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Archiv-Artikel

zahl der woche Der Uranpreis steigt und steigt – denn ein Ende der Vorräte ist in Sicht

20,25

Zeitgleich mit dem Ölpreis ist in den vergangenen Monaten auch der Preis für Uran an den Weltmärkten in die Höhe geschnellt. Noch Ende 2000 war Uran für gut 7 Dollar zu bekommen, in diesen Wochen wurde nach einem rasanten Anstieg seit Jahresbeginn erstmals die 20-Dollar-Marke pro Imperial Pound (453,6 Gramm) überschritten. Traditionell werden Uranmengen weltweit in dieser Gewichtseinheit gehandelt.

Der Preisschub ist ein herber Dämpfer für die Verfechter der Atomkraft, die sich wegen steigender Ölpreise eine Renaissance der Nuklearenergie erhoffen. Zwar schlägt bei Atomkraftwerken ein steigender Rohstoffpreis weniger stark auf die Kosten einer Kilowattstunde Strom durch, als dies bei fossil befeuerten Kraftwerken der Fall ist. Doch unabhängig davon macht die Preisentwicklung am Uranmarkt gerade sehr deutlich, dass auch der Rohstoff der Atomwirtschaft nicht unbegrenzt zur Verfügung steht.

Denn der aktuelle Preisanstieg ist nicht spekulativer Natur: Weltweit werden derzeit pro Jahr 172 Millionen Pfund Uran verbraucht – aber zugleich nur 92 Millionen Pfund gefördert. Die Atomwirtschaft lebt derzeit von Lagerbeständen, die durch jahrelange Überproduktion der Uranminen aufgebaut wurden.

Eine kurzfristige Steigerung des Uranabbaus ist nicht möglich, da die bestehenden Bergwerke bereits maximal fördern und neue Minen erst in fünf bis sechs Jahren verfügbar sind. Zuvor werden sogar noch einige Uranvorkommen ausgeschöpft sein, was den Preisdruck nochmals erhöht.

Längst stellt sich daher die Atomwirtschaft auf einen weiteren Anstieg ein: „Bis auf 25 bis 30 Dollar kann der Preis ohne weiteres kurzfristig noch steigen“, sagt ein Sprecher der französischen Atomfirma Cogema. Der jeweils montags ermittelte Kurs lag diese Woche bei 20,25 US-Dollar. An langfristige Prognosen wagt sich allerdings niemand heran – die Richtung ist aber eindeutig. Der Analyst Rupert Stöger von der Performaxx Research zitiert gar Branchenexperten, die „langfristig ein Preisniveau von 100 Dollar erwarten“. Daher werden in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion (speziell Kasachstan) sowie in Kanada und Australien neue Bergwerke angelegt. Doch auch sie werden langfristig nicht die Preise drücken. Das Ende der Vorräte ist schließlich kaum ferner als beim Öl: Bleibt es bei rund 440 arbeitenden Atomkraftwerken weltweit, werden die heute bekannten Reserven gerade noch 50 bis 70 Jahre reichen.BERNWARD JANZING