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Sexting bei JugendlichenLasst den Kindern ihren Spaß

In den USA soll ein 17-Jähriger ins Gefängnis, weil er seiner Freundin Nacktvideos von sich geschickt hat. Ist Deutschland auch so prüde?

Negative Folgen möglich: „Sexting kann dich berühmt machen. Auch wenn du es gar nicht willst“, warnt eine Schweizer Kampagne. Bild: Pro Juventute

Wie verklemmt die US-amerikanische Gesellschaft doch ist. Da nutzen jugendliche Paare die neuen technischen Möglichkeiten, um ihre Beziehung erotisch etwas aufzuhübschen – schon schlägt die Justiz zu. Zuletzt bei einem 17-jährigen Jungen aus Virginia. Der hatte seiner 15-jährigen Freundin ein Nacktvideo von sich geschickt, nachdem sie ihn ebenfalls mit Pornobildchen von sich versorgt hatte. So weit, so privat.

Wenn da nicht die Mutter wäre. Die entdeckte auf dem Handy ihrer Tochter die Nacktszenen und zeigte den Jungen wegen Verbreitens kinderpornografischer Aufnahmen an. Die übereifrige Polizei ermittelte, die Angelegenheit beschäftigt nun die Justiz. Kommende Woche muss der Junge vor Gericht erscheinen, ihm drohen mehrere Jahre Haft und lebenslängliche Ächtung, weil er künftig in der öffentlichen Liste für „Sexualstraftäter“ geführt werden könnte.

Gesetze gegen Kinder- und Jugendpornografie sollen junge Menschen schützen, sie nicht für private Sexspielchen bestrafen. Die juristische Praxis in den USA verfehlt ihre Intention, sie kriminalisiert Menschen für harmloses, einvernehmliches Sexting. Laut Studie haben rund ein Viertel der jungen US-Amerikaner Erfahrungen mit Sexting. Glücklicherweise mehren sich auch in den USA liberale Stimmen, etwa in der Washington Post, die anlässlich des aktuellen Falls fortschrittlichere Gesetze zum Sexting fordern.

In Deutschland ist die Gesetzeslage ähnlich rückständig, die praktische Bedeutung jedoch gering. Jugendliche, die pornografische Aufnahmen von sich verschicken, könnten wegen des Verbreitens von Kinderpornografie belangt werden. Allerdings reicht es dafür nicht, die Bildchen und Videos von Penissen, Vaginas und Brüsten an den Freund oder die Freundin zu schicken. Erst wenn die Aufnahmen „nicht mehr kontrollierbaren Personenkreisen“ zugänglich gemacht werden, kann es problematisch werden. Zumal es bei Kinder- und Jugendpornografie keinen Unterschied macht, ob es Bilder vom eigenen oder von fremden Körpern sind.

Von unten fotografieren!

Bisher ist aber kein Fall bekannt, dem die deutsche Justiz nachgeht. „Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein einigermaßen vernünftiger Staatsanwalt das tun würde“, sagt die Hamburger Anwältin Alexandra Braun. Selbst Jungen und Mädchen, die – auf Verlangen – angesextet werden, können sich in Deutschland strafbar machen wegen des Besitzes kinderpornografischer Schriften. „Lieber schnell löschen“, rät die Anwältin. Sie ist sich aber auch hier sicher, dass solche Fälle in Deutschland nicht vor Gericht landen würden.

Früher waren es Doktorspiele, provokantes Pimmelzeigen, erste Berührungen im Kino. Heute sind es intime Bilder und Videos, die via Smartphone verschickt werden. Es sind schlicht neue Möglichkeiten, sich erotisch auszutauschen. Solange alles einvernehmlich läuft, ein Mindestmaß an Vertrauen vorhanden ist, ist Sexting nicht zu verteufeln. Im Gegenteil.

Lasst den Kindern ihren Spaß. Lasst sie sich in ihren stürmischen ersten Beziehungen gegenseitig mit Pornobildchen versorgen. Es ist völlig harmlos. Nur ein Tipp: Wer sichergehen will, fotografiert von unten (sieht größer aus), gesichtslos und verdeckt eindeutige Körpermerkmale (Tattoos, Leberflecke). So kann auch nach dem Ende der ersten Liebe kaum noch etwas schiefgehen.

