zahl der woche : Ohne Strom und Gas – für zahlreiche Menschen bedeutet das den Tod
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Keinen gesicherten Zugang zu modernen Energiequellen wie Strom oder Gas zu haben kann tödlich sein: Rund 1 Million Menschen sterben jährlich an Bronchitis oder Lungenentzündung, weil sie an offenen Holzfeuern kochen oder damit heizen. Der Ruß und Qualm in Hütten und Häusern fordert mehr Todesopfer als Malaria.
Ein guter Grund für den Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltfragen der Bundesregierung (WBGU), für die Bevölkerung der Schwellen- und Entwicklungsländer Unabhängigkeit von der traditionellen Energieform Biomasse zu fordern. Keine leichte Aufgabe – leben doch 2,4 Milliarden Menschen weltweit in Energiearmut, also ohne ebendiesen gesicherten Zugang zu Gas und Strom. Die Lösung: Energie aus Sonne, Wind und Wasser.
So muss die Überwindung der Energiearmut auch ein zentrales Anliegen der renewables 2004 sein, schreibt der WBGU in seinem aktuellen Gutachten. Zu dieser Internationalen Konferenz für Erneuerbare Energien hat Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) vom 1. bis 4. Juni nach Bonn geladen. Erstes Etappenziel im Kampf gegen die Energiearmut solle sein, bis 2020 jeden Menschen pro Jahr mit mindestens 500 Kilowattstunden (kWh) „moderner“ Energie zu versorgen, so der Beirat. Ab 2050 sollen es dann 700 kWh sein, im Jahr 2100 1.000 kWh. Die elektrische Energie soll rund 20 Prozent davon ausmachen. Zum Vergleich: der Pro-Kopf-Verbrauch in deutschen Haushalten lag 2002 bei 9.105 kWh. Auch hier liegt der Stromanteil bei einem Fünftel.
Um diese Ziele mithilfe der Erneuerbaren zu erreichen, will der Beirat Modellprojekte initiieren. Eines davon ist das 1-Millionen-Hütten-Strom-Programm, das den ländlichen Raum in Entwicklungsländern dezentral mit Sonnenstrom versorgen soll. „Dies hat eine wichtige Hebelwirkung für andere Entwicklungen in den Dörfern“, sagt Hartmut Graßl, Vorsitzender des Beirats, der kürzlich mit einer WBGU-Degelation im westafrikanischen Burkina Faso war.
So würden die Frauen in den Dörfern drei Stunden am Tag gewinnen, da sie nicht mehr Holz suchen oder Wasser pumpen müssten; Kinder könnten auch abends noch Schularbeiten machen. Gar nicht zu reden von den positiven Folgen für die Gesundheit. „Daher kommt es bei der Veränderung des Energiemixes nicht nur auf den Klimaschutz an, sondern auch auf die Versorgung der Armen mit moderner Energie.“ KATRIN EVERS