wortwechsel: Singen gegen die Einsamkeit
Die singenden Nachbarn haben die Leser*innen bewegt. Und auch der Journalist, der menschlich bleibt und nicht distanziert, bekommt Zuspruch
Singen im Taxi
wochentaz vom 15.–21. 11. 25
Wunderbarer Artikel, absolut preiswürdig! Ihren Artikel lese ich später meiner Frau vor. Singen werde ich unterlassen, das ist schwierig bei älteren Männern.
Zweimal habe ich, Taxifahrer im Ruhestand, vor Jahrzehnten Fahrgästinnen etwas vorgesungen: Einmal einer Türkin, die ich zum Paul-Lincke-Ufer in Kreuzberg gefahren habe. Ich fragte sie, ob sie wisse wer das war, wusste sie aber nicht, da habe ich sein Lied „Das ist die Berliner Luft“ angestimmt. Und da wollte sie noch wissen, ob der „Ufer“ mit Nachnamen hieß. Da habe ich noch schnell alle Synonyme für „Straße“, die mir gerade einfielen, aufgezählt: Weg, Pfad, Chaussee, Allee, Steige, Staffel, Zeile …
Und dann habe ich eine wohl spanischstämmige KaDeWE-Verkäuferin nach Wittenau gefahren, zur Treuenbrietzener Straße. Und da sie das Bänkellied „Sabinchen war ein Frauenzimmer“ nicht kannte, habe ich es ihr vorgesungen, die erste Strophe: „Da kam aus Treuenbrietzen ein junger Mann daheer, der wollte so gerne Sabinchen besitzen und war ein Schuhmacheer.“ Darf man das noch singen, obwohl das ja gar nicht geht, ein Sabinchen „besitzen“ zu wollen? Rhetorische Frage.
Uwe-Jens Has, Berlin
Warm ums Herz
wochentaz vom 15.–21. 11. 25
Der Artikel von Leonie Gubela ist zum Niederknien.
Was für eine Botschaft: Da treffen sich Menschen, um jeden Abend zusammen zu singen, miteinander zu reden, sich gegenseitig die Einsamkeit nehmen und zugewandt miteinander umgehen. Es wird einem warm ums Herz beim Lesen in dieser anstrengenden Zeit. Danke! Joachim Malecki, Pinneberg
Lieblingszeitung
wochentaz vom 15.–21. 11. 25
Vielen Dank für die Titelseite (und natürlich auch für den Artikel „Mondsüchtig“, für den ich mich schon bei L. Gubela bedankt habe, weil er mich sehr angerührt hat)! Vor Jahren hatte ich mich mehrmals beschwert, weil Sie so schnoddrig, von oben herab und auch ungerecht über Kirche, Theologie, Glauben geschrieben haben. Jetzt in dieser linken woken Zeitung (die meine Lieblingszeitung ist!) einen solchen anrührenden ausführlichen Text über ein altes Kirchenlied und seine unbeirrbaren Sängerinnen abzudrucken und das auch als Maßnahme gegen die Einsamkeit zu empfehlen, finde ich einfach nur großartig. Danke!!
Andrea Bauer, Darmstadt
Seawatch I
wochentaz vom 15.–21. 11. 25
Die Auseinandersetzung mit dem Thema „journalistische Distanz“ ist wichtig, und der Beitrag nimmt sich der Problematik angemessen an. Allerdings muss ein Aspekt deutlicher hervorgehoben werden: Transparenz! Wenn es sogar in der Soziologie zulässig ist, mit dem Konzept der „teilnehmenden Beobachtung“ zu arbeiten, so sollte dies im Journalismus nicht ausgeschlossen werden.
Ein Journalist, der sich zum Beispiel mit Obdachlosigkeit befasst, sollte sich dem Thema auch durch Selbsterfahrung nähern können. Wichtig ist aber, dass darüber Rechenschaft abgelegt wird und dies nicht so gemacht wird, wie der Autor es am Beispiel von Jochen Bittner zu Recht kritisiert.
Übrigens erwarte ich von einem Journalisten am Unfallort auch, dass er im Zweifel bei Notwendigkeit Hilfe leistet und nicht lediglich in journalistischer Distanz verharrend das Geschehen dokumentiert.
Matthias Müller, Braunschweig
Seawatch II
„Oder soll man es machen?“,
wochentaz vom 15.–21. 11. 25
Ich schreibe mir nur sehr selten Sätze auf, die mir gut gefallen. Ein solcher Satz ist „Der objektive Blick von außen ist eine menschliche Unmöglichkeit“. Der Artikel mit dem Beispiel zur Rettungsmission Seawatch erläutert sehr anschaulich das Thema, Danke dafür.
Helga Schneider, Sinzig
Politische Lösung
„Warum braucht Klimaschutz mehr Kapitalismus?“,
wochentaz vom 15.–21. 11. 25
Mit einigem Befremden habe ich Ihren Artikel gelesen, in dem stand, dass wir mehr Kapitalismus bräuchten, um mit der Klimakatastrophe fertig zu werden. Aber mehr Kapitalismus ist nicht die Lösung des Problems.
Im Gegenteil: Wir müssen den Kapitalismus einhegen und so viel wie möglich von den ihm innewohnenden Kräften unterdrücken. In dem Buch „Männer, die die Welt verbrennen“ können Sie nachlesen, dass mit fossiler Energie 3 Milliarden US-Dollat Gewinn gemacht werden. Pro Tag! 365 Tage im Jahr. Das führt dazu, dass die entsprechenden Firmen über unglaubliche Mittel verfügen, mit denen sie Politik beeinflussen können. Das Ergebnis sehen wir gerade: wir haben eine Regierung, die die fossilen Subventionen erhöht (Pendlerpauschale, Gasspeicherumlage, Flughafensteuer) und Gaskraftwerke bauen lässt.
Sie meinen, wir bräuchten Macher. Ich kenne Macher. Sie arbeiten im Bereich erneuerbare Energien, und wenn Menschen wie Peter Altmaier nicht vor einigen Jahren 44.000 Arbeitsplätze in der Solarindustrie vernichtet hätten (Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums) und wenn es nicht all die Zeit das Gefasel von Technologieoffenheit gegeben hätte, dann könnten solche Macher inzwischen sehr viel weiter sein. Das alles sind politische Fragen und die müssen politisch gelöst werden.
Die Profite, die mit dem Hochpumpen von schwarzer Soße erwirtschaftet werden können, sind extrem viel größer als die, die mit erneuerbaren Energien erwirtschaftet werden. Mehr Kapitalismus hilft da also nicht. Mehr CDU auch nicht. Wir müssen uns als Menschheit darüber klar werden, dass wir kurz vor dem Abgrund stehen, und umkehren.
Stefan Müller, Blieskastel
Demokratie-Demontage
„Ein großes Trainingslager der
Geschichte“,
wochentaz vom 8.–14. 11. 25
Ich bedanke mich bei Herrn Begrich und Herrn Tschirner für ihren Beitrag und ihre Sicht auf den derzeitigen Aggregatzustand unserer Republik und den Hinweis auf die Spätphase der damaligen DDR!
Wie die damaligen Verantwortlichen wollen auch die heutig Verantwortlichen, zwar aus einer anderen Motivlage heraus, die Zeichen an der Wand nicht sehen! Sie sind damit bewusst oder unbewusst an der schleichenden Demontage unserer Demokratie beteiligt!
Peter Oedinger, Korschenbroich
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