Steinbrück und die Italien-Wahl: Zwei Clowns und ein Eklat
Nachdem SPD-Kanzlerkandidat Silvio Berlusconi und Beppe Grillo als „Clowns“ bezeichnet hatte, sagt Italiens Präsident Napolitano ein geplantes Treffen mit ihm ab.
BERLIN dpa | Nach umstrittenen Äußerungen Peer Steinbrücks zum italienischen Wahlausgang hat Staatspräsident Giorgio Napolitano ein Treffen mit dem SPD-Kanzlerkandidaten abgesagt. Als Grund nannte Steinbrücks Sprecher am Mittwoch Aussagen am Dienstagabend bei einer Veranstaltung mit Bürgern in Potsdam.
„Bis zu einem gewissen Grad bin ich entsetzt, dass zwei Clowns gewonnen haben“, hatte Steinbrück dort gesagt. Er spielte damit auf das Abschneiden des Spitzenkandidaten der Protestbewegung 5 Sterne, Beppe Grillo, und den früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi an.
Berlusconi sei „ein Clown mit einem besonderen Testosteron-Schub“. „Mein Eindruck ist, dass zwei Populisten gewonnen haben“, sagte der SPD-Politiker. Steinbrück war bis Mittwoch zum Auftakt seiner Tour durch alle 16 Bundesländer für zwei Tage in Brandenburg unterwegs, für den Abend war das Treffen mit Napolitano im Berliner „Hotel Adlon“ geplant.
Nahles: „Clown“ noch milde
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles versuchte, die Absage herunterzuspielen. „Peer Steinbrück hat auf einer Veranstaltung gesprochen, die “Klartext“ hieß.“ Die Bürger hätten klare Kante erwartet, und Steinbrück habe ausgesprochen, was er denke. „ „Clown“ ist das mildeste, was mir persönlich zu Berlusconi in diesem Zusammenhang einfällt“, sagte Nahles. „Bei allem Verständnis für die schwierige Regierungsbildung wird wohl eine klare Meinung zum Wahlausgang noch erlaubt sein.“
Wiederholt hatte Steinbrück zuletzt mit Aussagen für Schlagzeilen gesorgt. Etwa zur Frage, ob das Kanzlergehalt im Vergleich zu Sparkassendirektoren angemessen ist. Union und FDP nahmen den neuen Zwischenfall umgehend zum Anlass für Kritik an Steinbrück - wobei auch die Koalition alles andere als glücklich ist über den komplizierten Wahlausgang in Italien, der die Euro-Stabilisierung erschweren könnte.
Kritik von FDP und CDU
Die stellvertretende FDP-Chefin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sagte, für diese Aussagen sei „Fremdschämen“ angesagt. „Mit solchen Äußerungen qualifiziert sich Steinbrück fürs Unterhaltungsfernsehen, aber nicht fürs Kanzleramt.“
Unions-Fraktionsvize Michael Meister (CDU) kritisierte: "Steinbrück benimmt sich wie die Axt im Walde. Einerseits kritisiert er den Auftritt der Bundeskanzlerin in Europa, andererseits beleidigt er nach den Schweizern nun auch die Italiener". Das schädige dem deutschen Ansehen, sei widersprüchlich und unanständig.
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