Protest gegen Primark: Schmutzige, billige Wäsche
Die Modekette Primark eröffnet eine neue Filiale in Stuttgart. Kritiker rufen zum Boykott auf. Die Kunden kommen trotzdem.
BERLIN taz | Ein Leopardenprint-BH für drei Euro bringt wenig auf dem Konto seiner Näherin in Bangladesch. Zusammen mit anderen Billigstangeboten verhilft es aber dem Textil-Discounter Primark zu viel Zulauf.
So viel Zulauf, dass er immer neue Filialen eröffnet. 282 gibt es bislang weltweit, 13 davon in Deutschland, am heutigen Donnerstag kommt eine weitere in Stuttgart hinzu. Jonas Stetter gehört zur Initiative Klassenkampf, die dagegen mobilisiert. Er sagt: „Primark verkauft Textilien zu extrem niedrigen Preisen und nimmt dafür katastrophale Arbeitsbedingungen in Kauf.“
Zur Eröffnung soll es Flashmobs und Satire-Aktionen geben. Für Samstag hat ein Bündnis aus Linksjugend, Grüne Jugend, BUNDjugend und weiteren Gruppen zu einer Kundgebung am Mailänderplatz aufgerufen. Das Motto: „Schmutzige Wäsche – Protest gegen Primark“.
Vorstandsmitglied Breege O’Donoghue schreckt das nicht: „Die Schwaben verstehen etwas von Wirtschaft“, sagt sie. Sie sei überzeugt, dass sie das neue Angebot „gerne annehmen“.
Brände, Tod und Kinderarbeit
Die Liste der Vorwürfe gegen Primark ist lang: Seit 2008 schwelt der Verdacht, dass in Primark-Produkten auch Kinderarbeit steckt. Das Ignorieren von Sicherheitsvorschriften und unsachgemäßer Bau führten zu Bränden in diversen Textilfabriken und dem Einsturz eines Fabrikgebäudes in Bangladesch im April 2013 – allein dort kamen mehr als 1.130 Menschen ums Leben.
Kurzzeitig sorgten Hilferufe ungeklärter Herkunft für Schlagzeilen, als die KundInnen eingenähte Zettel in der Kleidung fanden. Und zuletzt waren es die Arbeitsbedingungen in den Filialen: Kameras abseits der Verkaufsräume überwachten die MitarbeiterInnen, so der Vorwurf. Von Primark war dazu kein Kommentar zu bekommen.
Auf ihrer Homepage versucht Primark, den Imageschaden zu kitten. Unter der Rubrik „Unsere Ethik“ heißt es, die Konkurrenz lasse in den selben Textilfabriken produzieren. Macht es dies besser? Nein, sagt Stetter. „Wir prangern nicht nur Primark an, sondern die kapitalistischen Produktionsverhältnisse.“
Das Bündnis Schmutzige Wäsche – Protest gegen Primark meint, es sei kein Verbrechen, sich für wenig Geld schön anziehen zu wollen, aber „die Frage ist: Welchen Preis sind wir bereit, andere dafür bezahlen zu lassen?“
Erst im Juli hatte Primark eine zweite Verkaufsstelle in Berlin eröffnet. Der Ansturm war geringer als erwartet. Auch dort protestierten AktivistInnen unter dem Motto „fast fashion kills“: Mode, die Konten verwöhnt, sei Mode, die tötet.
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