Kurdischer Protest in Düsseldorf: 15.000 gegen türkische Offensive
Ursprünglich ging man nur von 7.000 TeilnehmerInnen aus: In Düsseldorf fand am Samstag eine Demo gegen das Vorgehen der Türkei in den Kurdengebieten statt.
Wie ein Polizeisprecher mitteilte, versammelten sich die Demonstranten vor dem DGB-Haus und zogen zum Platz vor dem Landtag, wo am Nachmittag die Abschlusskundgebung stattfand. Die Kritik der Demonstranten richtete sich auch gegen Deutschland und die Europäische Union (EU). Die EU gehe mit der Türkei „einen Deal in der Flüchtlingsfrage ein“, lautete der Vorwurf. Im Gegenzug für Zusagen Ankaras zur Aufnahme von Flüchtlingen solle die EU zu dem Vorgehen der türkischen Armee gegen Kurden schweigen.
Derzeit befänden sich mindestens 200.000 Menschen aus den Gebieten der Ost- und Südosttürkei auf der Flucht vor „staatlichem Terror“, sagte ein Sprecher. Ihre Städte würden seit Monaten von der türkischen Armee belagert. Menschen würden ermordet, Häuser beschossen sowie Wasser-, Strom- und Telefonleitungen gekappt.
Die Demonstranten forderten ein Ende der Gewalt in den kurdischen Gebieten der Türkei und den Erhalt der Selbstverwaltungsstrukturen. Zudem verlangen sie erneut die Abschaffung des PKK-Verbots und die Freilassung des PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan. Die Türkei und die EU stufen die PKK als Terror-Organisation ein. In Deutschland ist sie seit 1993 verboten.
Aufgerufen zu der Demonstration hatten unter anderem der Europäische Rat für Frieden und Demokratie „Abdem“, das Demokratische Gesellschaftszentrum der Kurden in Deutschland und die Kurdische Frauenbewegung in Europa.
Die Demonstration führte durch die leere Innenstadt von Düsseldorf. Viele Teilnehmer trugen Fotos des in der Türkei inhaftierten Chefs der PKK, Abdullah Öcalan. Anwohner protestierten mit einem ungewöhnlichen Transparent gegen die lautstarke Demonstration am Feiertag: „Hallo Ihr Kurden – Ihr seid willkommen, aber wir finden es unhöflich + respektlos, dass Ihr heute demonstriert“, stand darauf. Demonstranten waren auch aus dem benachbarten Ausland angereist.
Die türkische Armee hatte Mitte Dezember eine neue Großoffensive gegen die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gestartet. Kurdische Aufständische hatten im Jahr 1984 im Südosten der Türkei einen Kampf um größere Autonomierechte begonnen. Der Konflikt der Regierung in Ankara mit der PKK eskalierte im Juni wieder, der vor drei Jahren eingeleitete Friedensprozess kam zum Erliegen. In dem Konflikt wurden in den vergangenen 30 Jahren etwa 45.000 Menschen getötet.
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