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wortwechselSchnecken haben eine Lebensberechtigung

Auch das noch: Dieses Jahr gibt es eine Schneckenplage, soll man im Garten Salz streuen oder lieber auf den Igel hoffen? Gleichsetzung von rechts und links verharmlost die AfD

Säkularer Staat

„Briefeseite“,

wochentaz vom 27. 7.–2. 8. 24

Raja Shehadeh schlägt als Alternative zu einem palästinensischen Staat einen gemeinsamen sakulären Staat Israel und Palästina vor, der voraussetzt, dass auch die Palästinenser in den besetzten Gebieten die vollen Rechte inklusive Wahlrecht erhalten. Die Leserbriefschreiber Jan Albers, Max P. und Gregor Brose scheinen mir sein Anliegen nicht verstehen zu wollen. Die (alternative!) Forderung nach einem Staat Palästina referiert er nur als Friedensbedingung, über die „nahezu Konsens“ herrsche. Den nennt er nicht „säkular“, weil das nicht der aktuelle Diskussionsstand ist.

Eduard Belotti, Augsburg

Politische Theorie

„Diktatur der Mehrheit“,

wochentaz vom 27. 7.–2. 8. 24

Der Autor behauptet, AfD und BSW gleichsetzend, „beide erstreben einen starken, autoritären Staat“, der die Gesellschaft einhegt, bevormundet und homogenisiert. Das sprechen die Führungsfiguren beider Strömungen aus. Die AfD weitaus offener als das BSW, aber auch hier benötigt man nur „Grundkenntnisse politologischer Theorien“, um das dekodieren zu können. Welche Aussagen des BSW liegen dabei zu Grunde? Ich habe mir mal das Programm des BSW angesehen. Das ist mit vier Seiten wirklich ziemlich dünn. Aber irgendwelche Aussagen, die einen „starken, autortären Staat“ fordern, konnte ich dort nicht finden. Ich bin kein Anhänger des BSW. Aber diese Einstufung teile ich nicht und finde sie eher eine Verharmlosung der AfD. Das ist klassische Totalitarismus­theorie mit der Gleichsetzung von rechts und links und führt zu einem Totalitarismus der „MItte“ Um das festzustellen brauche ich wirklich „Grundkenntnisse politologischer Theorien“.

Andreas Gohlke, Bonn

Selbstreflexion

„Diktatur der Mehrheit“,

wochentaz vom 27. 7.–2. 8. 24

Der Vergleich zum Kreml musste natürlich noch erwähnt werden! Ziemlich schäbig, wenn wir bedenken, wie viele Opfer der amerikanische Imperialismus und Antikommunismus gekostet hat.. Ihr schreibt von Konsensgesellschaft und von Ausschluss von Minderheiten. Bemerkt aber nicht, dass es die Ossis sind, die eine Minderheit darstellen, sich ausgegrenzt und bevormundet fühlen und ihre Stimme für eine vielfältige, demokratische Gesellschaft einsetzen wollen.

Ihr tut ja gerade so, als ob jeder, der nicht CDU, SPD, Grüne oder FDP wählt, ein Demokratiefeind ist! Was soll das? Das ist leider nur wieder ein weiterer ziemlich unreflektierter Artikel, der nur weiter zur Polarisierung beiträgt. Anstatt ­Belehrungen empfehle ich etwas mehr Selbst­reflexion!

Martin Schauer, Eberswalde

AfD im Osten

„Eine Zuggesellschaft“,

wochentaz vom 20.–26. 7. 24

Seit 10 Jahren, seit Pegida auf die Straße geht, wird das Problem klein geredet, dass unsere Demokratie systematisch von rechts zersägt wird und wir in einer Situation leben, die an Gefährlichkeit kaum noch zu überbieten ist. Ja, mich hat „Pegida auch so richtig dolle mitgenommen“.

Die Schnelligkeit, mit der die AfD hier im Osten Fahrt aufnimmt, ist kaum zu beschreiben. Ich bin politisch engagiert, habe selbst im Stadtbezirksrat verzweifelt gegen rechts gekämpft und musste Abstimmungen ertragen, bei denen die CDU unbesorgt mit der AfD zusammen­arbeitete und so immer wieder gewann. Ich habe es satt, dass mir seit 10 Jahren kei­ne*r zuhört, wenn ich auf die Gefahr der AfD hinweise, wenn ich geschrieben habe, dass die Seele der Stadt am Boden liegt, die Demokratie zersplittert.

Nicole Oberüber, Dresden

Biomasse

„Um die Schnecke gebracht“,

wochentaz vom 27. 7.–2. 8. 24

Das Leben als Ganzes ist die fortlaufende Transformation von Biomasse. Nur der Mensch, mit sein bisschen mehr Selbstbewusstsein von der eigenen Existenz, nimmt sich über alle Maßen wichtig und meint, er könne sich an allem bedienen, immer mehr horten und am Ende als verbrannte Asche fast ein Nichts mehr zurückzugeben. Da das unausweichliche Ziel des einzelnen Lebens immer der Tod ist, sagt das viel über unsere Ziele und Werte aus: Alles für nichts!

Störsender auf taz.de

Hilfe vom Igel

„Um die Schnecke gebracht“,

wochentaz vom 27. 7.–2. 8. 24

Als Gärtner kann ich jede und jeden verstehen, der bei der diesjährigen extremen Schneckenplage am liebsten zur Schere greifen würde. Da diese Methode für das Tier aber doch sehr grausam anmutet und für den durchführenden Menschen eine eklig-schleimige Angelegenheit ist, bin ich auch eher der Contra-Meinung zugeneigt.

Es gibt Stauden und Pflanzen, die Schnecken eher meiden, und eben welche, die direkt als Schneckenfutter deklariert werden müssten. Es sollte vorher gut überlegt werden, was in die Erde kommt. Für Nutzpflanzen gibt es Hochbeete mit Antischneckenkanten. Was ich dieser Tage glücklicherweise auch wieder öfter in Gärten antreffe, ist der Igel. Ein natürlicher Fressfeind der schleimigen Gesellen. Also bitte erst kurz innehalten und die Schere in der Schublade lassen.

Ullrich Herzau, Berlin

Wo ist die Grenze?

„Um die Schnecke gebracht“,

wochentaz vom 27. 7.–2. 8. 24

An dem Contra oder Nein zum Schneckenmord ist alles richtig – vor allem der systemische Gedanke und dass die Natur schon ihren Ausgleich findet und jedes Lebewesen im Lebensnetz Natur auch seinen Sinn hat. Klar, auch wir Menschen sind Teil der Natur (auch wenn mit eher augenscheinlich dem wenigsten Nutzen für den „Rest“ der Natur).

Würden Sie eigentlich auch die Frage stellen „Katzen töten – ja oder nein?“ (weil sie fressen unter anderem ja auch Vögel) … vielleicht da noch ja … dass Sie diese Frage stellen würden … Aber wo wäre die Grenze? Und müsste man mit derselben Logik nicht dann auch sagen „Menschen töten – ja oder nein“? Rein logisch betrachtet – ja.

Und zum Pro beziehungsweise Ja von ­Waltraud Schwab: Ich empfinde diesen Text als grenzwertig, ekelhaft und potentiell traumatisierend. Ich lese über das Quälen von Tieren. Und ist eine Nacktschnecke weniger wert und da darf man das? Und ja, natürlich, das Quälen findet in verschlossenen tageslichtfreien Ställen täglich millionenfach statt. Wir haben als Menschen alle unsere dunklen Seiten.

Anke Hofmann, Sasbach

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