zahl der woche : Bislang ältester Planet entdeckt
Einige Annahmen in der Astrophysik könnten überholt sein
Trotz vieler sensationeller Entdeckungen werden Astronomen im Volk nur selten berühmt, denn kaum jemand versteht ihr Fachchinesisch. Unbekannt wäre wohl auch die Entdeckung eines 5.600 Lichtjahre entfernten Planeten geblieben, der im Kugelsternhaufen M4 zwei Objekte umkreist, einen weißen Zwerg sowie den Pulsar PSR B1620-26, einen extrem schnell rotierenden Neutronenstern.
Wäre da nicht das Alter des Planeten gewesen: 13 Milliarden Jahre. Das ist lang genug für viele Geschichten.
Die Geschichte, die US-amerikanische Astronomen gestern vortrugen, ist kurz und bündig. Es war einmal ein Planet in einem sehr alten Kugelsternhaufen. Seit dreizehn Milliarden Jahren umkreist er seine mittlerweile abgebrannte Sonne, den weißen Zwerg.
Der Planet ist ungefähr zweieinhalb Mal so groß wie der Planet Jupiter und hat etwa denselben Abstand zu seinem Heimatstern wie Jupiter bei uns zu Hause. Zwar ist auf einem Jupiter-artigen Planeten kein Leben möglich. Aber weil das Planetensystem dem unseren so ähnlich war, bis später der Pulsar hinzu kam, weil der weiße Zwerg irgendwann einmal geleuchtet hat und weil 13 Milliarden Jahre eine lange Zeit sind, könnte es dort auch erdähnliche Planeten gegeben haben. Also auch Leben.
Soweit die Geschichte. Sensationell ist die Entdeckung des Jupiter-ähnlichen Planeten im Kugelsternhaufen M4, weil seine Existenz gleich mehreren Annahmen der Astrophysik widerspricht.
Alte Kugelsternhaufen enthalten wenig schwere Elemente. Die aber sind Voraussetzung für die Bildung von Planeten. Auch sind die Sterne in Kugelsternhaufen so eng gepackt und strahlen so intensiv, dass sie Planeten auseinander reißen würden. Und schließlich dürften nach bisherigen astrophysikalischen Vorstellungen Planeten nicht um zwei Muttersterne gleichzeitig kreisen, nicht jedenfalls über einen Zeitraum von 13 Milliarden Jahren.
Immerhin, die Konstellation mit den beiden Muttersternen führt zu Stanislaw Lems berühmtem Roman „Solaris“, in dem ein lebender Ozean-Planet die Bahnschwankungen um seine beiden Muttersterne immer wieder ausgleicht. Und wie heißt es in dem Buch des polnischen Schriftstellers so schön: „Wir wollen gar nicht den Kosmos erobern, wir wollen die Erde nur bis an seine Grenzen erweitern. Menschen suchen wir, sonst niemand.“ Nun ja, kleine, grüne Schleimwesen würden fürs Erste schon reichen. KENO VERSECK