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wortwechselWie steuert man Einwanderung?

Die Debatte über Leistungen für Geflüchtete aus der Ukraine ist nötig, wenn auch scheinheilig. Auch deutsche Demokraten wirken im Migrationsdiskurs populistisch

Zumutung?

„Sie kamen nicht des Geldes wegen“,

wochentaz vom 22.–28. 6. 24

Die Frage der Leistungen für ukrainische Flüchtlinge ist komplex und facettenreich. Die Argumentation der Autorin halte ich allerdings für simplifizierend und klischeehaft, einmal auf einer grundsätzlichen Ebene und zweitens in einem konkreten Detail. Erstens empfinde ich es nicht als Zumutung, von Menschen, die in einem anderen Land Aufnahme gefunden haben, die Aufnahme von Arbeit auch unterhalb ihrer Qualifikation zu erwarten.

Zweitens störe ich mich an dem gewählten Beispiel der Chirurgin, die „kaum als Krankenpflegerin arbeiten“ möchte. Nun tauchen hochqualifizierte Angehörige der medizinischen Profession immer wieder in der Diskussion als Beispiele auf. Ich kann nicht beurteilen, ob es sich bei diesen Beispielen um fiktive Personen oder tatsächliche handelt. Da in der Ukraine selbst Zehntausende verwundete Soldaten und Soldatinnen nebst einer erheblichen Zahl von Zi­vi­lis­t:in­nen auf Behandlung angewiesen sind, frage ich mich, ob diese in Deutschland angeblich von Beschäftigung unter ihrer Qualifikation bedrohten Spezialisten nicht für ihre notleidenden Landsleute zur Verfügung stehen sollten?

Arndt-Berthold Janssen, Hamburg

Bürgergeld

„Sie kamen nicht des Geldes wegen“,

wochentaz vom 22.–28. 6. 24

Die ukrainischen Flüchtlinge sollten wirklich nicht unter der jetzigen Debatte leiden. Sie können weder etwas für den Krieg noch für die unterschiedlichen Gesetze der verschiedenen Länder etwas. Und natürlich finde ich es verständlich, dass ukrainische Flüchtlinge sich die Länder aussuchen, die zu ihrer jetzigen Lebenssituation am besten passen. Da dürfte es auch nicht überraschen, dass Deutschland besonders für alleinerziehende und ältere Ukrainer auf Grund des Bürgergeldes attraktiv ist.

Trotzdem ist die jetzige Debatte überfällig. Es ist unfair gegenüber den anderen Kriegsflüchtlingen. Und die Argumente, die man hört, warum ukrainische Flüchtlinge anders behandelt werden, sind scheinheilig. Alexander Schulz auf taz.de

Aktionismus

„Asylverfahren in Drittstaaten auszulagern zu wollen [],

wochentaz vom 22.–28. 6. 24

Die Überprüfung von Asylbewerbern außerhalb der EU ist genauso ein populistischer Aktionismus wie die Abschiebung islamistischer Straftäter nach Syrien oder Afghanistan. Die angeblich auf der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehenden Politiker der Ampel und von CDU/CSU möchten sich als genauso konsequent darstellen wie die AfD

Offensichtlich hat der Erfolg der AfD diese Politiker so verschreckt, dass sie das Großhirn abgeschaltet haben und das Stammhirn übernommen hat. Die Wähler werden das Original wählen und nicht die Trittbrettfahrer. Viel Vergnügen beim Aufwachen nach den Landtagswahlen.

Michael Kaupisch Stuhr

Reißerischer Stil

„Braune Stellen am Gemüse“,

wochentaz vom 22.–28. 6. 24

Die historische Aufarbeitung der eigenen faschistischen Vergangenheit ist unerlässlich und wer das nicht tut, muss öffentlich darauf gestoßen werden. Doch was hier passiert, ist nicht korrekt. Der Titel suggeriert, dass heutige Demeterfunktionäre Nazis sind.

Darüber bin ich sehr erschrocken und habe deshalb den Artikel von vorne bis hinten gelesen. Das ist nicht nur ein reißerischer Stil, wie ich ihn in meiner taz nicht lesen will, sondern auch diffamierend. (Ich bin keine Anthroposophin!)

Birgit Kübler, Regensburg

Die Lohnlücke

„Verein inkonsequenter Fußballhasser“,

wochentaz vom 22.–28. 6. 24

Bemerkung: Sie outen sich auf Seite 1 unter den fünf gelernten Dingen als Befürworter der gleichen Bezahlung von Fußballfrauen und Fußballmännern. Sie übersehen hierbei, dass der DFB seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht wird.

Die geringere Bezahlung hält so manche Frau davon ab, sich dieser männlichen Domäne zuzuwenden mit dem Erfolg, dass sie ihrem ureigenen Bereich der häuslichen, kindererzieherischen und pflegerischen Tätigkeit erhalten bleibt und dort ihre Erfüllung zu finden vermag. So wird der bestehende Mangel teilweise behoben. Der große Schiller war kein Fan des Frauenfußballs, siehe „Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau, die Mutter der Kinder, und herrschet weise im häuslichen Kreise […]“. Der DFB mag zwar rätseln, ob es einen Fußballer Schiller gibt, aber weise hat er auf jeden Fall gehandelt, so wie man auch nichts anderes von ihm erwartet. Und Frauenfußball: Können doch die Männer übernehmen, dann gibt es auch keinen Streit wegen minderer Bezahlung.

Lutz Wiesendt, Tübingen

Meinungsvielfalt

„Die Kehrseite der Einigkeit“,

wochentaz vom 15.–21. 6. 24

Das Erklärungsmodell von Robi Friedman zu den gesellschaftlichen Mechanismen in Krisenzeiten (wie Coronapandemie und Ukrainekrieg) finde ich sehr plausibel: dass einerseits die Menschen solidarisch sind, darunter aber die Meinungsvielfalt leidet und sich daher viele Menschen nicht mehr repräsentiert sehen.

Was mich etwas irritiert hat, war, dass Frau Lang-Lendorff keinen direkten Bezug zur taz herstellt. Wie geht die taz mit diesen Mechanismen um? Nach meiner Beobachtung war die taz-Berichterstattung in der Coronazeit extrem auf Regierungslinie. Kritische Diskussionen zu den Maßnahmen waren sehr selten. Es gab sehr hässliche Artikel über Menschen, die die Impfung für sich ablehnten („Pandemie der Ungeimpften“). Ich würde mir wünschen, dass die taz dies nach außen wahrnehmbar aufarbeitet!

Thomas Bernard, Karlsruhe

Diversität

„Pupsen verboten“,

wochentaz vom 15.–21. 6. 24

Es freut mich, dass in dem Artikel endlich auch mal andere menschengemachte Methanemissionen als immer nur die der sogenannten Klimakiller-Kuh erwähnt werden. Dennoch wird durch Überschrift, Bilder und teils polemische Fragestellung der Fokus sehr stark auf die Kuh gelenkt und es stört mich, dass in Bezug auf die Landwirtschaft immer nur die (vermeintlich) negativen Aspekte von Rindfleisch genannt werden. Neben dem Klimawandel haben wir Menschen noch ein weiteres, mindestens genauso großes Problem: der globale, dramatische Biodiversitätsverlust.

Leonie Amann, Horst

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