zwischennutzung : Der neue Pragmatismus
Eigentlich ist alles ganz einfach. Der Senat ermuntert seinen Liegenschaftsfonds, leer stehende Gebäude herzugeben. Die Zwischennutzer, Künstler zum Beispiel, finden endlich Räume, die zu ihrem Geldbeutel passen. Und Finanzsenator Sarrazin macht noch Plus – er muss für die Zeit der Zwischennutzung keine Betriebs- und Sicherungskosten zahlen.
KOMMENTAR VON UWE RADA
So einfach klingt das alles, dass man sich fragt: Warum sind der Finanzsenator und seine Kollegen nicht schon eher draufgekommen?
Die Antwort: Weil er es nicht wollte. Eine pragmatische Lösung wie diese ist nämlich nicht nur Gewinn, sondern auch ein Verlust. Sie bedeutet, sich eingestehen zu müssen, dass die betreffenden Liegenschaften schon lange nicht mehr verkäuflich sind. Sie bedeutet auch, dass womöglich der Liegenschaftsfonds selbst eine Fehlkonstruktion ist. Der nämlich wurde im Glauben gegründet, dass Berlin seine Grundstücke nur zur Schau stellen muss, um sie loszuwerden.
Nun also das Eingeständnis: Nicht mehr Großmannssucht, sondern Pragmatismus tut not. Überhaupt ist der rot-rote Senat seit geraumer Zeit erfrischend pragmatisch. Statt weiter auf die großen Ansiedlungen aus Moskau oder Warschau zu setzen, konzentriert sich Wirtschaftssenator Harald Wolf ganz auf die Oderregion. Sarrazin und Wolf, sollte das noch ein rot-rotes Dreamteam werden?
Wie gut, dass wenigstens einer aus der Reihe springt: Klaus Wowereit. Der hatte bei seinem jüngsten Besuch in Thailand nicht nur Beige mit Rosa getragen. Er hat auch davon gesprochen, dass Berlin das Tor zu Asien ist. Die Reaktion – Gelächter.