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31 Kommentare

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  • Kann mir mal einer sagen,wann genau Nacktheit eigentlich ein Grund zum Schämen geworden ist?Und wieso einem eingeredet wird,dein Leben ist zerstört,wenn du Nacktfotos machst?Wieso "geben Mädchen sich dazu her " und Jungs "machen " es nur?Kann eine Frau keine Freude an Pornographie empfinden(rethorische Frage)? Die Tatsache, dass eine ganze Gesellschaft mit dem Finger auf Leute zeigt, deren Intimsphäre verletzt wurde, statt auf diejenigen, die eben Inhalt, der nicht für sie bestimmt ist, konsumieren und verbreiten, ist bigott.

  • Leider blendet der Artikel elementare Aspekte der Thematik aus und kommt so zu einem unverantwortlichen Schluß.

    A) "Sexting" findet in einer sexistischen Gesellschaft statt, in der das Beschämen und Mobben von Mädchen, die sexuell aktiv sind, heftiger denn je wütet. Amanda Todd, eine us-amerikanische Teenagerin, die auf Nachfrage ein Nacktbild versandte, wurde dafür so sehr gemobbt, dass sie es am Ende nicht mehr aushielt und Selbstmord verübte. Darüber brachte die taz leider keinen Artikel, geschweige denn eine umfassende Reflexion. Diese Form von Slut-Shaming ist übrigens kein us-amerikanisches Phänomen, sondern hierzulande wurden z.B. ganze Facebook-Gruppen erstellt, in denen Nacktfotos von Mädchen ohne deren Wissen und gegen deren Willen gepostet wurden. Richtigerweise ging die Staatsanwaltschaft dagegen vor. Betroffene gründeten außerdem die Facebook-Seite "Wir machen unser Maul auf".

    B) Pädokriminelle gehen explizit im Internet auf die Suche nach Kindern und Jugendlichen, die sie zum Zuschicken solcher Bilder zu manipulieren versuchen. Sie geben sich dabei als Gleichaltrige aus. Diese Gefahren sind für Kinder und Jugendliche teilweise gar nicht absehbar, deswegen ist Aufklärung und Schutz das, was an allererster Stelle stehen sollte statt des Verharmlosens und Abwiegelns, das hier stattfindet.

    Und für eine selbstbestimmt ausgelebte Sexualität ist es nicht nötig, Nacktfotos von sich zu verschicken, denn der ganze Bereich real gelebter Sexualität bleibt offen.

  • Rat an Jugendliche: Wenn Leute, die einiges älter sind als ihr, und bei 17-Jährigen reicht schon 20+, euch erzählen, dass es supiee ist, wenn ihr Nachtfotos verschickt, noch dazu extra auf "Pornobildchen" gemacht (s.Artikel), dann ist Vorsicht angebracht. Egal, wie viele das "doch auch tun". Die Bilder werden verbreitet und landen bei Leuten, bei denen ihr sie nicht haben wollt. Nach Trennungen, weil der/die Allerliebste damit angeben will - weil Geschwister das sehen oder Eltern oder sonstwer. Besser: Lasst es. Lest Euch das Zeug zu Verhütung noch mal durch und alles, was mit Grenzen und beiderseitiger Lust zu tun hat, überlegt, was ihr wirklich wollt und was nicht, respektiert euch selber und andere - und macht das nicht online aus.

  • "Sexting" ist das, was Kinder und Jugendliche eben normalerweise tun: sie kopieren die Erwachsenen. In leicht abgewandelter Form.

     

    Gaffen, Geifern, Pömpeln - und damit dann auch noch angeben: es scheint recht viele Eltern zu geben, die so etwas vorleben.

     

    Allerdings gibt es genug Kinder und Jugendliche, die "Sexting" als genau das einstufen, was es ist. Würdelos.

     

    Und eben diese, sehr traditionelle Art sexuelle Beziehungen zu leben nicht übernehmen wollen.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

    • @Angelika Oetken:

      Frau Oetken, ich finde es unbestritten bedauerlich, dass Sie sexuellen Missbrauch erleiden mussten, und natürlich ist es Ihr Recht diesen zu thematisieren.

      Allerdings finde ich diesen Bezug im Kontext unangebracht, denn hier scheint es unbestritten um die sexuelle Entwicklung/ Entfaltung von Jugendlichen im Zusammenhang mit der verquerten Moralauffassung der amerikanischen Gesellschaft zu gehen, lg Fleder.

      • @Flederman:

        Ich muss leider davon ausgehen, dass etliche der jungen Mädchen, die sich für "Sexting" hergeben und ich etwas gemeinsam haben. Und viele der jungen Männer, die "Sexting" betreiben, einen Weg gehen, den auch Missbrauchstäter genommen haben.

        Mit meinem Zusatz zu meinem Namen und indem ich grundsätzlich nicht unter Pseudonym kommentiere, möchte ich das bekräftigen.

         

        Für harmlos halte ich eine derartige öffentliche Zurschaustellung von Intimitäten, wie das bei "Sexting" passiert nicht. Ganz im Gegenteil.

         

        Unter Experten wird das fahrlässige Versenden von solchen Bildern sehr kritisch beurteilt

        http://www.medienzentrum-bonn.de/medienpaedagogik/web-20-social-media/sexting

         

        Es gibt sicherlich Kinder und Jugendliche, die sich leichter dazu bewegen lassen. Das werden vor allem die sein, die auf eine negative Art und Weise übersexualisiert sind.

         

        Was mit einer normalen, sexuellen Entwicklung nichts zu tun hat.

         

        MfG,

        Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

        • @Angelika Oetken:

          Ich möchte Ihnen insofern zustimmen, dass viele junge Menschen - wie auch ältere - sich nicht im Klaren darüber sind, worauf sie sich einlassen, wenn sie Intimes von sich preisgeben, inbsofern kann ich den Experten nur zustimmen.

          Die Rolle des unterdrückten (missbrauchten) Mädchens mag ich allerdings nicht mit Ihnen teilen, denn diese reduziert das weibliche Wesen auf eine Opferrolle. In Bezug auf das männliche Geschlecht finde ich es bedenklich, über dieses Verhalten Missbrauchstäter zu konstruieren und meine, dass es auf den Einzelfall ankommmt, ob zum Beispiel über dieses Verhalten sich ein Fetisch entwickelt und verfestigt, der krankhaft ausartet.

          Gewiss wird es der falsche Weg sein, wenn junge Menschen meinen, sich über das reine Zurschaustellen von Sexualität entfalten zu müssen.

          Wenn aber zwei gleichberechtige, die sich nahe sind, Intimes vom anderen besitzen bzw. das austauschen, dann hat sich da niemand einzumischen. Missbrauchsopfer ist in diesem Fall der junge Mann, der Opfer dieser verkommenen Moral geworden ist, lg Fleder.

          P.s. God punish America

  • Das erinnert mich an den Deutschen im Urlaub in der Türkei, mit der Britin. Da war das Ende auch nicht so schön als es die Mutter es mitbekam.

  • 5G
    5393 (Profil gelöscht)

    zum letzten Interview von Edward Snowden - die NSA Mitarbeiter werfen sich im Dienst längst solche Fotos gegenseitig um die Ohren und streiten um die schärfsten Fotos - die machen sich komplett lustig über die Dinge und so ein Verhalten sei starker Mitgrund für Snowdens Veröffentlichungen gewesen - auch wenn die NSA wegen der Dinge auch nichts weiter leitet, die fotos kursieren unter den Mitarbeitern

    • @5393 (Profil gelöscht):

      Womit könnten Sie wohl jemanden besser erpressen, als mit Fotos oder Filmen, die diese Person in verfänglicher Situation zeigen?

       

      Erst recht, wenn die Darstellungen über das Übliche weit hinaus gehen. Also zu sehen ist, wie jemand ein Kind missbraucht oder diese Person in ihrer Rolle als Opfer zu identifizieren ist.

       

      Und je höher dieser Mensch steht, desto wertvoller das Bildmaterial.

       

      Es ist belegt, dass einige Büroleiter prominenter Politiker in der Nacht des Mauerfalls nichts Wichtigeres zu tun hatten, als Dokumente zu schreddern.

       

      Im Osten wie im Westen ;-)

       

      MfG,

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

  • Es ist nicht harmlos - aber es ist auch nichts, das auf diese Art bestraft werden sollte.

    Es ist nicht harmlos, weil es so leicht zu verbreiten ist. Wir wissen alle, wie wankelmütig Jugendliche sein können, und wie schnell die erste Liebe dann auch die erste Trennung werden kann. Ungut, wenn die/der Ex danach noch Nacktfotos von einem besitzt, und diese dann die Runde machen. Es gibt auch immer wieder Erpressungs- und Nötigungsversuche auf Grundlage solcher Bilder (zum Beispiel diesen Fall: http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/Sexting-15Jaehrige-verschickte-700-Nacktbilder-und-100-Videos/story/14604469)

    Was fehlt, ist aber Medienkompetenz und geeignete Rechtsmittel. Wenn es nicht möglich ist, gegen die/den Ex vorzugehen, der Bildchen nach der Trennung überall verstreut, ohne dass dieser mit einer Anzeige wegen Kinderpornografie (und man selbst ggf.natürlich auch) rechnen muss, kommen wir nicht weiter.

    • @Fanta:

      Zusatz: nicht falsch verstehen. Sexting finde ich zwar nicht besonders schlau und würde meinen Kindern davon abraten - aber Naivität und Dummheit sind nicht strafbar. Ich finde es wichtig, dass junge Menschen ihre Sexualität ausprobieren können. Allerdings würde ich mir wünschen, dass - sollten die Dinge aus dem Ruder laufen - geeignete Schritte eingeleitet werden können, um die Sache wieder ins Lot zu bringen. Dazu ist es vor allem wichtig, dass man Sexting von (Kinder-)Pornographie losgelöst betrachtet, vor allem juristisch. Solange das nicht möglich ist, ist es z.B. schwer, Lehrpersonen an einer Schule miteinzubeziehen (da diese solche Straftaten melden müssen), oder andere geeignete Hilfe anzufordern, wenn man anders nicht weiterkommt.

  • Erinnert sich noch jemand an den Fall des 11-jährigen Raouls, der 1999 wegen eines - so wollte es die Nachbarin beobachtet haben - sexuellen Übergriffes auf seine Schwester festgenommen wurde? Er war 7 Wochen inhaftiert, 11 Wochen von seiner Familie getrennt und wurde nur wegen Verfahrensfehler freigesprochen. Dies ein Fall von vielen.

    Die hysterische und denunzierende Grundhaltung vieler Amerikaner bezogen auf reale Körperlichkeit/Sexualität ist außerordentlich befremdlich. Wie soll also „Netzmündigkeit“ „Social-Media-Mündigkeit“ mit einer unmündigen Sexualität einhergehen, zumal in einem Alter, in dem nichts wichtiger ist als körperliche Selbsterfahrung (trial and error inbegriffen)?

    In dem Amerika meiner Wahrnehmung wird entweder sehr fundamentalistisch-strikt mit religiösen Gelöbnissen agiert (öffentliche Enthaltsamkeitsbekundungen) oder auf die Inszenierung der "bitch- und gangsta-style"-Sexualität gebaut, welche u.a. der Schönheitsindustrie jährliche Mega-Wachstumsraten beschert. Während die italienischen Opernsängerinnen in den 60er Jahren noch ohne rasierte Achseln Arien sangen und das amerikanische Publikum anekelte, kann man dem „cleanen Chic“ des amerikanischen öffentlichen Auftritts (wer nur irgendwie kann, verschuldet sich um die Zähne in Ordnung zu bringen, ist immer geföhnt und geschminkt (als Frau), etc.) schon fast Zwangscharakter bescheinigen.

    Das „Problem Sexualität“ wird in den social-media Entgleisungen nur sichtbarer, existieren tut es schon lange.

