piwik no script img

wortwechselÜber allem die Frage nach sozialer Gerechtigkeit

Die ökologische Frage lässt sich nicht ohne soziale Gerechtigkeit denken, finden die Leser. Und die Monokultur in den sozialen Medien muss ein Ende haben

Soziale Gerechtigkeit

„Soll man die ökologische Frage vergesse n?“ ,

wochentaz vom 28. 12. 24

Ich finde es äußerst ärgerlich, wie Peter Unfried diejenigen, die anraten, die „sozialen Fragen“ nicht zu vergessen, unangemessen diskreditiert. Woher dieses Denken kommt, entlarvt er etwas später, wenn er „eine zukunftsfähige, postfossile, individualisierte Gesellschaft“ propagiert. Kein einziges Wort von einer solidarischen Gesellschaft, in der die Belastungen sozial verteilt sind.

Wie gut, dass es (eine Seite weiter in der taz) eine intelligentere Stimme wie die von Klaus Dörre gibt, der genau dies formuliert: ökologische Nachhaltigkeit ist ohne soziale Gerechtigkeit nicht zu machen. Das Nachdenken über seine Ausführungen im Interview bringt uns der Idee einer zukunftsfähigen Gesellschaft näher als die „Schnarchmomente des Jahres“ von Peter Unfried.

Eduard Hartmann, Berlin

Soziale Frage lösen

Da Peter Unfried die soziale Frage für sich offenbar gelöst hat, will er damit auch nicht mehr belästigt werden. Stattdessen ermahnt er die „progressiv sein wollende Linke“, sich „produktiv in die Realität“ einzubringen. Die Frage ist nur, welche Linke er meint.

Dass die Grünen und er selbst mit ihrer vorgelebten Biegsamkeit in wirtschaftlichen, militärischen und sozialen Fragen sich nicht mehr als links verstehen, ist ­bekannt. Die Union und die SPD hält er für fossil-konservativ, AfD und BSW zu Recht für vernachlässigbar in Klima­fragen.

Vermutlich nicht gemeint ist die am politischen Abgrund stehende Partei Die Linke. Von daher ist die Linke offenbar nur noch eine rhetorische Figur, die gebraucht wird, um die lästige soziale Frage ins politische Abseits zu bugsieren.Klaus Dörre kritisiert in einem klugen Interview eine Seite weiter die nicht erfolgte Auszahlung des Klimagelds als fatalen Fehler: „Die Grünen haben nicht genügend gesehen, dass ökologische Nachhaltigkeit ohne soziale Gerechtigkeit nicht zu machen ist. … Das Problem der Grünen ist, dass sie das einfach nicht wahrhaben wollen.“ So weit zur sozialen Frage.

Reiner Hammelrath, Köln

Gerechte Transformation

Man braucht nicht immer die „Soziale Frage“ zu stellen. Aber die Transformation wird nicht ohne Zumutungen gehen. Da muss es einigermaßen gerecht zugehen. Haben die Leute das Gefühl, dass es das nicht ist, ist nichts zu erreichen. Da die Grünen nicht im Ruf stehen, die soziale Frage auf ihrem Schirm zu haben, werden sie daran gemessen, ob sie die Transformation gerecht erreichen wollen und die öko-soziale Marktwirtschaft nicht nur eine Leerformel ist. Den Grünen ist es seit ihrer Gründung nicht gelungen das auszubalancieren. Das Fehlen des Klima­geldes ist typisch. Da hilft es auch nicht, auf die FDP zu verweisen.

Eberhard Bueb, Breisach

Zusammenhalt ist wichtig

In der Elektroinstallationstechnik steht „Grün-Gelb“ für den Schutzleiter. Er kann Leben retten. In der Politik steht diese Farbkombination für eine an unsere Gesellschaft gelegte Zündschnur. Nur mit gesellschaftlichem Zusammenhalt können in einer Demokratie Änderungen herbeigeführt werden. Grundlage für gesellschaftlichen Zusammenhalt ist ein soziales System, in dem sich jede/r Bürger/in wahrgenommen und wertgeschätzt fühlt.

Hans-Jürgen Sittek, Wedel

Social Media

„Jugendschutz ohne Jugend“,

wochentaz vom 28. 12. 24

Ich kann dem Autor nicht zustimmen. Das Ergebnis ist bekannt: Privatisiere die Gewinne und sozialisiere die Kosten. Die Demokratien sollten das Recht und die Pflicht haben, einen rechtlichen Rahmen für den Konsum von Waren und Dienstleistungen zu schaffen. Wir dürfen nicht so naiv sein, zu vergessen, dass die Unternehmen, denen Instagram, Facebook, TikTok usw. gehören, nur ihrer Logik des maximalen Profits dienen. Daher werden sie nur dann angemessene Dienstleistungen anbieten, wenn sie dazu gezwungen werden, indem man ihnen zum Beispiel verbietet, ihre Produkte gefährdeten Bevölkerungsgruppen anzubieten.

Die „gefährliche Faulheit“ liegt meines Erachtens bei den Technologieunternehmen selbst, die die immensen Ressourcen, über die sie verfügen, nicht dafür einsetzen, Produkte mit ausreichenden Garantien zu entwickeln und die mehr als erwiesenen Schäden, die sie der Gesellschaft zufügen können, zu mindern. Die Monokultur in den sozialen Medien muss ein Ende haben; sie macht uns nicht freier, sondern versklavt uns mehr; wir brauchen mehr Vielfalt.

Manuel Marín-Ramos, Berlin

Digitale Räume /Welt

Der Autor vergleicht hier ein Verbot von Social Media für Jugendliche bis 16 Jahren mit einem Verbot des Fahrradfahrens. Der Vergleich ist weit hergeholt, denn das unendliche Scrollen, geleitet durch stetig optimierte Algorithmen, um Emotionen zu manipulieren und Engagement zu erzeugen, ist nur vergleichbar mit dem Fahrradfahren auf der Autobahn mit zugebundenen Augen im Gegenverkehr.

In diesem Artikel werden Begriffe wie „Social Media“ und „digitale Räume/Welt“ vermischt, als ob es sich um ein und ­dieselbe Sache handeln würde. In der Tat könnte ein Verbot von (Mainstream-)sozialen Medien, mit dem entsprechenden pädagogischen Ansatz, sogar zu einer besseren allgemeinen digitalen Kompetenz führen.

Ich stimme mit dem Autor überein, dass wir hier grundsätzlich verbindliche Regeln durch die Politik brauchen, aber wie viele werden bis dahin unter den Auswirkungen auf die Psyche leiden müssen?

Gilda Rebello, Frankfurt a. M.

Tröstlicher Beitrag

„Die Bedingung der Möglichkeit von Trost“,

wochentaz vom 21. 12. 24

Ganz herzlichen Dank für den überaus tröstlichen Beitrag zu den Bedingungen und Möglichkeiten von Trost. Weit weg vom überall tönenden Weihnachts­rummel, von gutmeinenden Ansprachen, sogenannten besinnlichen Texten die Behandlung der Notwendigkeit von Trost jenseits gängiger Hoffnung und Zuversicht verbreitender Botschaften.

Mit Bachs Vertonung vom schönen leuchtenden Morgenstern im Ohr habe ich Ihren Text mehrmals mit großem ­Gewinn gelesen.

Jakob Georg Weber, Groß-Bieberau

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen