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Fusion von Bayer und MonsantoThey feed the world

Monsanto und Bayer wären zusammen der weltweit wichtigste Saatgut- und Pestizidhersteller. Auch deshalb stößt der Plan auf viel Widerstand.

Auch in Mexiko wurde am Samstag für Lebensmittelsicherheit und gegen Monsanto demonstriert Foto: reuters

Berlin taz | Der Chemiekonzern Bayer will für 62 Milliarden Dollar den Konkurrenten Monsanto kaufen – und so größter Saatgut- und Pestizidhersteller weltweit werden. Bayer veröffentlichte sein seit Wochen erwartetes Angebot am Montag.

„Wir schlagen Alarm“, sagte Axel Köhler-Schnura, Vorstandsmitglied der „Coordination gegen Bayer-Gefahren“. „Durch die Übernahme droht ein weltweites Lebensmittelmonopol. Die Welternährung gerät in ernste Gefahr.“

Schon jetzt befinde sich der globale Agrarmarkt in den Händen einiger weniger Unternehmen. Hatten 1985 die zehn größten Anbieter von Saatgut zusammen noch einen Marktanteil von rund 12,5 Prozent, so seien sie 2011 schon auf 75,3 Prozent gekommen. Monsanto hatte der Nichtregierungsorganisation ETC Group zufolge 2011 rund 26 Prozent des weltweiten Markts für Saatgut unter Beschlag und war damit die Nummer 1. Bayer kam auf 3,3 Prozent. Aktuellere Zahlen konnte Bayer am Montag bis Redaktionsschluss nicht liefern. Bei Pestiziden lag Bayer 2014 nach Medienberichten mit 16 Prozent auf Platz 2. Monsanto hielt 8 Prozent.

Dazu kommt, dass dies nicht die erste Fusion im Agrarchemiebereich wäre. DuPont hat Dow gekauft, Chem-China schluckt gerade den bisherigen Pestizidmarktführer Syngenta. Die Bayer-Kritiker-Coordination macht auch die zunehmende Konzentration dafür verantwortlich, dass die Branche seit mehr als 25 Jahren kein wirtschaftlich bedeutendes Unkrautvernichtungsmittel mehr für den Acker auf den Markt gebracht habe. Deshalb benutzten konventionell wirtschaftende Bauern immer die gleichen Mittel, so dass Unkräuter nach einiger Zeit widerstandsfähig gegen die Chemikalien würden. „Als Folge müssen die LandwirtInnen immer mehr Agrochemikalien ausbringen, was verheerende Auswirkungen auf die Artenvielfalt hat.“

Achtung vor der Gen-Lobby

Einen ähnlichen Innovationsstau befürchten Kritiker im Saatgutsektor. Die größere Konzentration könnte dazu führen, dass weniger Pflanzen gezüchtet werden. Dabei würden Neuentwicklungen dringend benötigt, um auf den Klimawandel zu reagieren. Zudem könnten die Preise für Saatgut und Pestizide steigen.

Auch politisch könnte die geplante Fusion die Landschaft verändern. „Da Bayers Lobbydruck auf die Politik enorm ist, ist zu befürchten, dass nach einer Monsanto-Übernahme die Interessen der Gentechnikindustrie in Deutschland und auf EU-Ebene noch aggressiver vertreten werden als bisher“, sagte Heike Moldenhauer, Gentechnikexpertin des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Tatsächlich gereicht es Monsanto bei Lobbyarbeit in Europa bislang nicht gerade zum Vorteil, ein Unternehmen aus den USA zu sein. Wenn nun Bayer mit Sitz in Leverkusen die Monsanto-Interessen in Brüssel oder Berlin vertritt, fiele dieser „Makel“ weg.

Bayer wies Warnungen vor zu viel Marktmacht zurück. Monsanto und Bayer würden sich sehr gut ergänzen, teilte der Konzern mit. Auf den „relevanten Märkten“ gäbe es weiter einen starken Wettbewerb.

Die Interessen der Gentechnikindustrie könnten noch aggressiver vertreten werden als bisher

Heike Moldenhauer (BUND)

Das müssen wohl demnächst die Kartellbehörden etwa in den USA und der EU überprüfen. Scheitern könnte die angestrebte Übernahme aber vor allem an den Bayer-Aktionären. Mehrere einflussreiche Anteilsinhaber haben sich bereits skeptisch über die Pläne geäußert – vor allem wegen des hohen Kaufpreises. Und der könnte noch steigen, denn erst jetzt sollen offizielle Verhandlungen beginnen. Die Bekanntgabe des Kaufpreises ließ den Bayer-Aktienkurs nach Börseneröffnung am Montag bis zum Nachmittag noch einmal um rund vier Prozent nachgeben. Dabei war er schon in den vergangenen zwei Wochen wegen der ersten Berichte über die Übernahmepläne gesunken.

Das Management hält dennoch an dem Projekt fest. Schließlich würde die Fusion Bayer in einer „langfristigen Wachstumsbranche“ stärken: Wegen des Bevölkerungswachstums und des globalen Trends zu immer mehr aufwendig erzeugten tierischen Produkten wie Fleisch würde die Nachfrage nach Agrarrohstoffen steigen.