    Repressive Ahndung in diesem Ausmaß taugt ja fast schon als Anerkennung eines Fluchtgrundes…

  • Hierzulande hatten Experten bei der Einführung der Jugendpornografie davor gewarnt solche Konstellationen zu kriminalisieren, denn der Schaden entsteht schon durch die Ermittlungen wie Hausdurchsuchung, Beschlagnahme und den Zwang, das eigene Intimleben vor Polizisten und Staatsanwälten auszubreiten, in der Hoffnung nicht als Sexualstraftäter verurteilt zu werden. Das ist staatliche sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche.

    Der Autor schreibt zu Recht, dass es für Kinder und Jugendliche vollkommen natürlich ist zu „sexten“. Unnatürlich ist der Schutzwahn der letzten 30 Jahre, mit dem Sexualität von Kindern und Jugendlichen unnachgiebig kriminalisiert aka „geschützt“ wird.

    Die Aussage der Anwältin ist zynisch. Untersuchungen zeigen, dass selbst 12-Jährige „sexten“, d.h. sie produzieren Kinderpornografie von sich. Der Empfänger kann in große Schwierigkeiten kommen, wenn er strafmündig ist: Z.B. wenn ein 14-jähriger seine 13-jährige Klassenkameradin bittet ihm Nacktbilder zu schicken. Eine Mutter, die ihr 13-jähriges Mädchen „beschützen“ will, zeigt den 14-jährigen Täter an. Der bekommt eine Hausdurchsuchung wegen dem Verdacht von Kinderpornografie, seine Computer werden beschlagnahmt. Dort findet man dann möglicherweise noch illegale Musik, Spiele oder Software als Beifang, die in Deutschland verwertet werden dürfen. Auch wenn er nicht als Sexualstraftäter verurteilt wird, sein Intimleben und seine Privatheit sind zerstört, seine Geräte kriegt er, da Tatmittel, möglicherweise nicht zurück und er wird vielleicht wegen seiner illegalen Musik doch noch bestraft.

    Die Gesetze richten sich so gegen diejenigen, die sie eigentlich schützen sollen. Das war abzusehen, denn sie wurden gemacht ohne auf die sexuelle Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen einzugehen. Ich möchte nicht, dass der Staat im Intimleben von pubertierenden Kinder herumschnüffelt. Das ist nichts anderes als Vergewaltigung.

  • Zitat: „Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein einigermaßen vernünftiger Staatsanwalt das tun würde“

    setzt also voraus, dass wir in Deutschalnd immer vernünftige Staatsanwaltschaften haben - guter Witz.

     

    Eine Gesetzgebung, die darauf hofft, dass sie nicht zur Anwendung kommt ist ja wohl eines Rechtsstaats nicht würdig.

     

    Die in den letzten Jahren ausgeuferte Strafbarkeit von Sexualität verschiedenster Ausprägung ist ein gesellschaftlicher Rückschritt und einer verklemmten hysterischen Moral geschuldet, einer unheiligen Allianz aus Feministinnen und neuer Prüderie nach US-amerikanischem Vorbild.

    • @Huitzilopochtli:

      Sobald die Stimmung das zulässt, wird dann auch in solchen Fällen ermittelt...

      Klauen Jugendliche oder beteiligen sie sich an einer Schlägerei, so sind die Konsequenzen gering - es steht im Vordergrund, dass die Jugendlichen nicht aus der Bahn geworfen werden und weitere Chancen erhalten.

      Beim viel harmloseren Sexting droht dagegen die lebenslange Verunglimpfung als Pädophiler mit weit reichenden Berufsverboten. Freuen darüber können sich allenfalls die echt Pädophilen - schliesslich werden ihre Taten durch solch ausuferndes Strafrecht relativiert.

  • So können sich Ansichten unterscheiden. Ich bin 3 Jahre älter als der Autor und ich halte Sexting für den Ausdruck einer übersexualisierten gefühlskalten Jugend die jedem die Genitalien in die Fresse halten die danach fragen und das 2 Wochen später bereuen.

     

    Zudem hab ich schon vor Jahren geschrieben dass heutzutage die Jugend selbst grösster Produzent von Jugendpornographie geworden ist die immer noch illegal ist während die Filme früher grösstenteils von Erwachsenen gedreht wurden. Es gibt keine "gute" Jugendpornographie.

