss geschafft hätten!

     

    Ich habe nur 2000 Worte sonst könnte ich richtig vom Leder ziehen!!!

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @urbuerger:

      Posten Sie halt nochmals 2000 Zeichen;-)

       

      Gruß,

      ein Ex, der anscheinend eine Ausnahme machte.

  • Aha, wieder mal "Saure-Gurken-Zeit", nun wird dieser tote Hund ausgegraben. Ach ja, die Einzelkompetenzen. Was für ein Schwachsinn. Kompetenz heißt Wissen und die praktische Anwendung dessen. Ist ein Kfz-Mechaniker, der den Diagnose-Computer an einen Steckkontakt im Auto anschließt, kompetent? Oder ist der erfahrene Mechaniker, der schon bei dem Geräusch und dem Wagentyp weiß, wo der Schaden sich befinden könnte, kompetenter?

     

    Der Gipfel der Dummdusslichkeit kommt von einer Referendarin. Das sind Jene, die die weisen Entscheidungen der Schulbehörde inhalieren und zu 150% umsetzen. Die meinte zur gymnasialen Mathematik: "Der Umgang mit einem Taschenrechner ist doch auch eine Kompetenz."

     

    Bei rund 200-300 Schülern, die ein Lehrer bewerten muss, ist es ein Leichtes 25 Kompetenzen zu prüfen um dann daraus eine individuelle Bewertung zu formulieren. Man fragt sich manchmal, wie dämlich eigentlich solche Vertreter sein müssen um das ernsthaft zu fordern.

     

    Von diesen verdammten Checklisten mit idiotischen Sekundärtugenden, von in der Schule gescheiterten Kollegen entworfen, die dann den Rettungsanker Schulministerium ergriffen und sich dort ein Pöstchen sicherten, haben wir bereits genug.

     

    In Deutschland hat sich aber das grobe Notenraster erhalten. In den Niederlanden gibt es die Noten von 1-10, ja in Deutschland würde es bereits helfen, wenn man das Punktesystem der gymnasialen Oberstufe von 0-15 Punkten zum allgemeinen Notenstandard erheben würde. Selbstverständlich dürfen die Noten nicht etwa berechnet werden. Das ist ja vom weisen Schulministerium besonders streng verboten - aber es wird ja nicht umsonst eine differenzierte Leistungsbeurteilung gefordert, welche bei so vielen Abstufungen möglich ist - im Gegensatz zum sinnlosen Heraussuchen möglichst passender Textbausteine.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "Diejenigen, die an anderen Schulen und Schulsystemen früh ausgesiebt würden, kommen dank Kompetenzrastern und individueller Lernförderung bis spätestens Klasse zehn auf Gymnasialniveau. Keine andere Stadtteilschule Hamburgs bringt so viele AbiturientInnen hervor. Keine schneidet beim Abi-Schnitt besser ab."

     

    Die Max-Brauer-Schule setzt seit langer Zeit auf fächerübergreifendes Lernen und Projekte. Wenn überhaupt, dann hat das Abschneiden mit der Art des Unterrichts und der Lernerfahrung zu tun, die das wirkliche Problem unserer Schulen sind. Noten sind hingegen ebenso willkürlich wie diese "Kompentenzraster" oder glaubt der Autor wirklich, Vorurteile der Lehrer wirkten nur bei der Vergabe von Noten, seien aber beim Einstufen der Kompetenzen auf einmal wie weggeblasen? Das wäre strunznaiv!

     

    Zudem: worin sieht er den Vorteil, dass eine Schule mehr Abiturienten als eine andere hervorbringt? Die Gymnasien (von denen weiß ich es) stehen heute im Wettbewerb. Da wird peinlichst darauf geachtet (man will ja nicht Anmeldungen und "Ansehen" verlieren), dass bloß nicht der Eindruck entsteht, die Schule sei schwer oder lasse viele beim Abi durchfallen. Insofern ist die Zahl der Abiturienten nun wirklich kein Maßstab, deren Noten auch nicht, schon gar nicht in Hamburg.

  • "Schule ohne Noten" versuchte bereits die Waldorf-Schule. Waldorf-Schüler schneiden im Abitur nicht herausragend gut ab, sondern eher schlechter.

     

    Dass das Indikatorenzeugnis wirklich notenfrei wäre, ist ein Trugschluss. Sie sehen nur anders aus und werden etwas anders begründet. Ob man Halbkreise oder Zahlen vergleicht, ist den Kindern egal. Ich war entsetzt, wie knallhart sich bereits Erstklässler vergleichen. Spätentwickler lernen bereits in der ersten Klasse, sie seien Luschen. Bei Verbalbeurteilungen war das früher so nicht möglich.

  • "In den fünf Jahren ohne Noten verdoppelte sich nach eigenen Angaben die Zahl der SchülerInnen mit gymnasialer Empfehlung von durchschnittlich 30 auf knapp 70 Prozent. Oder anders formuliert: Diejenigen, die an anderen Schulen und Schulsystemen früh ausgesiebt würden, kommen dank Kompetenzrastern und individueller Lernförderung bis spätestens Klasse zehn auf Gymnasialniveau."

     

    Zuerst 30% und dann 70% aufs Gymnasium, so so. Und anschliessend alle auf die Uni - davon 80% "was mit Medien". Dann dräut uns ja bald der Garten Eden, angesichts von soviel neuentdeckter Intelligenz...

  • "In unserer Leistungsgesellschaft sind – ob man will oder nicht – Noten unabdingbar, um SchülerInnen miteinander vergleichen zu können."

     

    Nichts für ungut, aber der Satz ist schlicht falsch und passt auch nicht wirklich zum Rest des Artikels. Noten sind eine radikale Vereinfachung zur Hilfe von Einstufung.. ja von was eigentlich? Der Leistungsfähigkeit eines Schülers? Des aktuellen Wissensstandes? Bloss ein Abgleich mit dem Lernstoff anhand einer einzigen Klausur?

     

    Als ehemaliger Besucher einer Privatschule, der erst so wirklich in der Oberstufe mit Noten in Kontakt kam, kann ich diese Notengläubigkeit nicht verstehen, schon gar nicht wenn derart durcheinander/uneinheitlich argumentiert wird.

    Noten sind vielleicht behilflich für eine aktuelle Einschätzung verschiedener Dinge, wie etwa dem Wissensstand eines bestimmten Faches. Noten sind nicht hilfreich für eine langfristige Einschätzung, etwa ob ein Schüler tauglich ist auf eine bestimmte hierarchisch höher angesiedelte Schule zu wechseln. Dazu fehlt einfach ein umfassendes Bild, so wird es keinem Schüler in irgendeiner Weise gerecht. Ein ähnliches Fazit hatte ich bei der Überschrift erwartet.

    Nach diversen Problemen(in Hamburg z.B.) in den letzten Jahren bei dem Versuch von Schulreformen, scheint mir die beste Lösung zu sein, in wenigen Regel!schulen wenigstens einige der Modelle zu testen die schon lange an vielen verschiedenen Privatschulen erfolgreich lernwillige (und wenn erwünscht wohl auch leistungswillige) Schüler hervorbringen. Möglich wohl nur gegen den Widerstand der Eltern von Schulkindern die was Bildungspolitik angeht leider grundsätzlich konservativer sind als in anderen Bereichen. Sie wollen zu ihrem Glück(oder besser: dem ihrer Kinder) gezwungen werden.

  • Ein einfaches Notensystem ist vor allem für die Schüler selber (und eben auch die Eltern) ein Hinweis darauf wo sie stehen und wo ggfls. Verbesserungsbededarf besteht.

     

    Die anderen erwähnten Möglichkeiten sind sicher eine gute Ergänzung - aber eben nicht mehr.