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10 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Die Diskussion um Gentechnik ist eine Diskussion der Schaumschläger. In den USA werden seit Jahrzehnten gentechnisch modifizierte Lebensmittel verzehrt. Man zeige mir bitte eine vergleichende epidemiologische Untersuchung, dass dort durch diese Lebensmittel mehr Erkrankungen auftreten.

  • @the real günni : Dieser Deal scheint abgesprochen, denn Monsatan hat schon angedeutet, dass es mit sich handeln lässt.

    Auf diese Weise kann man die Presse wöchentlich mit neuen Wasserstandsmeldungen füttern und die erfahrenen Meister aus Deutschland werden die Stimmung zum Kippen bringen - egal ob der Deal schließlich überhaupt zustande kommt.

     

    Hauptsache, die SPD wird im nächsten halben Jahr zurückrudern und "unser" Glyphosat schließlich doch durchwinken.

  • Ein großartiger Coup der Agrokrake, die sich mit ihren Giften über Feld und Wiesen frisst.

     

    Wenn Bayer sein Interesse an Monsanto (oder gar umgekehrt , wie bei VW und Porsche!) ein halbes Jahr lang in die Schlagzeilen bringt, weiß Gabriel und mit ihm alle SPD-Granden, dass Umfallen in Sachen Glyphosat zur nationalen Pflicht wird.

     

    Denn dann ist sonnenklar : Glyphosat verbieten heißt deutsche Arbeitsplätze gefährden, !

    Und so weit darf die stolze Arbeiterpartei die Umweltschwärmerei nicht treiben.

     

    Das böse ausländische Feindbild Monsanto wird abgelöst vom so verantwortungsbewussten deutschen Unternehmen mit dem schönen Bayer-Kreuz. Da kommt es auf die paar Insekten. Vögel und Kleinsäuger wirklich nicht mehr an. Und der Urin läuft durch uns durch, ob mit oder ohne Glyposat-Rückstände.

     

    Clever gemacht,

  • Monsanto heißt auf deutsch ironischerweise "Mein Heiliger". Mein Scheinheiliger wäre treffender, gebräuchlicher Spitzname in den USA "Monsatan".

     

    Das nennt man dann wohl historische Kontinuität, wenn ausgerechnet Bayer als ein früherer Firmenteil der IG Farben, die durch die Produktion von Zyklon B in den Holocaust verstrickt war, jetzt Monsanto aufkaufen will. Man will also wieder anknüpfen an die alte Tradition der Produktion von Vernichtungsmitteln. Zugleich wäre Bayer damit die Speerspitze für die Öffnung des europäischen Marktes für den Genmist.

    Übel!!!

  • ich kann nur hoffen, dass der ganze deal dem konzern gehoerig auf die fuesse faellt. da ist so viel falsches dran, man weiss gar nicht, wo man anfangen soll.

     

    Schließlich würde die Fusion Bayer in einer „langfristigen Wachstumsbranche“ stärken - langfristig ist die ´konventionelle landwirtschaft´ keinesfalls, der einsatz von chemie auf den aeckern zerstoert die fruchtbarkeit der boeden, nur oekologische landwirtschaft kann diese erhlaten und foerdern. vielleicht sollten an die spitze dieser megakonzerne nur leute gelassen werden, die mindestens einen doktor in biologie haben und nicht wirtschaftswissenschafter sind wie werner baumann.

     

    und ich werde den verdacht nicht los, dass dieses ganze geschacher und geeier der bundesregierung bei der entscheidung um glyphosat mit diesem deal zusammenhaengt. boese

    • @the real günni:

      Da keimt der schmerzhafte Verdacht wieder auf mit Celan's "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" und er bezieht sich auf mehr als Roundup & Co. - auf das gewaltige Artensterben, das immer weniger haltbare Versprechen, den Hunger in der Welt zu stillen, das ganze menschliche und landwirtschaftliche Elend der Bauern weltweit, die die Gewinne einer hier konzentrierten künftigen Konzernmacht mit zu finanzieren haben.

       

      Richtig... böse

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    They poison the world.

  • Monsanto ist wohl der gefährlichste Konzern der Welt.

    Trotzdem werden in der Politik höchsten populistische Randthemen wie Chlorhühnchen oder Glyphosat aufgegriffen. Die schlichte aber äusserst gefährliche Macht-und-Abhänigkeits-politik wird vollkommen ausser acht gelassen.

     

    Da ist man der Wirtschaftswissenschaft sehr nahe die ja auch nie den Zusammenhang zwischen Geld und Macht sehen will.

    • @Chaosarah:

      Es ist Aufgabe des Staates, die Wirtschaft zu regulieren. Z B hat die USA VW gestoppt, die mit Schadstoffen geschummelt haben.

  • Das Problem ist die Mischung, multinationale Konzerne einerseits, scheinbar eine Entwicklung zurück zum Nationalstaat, andererseits.