     

    Diese Jungs werden auch mal 40 und 50 und ziehen sich dann ihre 13-Jahre alten Exfreundinnen rein, für mich hat das alles wenig mit Normalität zu tun.

    • @Tron1981:

      Sexting mag man für eine notwendige Freiheit, harmlos oder gefühlskalt halten. Eines ist es aber sicher nicht - eine pädophile Straftat.

      Die Idee, dass es deshalb strafbar sein müsste, da die Jungs (warum nicht auch Mädchen) ja mal erwachsen werden und dann pädophil veranlagt sein könnten, ist absurd. Vielmehr ist es so, dass es für Jugendliche normal ist, dass sie sich für jugendliche Partner_innen interessieren und eher bedenklich ist, wenn sie Interesse an Erwachsenen haben.

      Wenn es legal ist, Sex miteinander zu haben, dann ist es erst recht legal Nacktbilder auszutauschen - alles andere wäre ein verfassungswidriger Widerspruch.

      Insofern ist die Rechtsprechung in den USA konsequent - dort ist der Sex von Teenagern kriminell. Bestraft werden allerdings nur die Jungs.

  • Ich würde ebenso vor dem Versenden warnen! "Doktorspiele" können nicht gehackt werden, Computer (also auch internetfähige Mobiltelefone) schon. Und je nach beigefügtem Post kann man dann auch das Abdecken von Merkmalen vergessen, weil der Name gratis mitgeliefert wird.

     

    Für den Jungen kann ich nur den Freispruch wünschen!

  • 8G
    88862 (Profil gelöscht)

    Das "Spielen" mit Sexualität ist alles andere als harmlos, und die Sexualisierung der Gesellschaft ist hat durchaus ein hässliches Stadium erreicht. Gut, dasss es noch begrenzende Gesetze gibt. Aber eine gesunde Aufklärung im Vorfeld wäre im Fall der amerikanischen Mutter sicherlich besser gewesen als hinterher der Sheriff ...

    • @88862 (Profil gelöscht):

      Das sehe ich auch so.

       

      Solche Reaktionen, wie sie diese US-amerikanische Mutter gezeigt hat, sind typisch und menschlich. Statt sich zu fragen, wie es kam, dass die eigene Tochter sich auf so etwas eingelassen hat und mit ihr zusammen daran zu arbeiten, dass sie fortan angemessene Grenzen wahrt, wird sofort heftig reagiert.

       

      Denn die Beschäftigung mit den eigenen Anteilen könnte ja Unangenehmes zu Tage fördern... z.B. dass der "Bekannte" der Mutter oder ein Lehrer ihre Tochter schon entsprechend konditioniert hat... und sie die Mutter, nicht sehen konnte oder wollte, was los ist. Ein Klassiker!

       

      MfG,

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

    • D
      D.J.
      @88862 (Profil gelöscht):

      Glauben Sie mir, die sexualisiertesten Gesellschaften sind ebendie mit rigoroser (äußerlicher) Sexualmoral und repressiven Sexualgesetzen. Zumindest kann ich das für Teile der von mir oft bereisten islamischen Welt beurteilen.

    • @88862 (Profil gelöscht):

      Gesetze, die Natur begrenzen wollen? Auf welchem Stern leben Sie, Herr Wössner? Sollten die Gesetze nicht eher der menschlichen Natur folgen, als dass der Mensch seine Natur unter Gesetze knebelt? Sexualität ist wertneutral. Alle Werte stammen aus einer konkreten gesellschaftlichen Moral - einer Übereinkunft zwischen Mächtigen und Machtlosen auch. Aber nie aus der Natur. Wer Sexualität unter Moralvorbehalt stellt, unterdrückt den Menschen. Denn Sexualität hat mit Moral nichts zu tun. Mehr noch: Wer Sexualität unter Moralvorbehalt stellt, erklärt jeden Menschen zu einem schuldigen Wesen. Denn wo ist der Mensch, der sagen kann, dass er noch nie "unsittliche" Gedanken hatte. Aber ist der Mensch erst einmal soweit, dass er sich wegen einer Naturbegabung für schuldig hält, lässt er sich auch leichter unterwerfen. Der ganze Fluch des Christentums im 21. Jh. Der Mensch soll Angst haben vor sich selbst. Wo kämen wir da hin? Nietzsche meinte, der Priester herrsche mittels der Sünde. Recht hat er.

      • @ebsw:

        danke.

    • @88862 (Profil gelöscht):

      ja? das spielen mit sexualität ist also alles andere als harmlos. soso. weshalb sie da anführungszeichen um die sexualität brauchen - keine ahnung. ist die dann angezogener? was genau heißt sexualisierung der gesellschaft? die sexualität ist einer der stärksten triebe des homo sapiens, der rottet sich bekanntermaßen in "gesellschaften" zusammen, dass das den trieb nicht ausklammert, dürfte klar sein.

       

      es wird niemals irgendwer pubertiere im hormonstau vom spielen mit der sexualität abhalten. klappt seit jahrtausenden nicht, seit jahrtausenden wird sich darüber beschwert. seit jahrtuasenden jammern die generationen dafür über entartung bzw. darüber, dass ja alles immer schlimmer wird und füher hätte es das ja nicht. blablabla.

       

      ich finde, der artikel bietet da durchaus handfeste tipps: kein gesicht mit drauf, spezielle erkennungszeichen abdecken. dann erkennen einen auf solchen fotos wirklich nur noch die leute, die auch schonmal den körper leibhaftig nackig gesehen haben. so von wegen leben zerstört.

      • @MarlaMarie:

        ja toll..

        dann kommt irgendwer auf die Idee zu schreiben:" XY hat mir dieses Foto geschickt".(auch ohne Gesicht) Eigene Nacktaufnahmen übers Internet zu verbreiten ist dumm und sonst nichts. Übrigens gibt es viele Fälle in denen es wirklich Leben zerstört hat. Die Kinder müssen über die Gefahren solcher Aktionen aufgeklärt werden. Sie würden die Aufnahmen einem 55 Jahre alten Mann sicherlich nicht schicken wollen. Wenn solche Leute jedoch an Bilder kommen wollen und sie über die notwendigen PC-Kenntnisse verfügen ist dies kein Problem. Egal ob mit oder ohne Gesicht!

        • @populism:

          ja und. wenn xy nicht darauf zu erkennen ist sagt man: "du arschkrampe hast das doch aus irgendeinem porno rausgeschnitten!!" und dann fix ne anzeige hinterher.

           

          natürlich sollte man aufklären. damit keine 12 jährigen blankziehen, das filmisch festhalten und den netten freundinnen im ponyhofchatroom schicken die allzu oft eben 55 jährige männer sind.

           

          mein kommentar sagt auch nichts gegenteiliges. man muss ein medium zu händeln wissen. aber weder das medium wird verschwinden noch die überbordende sexualität von teenies.

           

          und da ist es gar nicht so dumm zu sagen: leute, wenn ihr das nicht lassen könnt, dann seht wenigstens zu, dass euch darauf keiner erkennt. und fertig.

      • @MarlaMarie:

        ich hätte mir das nochmal durchlesen sollen. entschuldigen sie die tippfehler.

  • Wie dumm manche Menschen doch sind!

    Da haben Facebook, Google und die Geheimdienste ja (bald) ganze Datenbanken mit Nacktaufnahmen der Leute. Wenn etwas davon an die Öffentlichkeit gerät kann das ganze Leben zerstören und die taz empfiehlt nichts zu tun und bezeichnet es als harmlos.

    • @populism:

      Ja und dann sind die Geheimdienste und die sozialen Medien schuld aber niemals der trottel der sich selbst fotografiert und anschließend um der trottelligkeit eine Krone aufzusetzen auch noch auf "senden" gedrückt hat. Die Menschheit sollte wieder damit anfangen das Wort Eigenverantwortung kennen zu lernen und die äußerst wichtige Bedeutung dahinter! Also POPULISM ich gebe Ihnen vollkommen Recht dass es einfach nur Dumm ist eigene Nacktaufnahmen über das Internet zu verbreiten! ;-)