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wortwechselFranzosen erwidern Faschismusgefahr

Macrons Entscheidung, das Parlament aufzulösen, ging auf: zunächst kein Rechtsruck in Frankreich. Hohen Lebensmittelpreisen begegnen taz-LeserInnen mit Tauschgeschäften

Reisen

„Briefeseite“, wochentaz vom 9.–12. 7. 24

Wow!“ war meine erste Reaktion auf den langen Artikel der amerikanischen Philosophiegeschichtlerin Agnes Callard. Ein kultur- und erkenntniswissenschaftlicher Essay über das Reisen in der taz! Keine leichte Kost.

Und nun „Wow!“ zum Zweiten: die durchgehend negativen Leserreaktionen. „Warum wird eigentlich ein The-New-Yorker-Artikel zum Titel gemacht?“ Für mich entstand eine andere Frage: Warum wurde der Artikel so reißerisch „Der große Selbstbetrug“ überschrieben? Klar, dass schon an dieser Schwelle die Lust zum nachdenklichen Weiterlesen abflaut und ins Abweisen übergeht: Will mir jemand die Lust am Reisen verderben? Dabei ist Reisen nicht gleich Reisen, wie auch der Leser Wolfgang Rauch differenziert: Eine Afrikareise mit der Kenntnisnahme des Fluchtelends und „der Armut der Leute dort“ ist doch wohl grundverschieden von einer Reise an den Gardasee – in Bezug auf das, was Callard in den Vordergrund stellt: tiefgreifende Erlebnisse und Erkenntnisse mitzubringen, die uns eben nicht dort zurücklassen, „wo wir angefangen haben.“ Deswegen aufs „normale Reisen“, auf den Tourismus verzichten? Warum? Aber auch kein Grund, den Essay als lächerlich abzustempeln. Christian Forberg, Schkopau

Keine Erleuchtung

„Der große Selbstbetrug“,

wochentaz vom 29. 6.– 5. 7. 24

Der Artikel von Agnes Callard/Lin Hierse hat etwas ausgesprochen, das ich schon lang denke. Ich selbst bin über ein Jahr durch Südamerika gereist und kam nicht zurück als ein besserer oder erleuchteter Mensch. Die Lust auf ein Abenteuer trieb mich zum Reisen und etwas zu spüren, was ich in meiner Heimat nicht erleben konnte, das Gefühl, unendlich Zeit zu haben. Doch so schön ich meine Reise erlebt hatte, hat es mich als Mensch nicht verändert, und die vielen ziellosen Reisenden auf meinen Weg rannten eher vor etwas davon. Benjamin Haak, Berlin

Mehr als Arzttermine

„Alte Frau, was nun?“,

wochentaz vom 6.–12. 7. 24

Ein erstaunlicher Beitrag. Wie kommt’s, dass Erotik und Sexualität nicht vorkommen? Stattdessen Arzttermine und Ehekrisen und das Aufsuchen von Kühlboxen? Ist der Bauch von Heidi Klum erwähnenswert? Schade, so viele Seiten und leider verschenkt.

Renate Windisch, München

„Multikulti“

„Merci, Macron“,

wochentaz vom 6. – 12. 7. 24

„Die gute Nachricht ist: Migration kennt die Menschheit seit ihren Anfängen.“

Ich will ja kein Pessimist sein, aber die schlechte Nachricht ist, dass die Menschheit leider ebenfalls seit ihren Anfängen Vertreibung, Pogrome und Entrechtung der „Anderen“ kennt. Man schaue etwa in die Türkei, wo türkische Nationalisten vor wenigen Tagen Syrer jagten und syrische Geschäfte plünderten und in Brand setzten. Das wurde in den sozialen Medien dann noch gefeiert. Eine multikulturelle Gesellschaft ist immer auch eine fragile, die permanenten Dialog und aushandeln erfordert. Platanebanane auf taz.de

Antifaschismus

„Merci, Macron“,

wochentaz vom 6.–12. 7. 24

Macron ist ein Risiko eingegangen, gewiss. Im Gegensatz dazu folgte der Presse-Mainstream nur seinen Ängsten: Huch, das könnte ja den Rechten nützen; da tut man lieber gar nichts, vielleicht verschwinden sie ja von selbst! Als wenn die in zwei oder drei Jahren weg wären, wenn die nächste Präsidentenwahl stattfindet.

Sie bringen uns, Herr Waibel, aus Italien eine mögliche politische Vision für die Zukunft: ausgleichende Sozialpolitik. Vor allem aber heben Sie hervor, dass die französische Linke sich dank Macrons Eile innerhalb einer Woche zu einer neuen Volksfront zusammengeschlossen hat und nun eine antifaschistische Gegenkraft bildet! Wer hätte das hoffen gewagt! Und dazu noch Ihre Einschätzung: „Antifaschismus heute bedeutet primär Verteidigung und Management der Einwanderungsgesellchaft.“ Ja!

Barbara Höhfeld, Frankfurt am Main

Oder-Moria

„Im Abseits“, wochentaz vom 6.–12- 7. 24

Ich fahre seit über 10 Jahren regelmäßig zum Urlaub nach Brandenburg. Ich habe die Städte Frankfurt/Oder, Neuhardenberg, Seelow und andere besucht. Dabei sind mir die Menschen offen und hilfsbereit begegnet.

Ich konnte auch Flüchtlinge persönlich kennenlernen und an ihrem Schicksal im Landkreis Märkisch Oderland (MOL) Anteil nehmen. Dabei sind die Namen Landrat Schmidt, SPD, und Sozialdezernent Hanke, CDU, des Öfteren gefallen. Sie verweigern Flüchtlingen die nötigen Hilfen, erschweren selbständige Wohnungssuche, pferchen seit über einem Jahrzehnt Menschen zentral in einem Wohnblock ein. Beide verhindern systematisch Integration, dezentrales Wohnen.

Beide wollen das umsetzen, was ich auf Wahlplakaten der AfD in MOL früher sehen konnte: ein Bild mit fliegendem Teppich und der Aufschrift „Guten Heimflug“.

Und nun die Insel in der Oder. Hanke und Schmidt wollen wohl so was schaffen, wie es in Griechenland das Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos war: ein Ort des Elends, der Rechtlosigkeit, der Menschenverachtung. Das Oder-Moria muss unbedingt verhindert werden.

Werner Huffer-Kilian, Koblenz

Lebensmittelpreise

„Wut im Supermarkt“,

wochentaz vom 6.–12. 7. 24

Ich war auch lange gezwungen, Preise zu vergleichen. Das sollte aber auch zum kleinen Einmaleins in einer Marktwirtschaft Lebender gehören. Die grundsätzliche Preisentwicklung wird im Artikel treffend skizziert.

Allerdings leben wir in einem Land, das im Vergleich zu vielen europäischen Nachbarn sehr niedrige Lebensmittelpreise hat. Daher auch die Erfolgs­geschichte von deutschen Lebensmittelketten im Ausland. Seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine sind auch einige Preise wieder rückläufig. Dass sich Milchprodukte verteuert haben, finde ich angesichts der schlechten CO2-Bilanz gar nicht so verkehrt. Ich kaufe nun bewusster ein und greife häufiger zum vegetarischen Brotaufstrich. Tauschgeschäfte mit meiner Imkerin finde ich übrigens auch nett.

Uns, in Deutschland, geht es gut. Ein Gespräch mit Griechen, die die Finanzkrise und Ihre Folgen dort erlebten, öffnet die Augen, wie schwierig Leben, selbst in Europa, sein kann.

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