wortwechsel: It’s a MAGA weird world – time for „happy warriors“?
Kamala Harris & Tim Walz – bald die lachenden Sieger? Der Wahlkampf in den USA hat einen neuen Kampfruf: Gegen die weirdos! Reicht das, um echte Verbrecher zu stoppen?
„Warum die Republikaner seltsam sind. Der Vizekandidat der US-Demokraten, Tim Walz, findet die Republikaner komisch, er nennt sie weird. Aber was bedeutet das eigentlich?“, taz vom 8. 8. 24
Die Republikanische Partei ist seit Ronald Reagan, spätestens seit Tea-Party-Zeiten (Sara Palin als Vice-Präsidentin nominiert!) ein Haufen von raffgierigen Egomanen. Sie spalten, reiten auf der Armut (und leider auch der Unwissenheit) eines entscheidenden Teils der amerikanischen Bevölkerung. Weird ist ein viel zu zahmer Ausdruck, um die Verkommenheit der Partei unter Trump zu beschreiben. Die Demokraten machen jetzt aus dem Attribut „gefährlich“ einfach ein „komisches“. Lekikerikrit auf taz.de
Der Begriff weird hat auch einen wichtigen literarischen Bezug: Macbeth bezeichnet die Hexen, die ihn ins Unglück gestürzt haben (weil sie ihn dazu verleiteten, mit Gewalt bis zum Königsmord die schottische Königswürde zu erlangen) als „weird sisters“. Macbeth selbst nimmt ja in der Folge mit seinem durch seine Verbrechen ausgelösten Verfolgungswahn die Züge eines „weird characters“ an. Hierbei interessant: Trumps wiederholte Vorwürfe einer „Hexenjagd“ gegen ihn aufgrund legitimer Maßnahmen juristischer Verfolgung und parlamentarischer Sanktionen.
Karl-Heinz Niedermeyer, Berlin
Weird, das sind die, die niemand mag, die im Schulhof abseits stehen und gemobbt werden und mit denen sich die pöbelnden Mobber*innen, die sich zuhauf in Trumps Gefolge finden, nicht so gern sehen lassen wollen. Weird ist keine aggressive Beleidigung, gegen die man zusammensteht, sondern markiert den Sonderling, mit dem man sich nicht gemein machen will: „Alles, nur nicht Donald!“ Bartl auf taz.de
Weird? Zu simpel?
Wer ernsthaft glaubt, mit dem simplen branding „weird“ auch nur einen Rep-Wähler davon zu überzeugen, für blau zu stimmen, der irrt gewaltig. In den swing states (und nur auf sie kommt es an) werden die beiden keine Mehrheit bringen.
Hans Dampf auf taz.de
@Hans Dampf Es ist der „Der-Kaiser-ist-nackt-Effekt“. Irgendwie fanden viele Trump und Konsorten schräg, konnten das aber nie in Worte fassen. Das herrlich passende Etikett für die Weirdos Trump und Vance bringt es knapp und klar auf den Punkt. Hardcore-Fans und religiöse Fundamentalisten juckt das nicht, aber die Unentschlossenen haben jetzt etwas, das ihren eigenen Zweifeln etwas Greifbares gibt. Weird ist seltsam, schräg, aber auch etwas beunruhigend. Ein Weirdo ist schrullig, aber nicht im Sinn von niedlich-schrullig, sondern gruselig-schrullig. Der Typ, der in der U-Bahn vor sich hin brabbelt oder täglich um den Kindergarten schleicht. Weirdos sind die Typen, bei denen man die Straßenseite wechselt.
Die Schnetzelschwester auf taz.de
Der Angriff auf Republikaner als weird ist deshalb so effektiv, weil er einen wunden Punkt trifft. Die rechten haben sich seit Jahrzehnten als „letzte Bastion der Vernunft“ gegenüber den Demokraten dargestellt. Sie versuchen, sich als die „normalen Menschen“ darzustellen, die gegen die „bösen Dinge“ wie „Transgenderism“ kämpfen, und damit zu punkten. Das funktioniert nur, wenn man sie ernst nehmen kann. Wenn sie allerdings weird sind, kann man das nicht.
Agarack auf taz.de
Planspiel der Strategien
„US-Präsidentschaftwahlkampf: Wird Trump jetzt plattgewalzt?“,
taz vom 12. 8. 24
Gewollt oder ungewollt, der beste Schachzug von Biden: Trump schießt sich auf ihn ein und plötzlich ist das Ziel nicht mehr da! Ulrich Dürr, Bad Nauheim
Die taz und andere JournalistInnen wollen von der endlich aufgewachten Demokratischen Partei vor allem „Inhalte“. Tritt denn Trump mit „Inhalten“ an? Sein vordergründig wichtigster Inhalt ist er selbst. Die eigentlichen Inhalte seiner Agenda wiederum werden von ihm überhaupt nicht offen vertreten: Zerschlagung aller Institutionen, die dem Hyperkapital im Weg stehen, Zurichtung der USA zu einem Selbstbedienungsladen der Superreichen – während das Fußvolk einem rigiden pseudo- christlichen Regiment unterworfen wird. In diesem Wahlkampf geht es darum, ob man lieber von Politikern oder von Potentaten regiert werden möchte.
V. Ohneland auf taz.de
In der Vielfalt der Artikel scheint die Kritik an den Demokraten überraschend viel Raum einzunehmen. Aber wir haben erlebt, wie Trump die Unabhängigkeit der Gerichte zu seinen Gunsten veränderte, wie er eine demokratische Mehrheit nicht anerkannte und indirekt zur Gewalt gegen gewählte VertreterInnen der Demokratie aufrief. Und da soll ein „wir wollen weiter Demokratie bleiben“, kein Argument sein? Ich freue mich über das Team Harris und Walz und wünsche: Erfolg!
Philipp01000 auf taz.de
„Misogynie gegen Schwarze Frauen: Jenseits des Glamour-Feminismus“,
taz vom 8. 8. 24
Rassismus, Sexismus, Klassismus – die Diskriminierung und das Soziale. Die gesellschaftliche Ungleichheit und die Chancenungerechtigkeit müssen zusammen gedacht werden. Das ist ein Kampf! Stavros auf taz.de
„ Harris’ Vizekandidat Tim Walz: Die sichere Wahl“, taz vom 7. 8. 24
Ein Theater für Journalisten! VPs werden nicht wahrgenommen, weil sie nichts zu sagen haben. Der einzige VP, der sich jemals ausgewirkt hat, war Richard Cheney. Das lag aber daran, dass Bush Jr. so ein politisches Leichtgewicht war.
Kurt Kraus auf taz.de
@Kurt Kraus Wer nach dem Debakel mit Sarah Palin noch behauptet, der VP-Kandidat werde nicht wahrgenommen, dem ist nicht zu helfen. Ich lebe seit 2001 in den USA, bin seit 10 Jahren amerikanischer Staatsbürger und möchte Ihnen hier klar widersprechen. JD Vance hat Trump bereits geschadet und Waltz kam Harris wirklich helfen. Jedenfalls hoffe ich das. Peter Mueller auf taz.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen