piwik no script img

wortwechselKomm, lass uns Schulden machen

Auch ein Staat muss investieren und dafür Kredite aufnehmen, in Deutschland fließt das meiste Kapital nun in die Rüstung. taz-Leser befürchten weniger Geld für Sozialausgaben

Nach der Wahl kann man die Plakatkunst ja mal abhängen Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Mittelverwendung

„Investitionen für die langfristige ­Verteidigung“,

wochentaz vom 15.–21. 3. 25

Mit Unbehagen lese, sehe und höre ich Berichte, die die weltweite Aufrüstung zum Inhalt haben. Meine Gefühle bewegen sich zwischen Empörung über die wahnsinnige Aufrüstung und Resignation, dass ein Aufbegehren dagegen zum Scheitern verurteilt sein könnte.

Ich bin der Meinung, dass Aufrüsten und Wettrüsten letztlich Diebstahl an denen ist, die hungern und im Elend leben, die keine medizinische Versorgung haben.

Aufrüstung tötet schon vor dem Kriegsfall, denn sie entzieht der Weltgesellschaft die nötigen Mittel, um den Hunger und die Armut sowie Fluchtursachen zu bekämpfen oder um Menschen Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen.

Hermann Reeh, Steinebach

Schulden?

„Investitionen für die langfristige Verteidigung“, wochentaz vom 15.–21. 3. 25

Danke, dass endlich mal jemand das negative Framing („Schulden“) durch das angemessene („Investitionen“) ersetzt. Jedes Unternehmen nimmt Kredite auf, wenn sich die damit getätigten Investitionen rentieren. Dumm ist es, dann dem Unternehmen vorzuhalten, es habe „Schulden“ gemacht.

Außerdem gilt bei Staatsschulden sowieso: Die Schulden des einen sind das Vermögen des anderen. Bin gern bereit, entsprechende Staatsanleihen zu zeichnen, auch wenn die Verzinsung minimal ausfällt. PeterArt auf taz.de

Verträge

Der Ball liegt jetzt bei den USA“,

wochentaz vom 15.–21. 3. 25

1994 hat die Ukraine freiwillig ihre Atomwaffen abgegeben. Dafür hat Russland unterschrieben, die Ukraine nicht anzugreifen und die USA haben garantiert, dass die Ukraine in Gänze geschützt wird.

Dass Russland sich an keine Verträge hält, ist ja schon seit viele Jahren bekannt. Dass nun die USA auch einen feuchten Kehricht darauf geben, was sie an Verträgen unterschrieben haben, ist fatal. Die Weltordnung ist zerstört, und das Wettrüsten, das gerade beginnt, wird mit einer unfassbaren Verbreitung von Atomwaffen einhergehen, denn seit diesen Tagen steht fest: Nur eine eigene, tödliche Atomwaffe schützt vor Angriffen großer Nachbarn.

Wäre Trump 1939 Präsident gewesen, gäbe es heute in Europa nur einen einzigen Staat: ein riesiges Nazi-Deutschland. Wie lange wollen die Amerikaner noch dabei zusehen, dass sie weltweit nur noch Feinde haben, weil niemand einen Freund haben will, der sich an Verträge ohnehin nicht hält? Stefan Blümer, List

Soziale Klassen

Das Klima­ schützen darf kein teurer Lifestyle sein“,

wochentaz vom 15.–21. 3. 25

Ihr gutgemeinter Artikel beruft sich auf die Existenz einer „Arbeiterklasse“ oder „Arbeiterschicht“ einerseits und einer Mittel- und Oberschicht andererseits. Wobei Sie (wohlweislich?) den bei uns inzwischen tabuisierten Begriff der „Unterschicht“ vermeiden, der inzwischen oft durch den Euphemismus des „hart arbeitenden Teils der Bevölkerung“ ersetzt wird.

Vielleicht gibt es ja in Bristol und Glasgow noch Arbeiterklassenreste, vielleicht in Almería noch Reste der altehrwürdigen „Unterschicht“. Auweiowei auf taz.de

Widerstand

„Gefährlicher als das Böse ist die Dummheit“,

wochentaz vom 15.–21. 3. 25

Verblüffende Parallele! Weimarer Republik und Bundesrepublik sind repräsentative Demokratien. In denen bestimmen die BürgerInnen nicht mit, sie wählen VertreterInnen einer Parteienoligarchie, die dann unter sich, gemäß den rechnerisch möglichen Mehrheitsverhältnissen, Regierung und Regierungsentscheidungen aushandeln. Da eine parlamentarische Mehrheit nicht nur die Regierung stellt, sondern diese auch kontrollieren soll, kann diese vier Jahre lang weitestgehend durchregieren.

DemokratischeZelleEins auf taz.de

Guter Denker

Wachstum könnte soziale Spannungen verstärken“,

wochentaz vom 15.–21. 3. 25

„Die Rüstungsindustrie wird sich einfressen in den Staat.“

Ja, so wird das sein. Adam Tooze hat offenkundig einen institutionalistischen Hintergrund, der Ökonomie und Politik zusammen denkt und nicht nur eine Kategorie wie Markt, sondern auch eine Kategorie wie Macht kennt.

Wir werden auch einen militärisch-industriellen Komplex kriegen, mit unmittelbarem Zugang zu den politischen Entscheidungszentren. Aber das halten ja offenbar selbst links der Mitte viele für ­alternativlos, wenn nicht gar fortschrittlich …

Kohlrabi auf taz.de

Verfügungsmacht

Wachstum könnte soziale Spannungen verstärken“,

wochentaz vom 15.–21. 3. 25

„Wachstum könnte soziale Spannungen verstärken“, sagt Adam Tooze. Ich würde es etwas milder formulieren: Wachstum löst nicht die soziale Frage. Denn die soziale Frage löst nicht die Ungleichheit. Sosehr das Wachstum der Waren und Güter, der Geldberge und Müllberge auch steigt, so wenig ändert sich an den Unterschieden in der Verfügungsmacht über all dies.

Anstatt die Bedarfe aller Menschen und die Informiertheit der Wissenschaftler (wie Tooze) zum Ausgangspunkt der Ökonomie, also der Produktion, zu machen, wird die Ökonomie von den Bedarfen der Unternehmer und Militärs sowie von wissenschaftsfernen Politköpfen strukturiert.

Da kommt es dann zur Überproduktion von Panzern und Wegwerfhandys, aber zur Unterproduktion von Wohnung und sauberer Umwelt.

UnsUwe auf taz.de

Reden im Quartier

„Brennpunkt heißt Realtalk und Humor“,

wochentaz vom 15.–21. 3. 25

Klasse, wie Burak Yilmaz den „Brennpunkt“ beschreibt: „Realtalk und Humor“. Wir machen uns über die lustig, die uns in Geschichten pressen, die nicht unsere sind. „Brennpunkt“ heißt, an die Kämpfe unserer Eltern und Großeltern zu erinnern. „Brennpunkt“ heißt auch stabile Almans, die solidarisch sind. Du lernst von Kindheit an verschiedene kulturelle Codes kennen und Widersprüche auszuhalten. Konflikte schweigen wir nicht weg. Wir gehen volle Kanone rein. Emotional, leidenschaftlich.

Ulf Gebken, Wuppertal

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen