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wortwechselUrlaub! Auf ins Paradies! Ein Freizeitimperialismus?

Ferienzeit! Für viele Menschen ist der Urlaub die schönste Zeit des Jahres. Große, ersparte Hoffnung auf Erholung, Spaß und „es sich endlich mal richtig gut gehen lassen“ – woanders

Am Strand von Arenal auf Mallorca, kurz vor dem langen Pfingstwochenende Mitte Mai   Foto: Foto:  Clara Margais/dpa

Sonnensaison eröffnet …

„Touristensaison in Kroatien: Wenn eine andere Stimmung herrscht. […] Während ein Land zerstört wird, fährt Europa in den Urlaub und lässt sich von Angehörigen der Kriegs­opfer die Dusche putzen“,

wochentaz vom 1. 6. 24

Ist es zu verurteilen, wenn ukrainische Bürger, „die vor dem Terror des Kriegsverbrechers Putin geflohen sind“, Arbeit angeboten bekommen und dies nutzen? Ja, man darf Urlaub im Luxus in diesen Krisenzeiten anprangern. Aber der Begriff ‚Luxus‘ gilt wohl für Ferien im nahen Ausland nicht so sehr … Fvaderno @fvaderno

Vor über 200 Jahren waren wir alle ganz arm. Die Industrielle Revolution hat es möglich gemacht: Was gestern noch Luxus für Adlige war, ist heute für viele normaler Lebensstil. Christoph Strebel

Herzzerreißend. Sie beschreiben aber gleichzeitig sehr treffend, was eine imperiale Lebensweise ist. Unsere. Danke für die Ehrlichkeit. Tomás Zerolo

Urlaub auf „patriotisch“?

„Spaniens Fernbeziehung zur EU: Iberische Reisemuffel. In Spanien verstehen sich die Menschen größtenteils als Europäerinnen und Europäer. Die anderen EU-Länder bleiben ihnen meistens dennoch fremd“, wochentaz vom 1. 6. 24

Für Spanien war Europa der Weg aus der üblen Franco-Diktatur. Und einige Spanier arbeiten und wohnen, seit langem oder kurzem, in EU-Europa, auch in Deutschland. Dass man aus Spanien nicht künstlich CO2-fressend ins Ausland fahren oder gar fliegen muss, um dort bewegungslos in der Sonne zu liegen, ist genauso offensichtlich. So etwas ist auch eher ein Phänomen von Ländern mit ungutem chronischem Handelsüberschuss. Vor der Sommerhitze fliehen könnte man auch landesintern nach Nordspanien oder in die höheren Lagen. Wer als Spanier Deutsche „kennenlernen“ und Deutsch reden möchte, hätte Malle. Vielleicht auch ein Grund, warum man sich als Spanier nicht so häufig hierzulande blicken lässt. Janix auf taz.de

Sollen sich die Spanier auch mal öfter auf dem übrigen Kontinent sehen lassen? „Europatriotische“ Urlaubsreisen? Liegt es nicht vielleicht auch am Geld? In Paris habe ich schon vor Jahren ziemlich viel Spanisch vernommen – kommt vielleicht auch auf die Destination an? Außerdem sind nicht wenige junge Leute aus Spanien durchaus auch nach Deutschland ausgewandert, zumal nach Berlin.

Earl Offa auf taz.de

Europa ist schon da!

In Wirklichkeit lebt das real existierende Europa schon längst in Spanien, genauer: in Andalusien. Dort trifft sich Europa und bald auch die ganze Welt. Dort findet man fast alle Nationen vertreten. Wer es sich leisten kann, hat eine Bleibe in Spanien. Wegen des Wetters, wegen der Menschen, wegen des Lebens dort. Was also sollen Spanier, wenn sie nicht müssen, in anderen Ländern? Die sind ja bei ihnen bereits vertreten. Shitstormcowboy auf taz.de

Happy im eigenen Land?

Wie leicht es ist, die anderen zu kritisieren. Das ist eine Konstante in der europäischen Geschichte immer gewesen, von Deutschland, England und Frankreich, die mit Überheblichkeit immer gegen Spanien geredet haben. Nun, ich nehme an, in Ihren statistischen Zahlen haben Sie auch die Deutschen eingeschlossen, die im mallorquinischen Ballermann betrunken die Tage verbringen, oder diejenigen, die an der spanischen Küste ihre deutsche Schweinehaxe essen. Ist das die Liebe oder die „Nahbeziehung“ zu Europa? Ich lebe in Deutschland seit 45 Jahren und ich liebe die Deutschen und das Land, aber diese Äußerung Ihrer Zeitung tut weh, weil sie der Wahrheit nicht entspricht. Die Spanier lieben an erster Stelle ihr eigenes Land, was die Deutschen nicht tun, denn diese verfremden ihre eigene Sprache und ihr Essen mit fremden „Zutaten“. Die Spanier sind heutzutage überall verbreitet, sie verschmutzen aber nicht die Meere mit Kreuzfahrten wie die Deutschen. Sie fahren auch nicht in fremde Länder, nur um den Urlaub in einer Hotelanlage zu verbringen – wie viele Deutsche es tun. Die Spanier sind dankbar für ihr bescheidenes Leben und jammern nicht auf hohem Niveau wie die Deutschen. Das Problem der Spanier ist, dass sie sich selber nicht verteidigen vor Kritik wie dieser, anderseits ist das aber ein Zeichen, dass sie zufrieden leben, zufriedener als die Deutschen, die immer versuchen, ihre Schwäche mit kritischen Vergleichen zu kompensieren. Esther Morales-Cañadas

… oder zu arm?

Die meisten SpanierInnen verdienen so wenig, dass sie sich kaum noch den Urlaub im eigenen Land leisten können – der Mindestlohn liegt noch weit unter 10 Euro. Aber die Preise in den Supermärkten und die Mieten (zumindest in den Städten) sind mit denen in Deutschland durchaus vergleichbar. Das Auszugsalter der jungen Generation beträgt inzwischen 35 Jahre, und das bei den meist beengten Wohnverhältnissen in spanischen Städten. Viele SpanierInnen sind froh, sich einen Mini-Urlaub, der oft nur aus Wochenenden oder einer Woche in Spanien besteht, leisten zu können. Abgesehen davon, kann in Spanien ein sicherer Sommerurlaub und auch Winterurlaub gemacht werden. Da die SpanierInnen ihre Haupturlaubszeit und die Ferien im Juli/August haben, sind die Möglichkeiten eh eingeschränkter. Deutschland mit seinen von Juni bis Ende September verteilten Sommerferien ist da ohnehin in einer ganz anderen Position. Jens Tetens

„Reiseveranstalter FTI insolvent: Erneut Reiseriese pleite. Zehntausende Urlauber sind betroffen“, taz vom 3. 6. 24

Wir brauchen volkswirtschaftlich weniger Flüge, vor allem weniger Billigflüge – und die sollten ihre ökologischen Kosten bitte selber tragen. Außerdem: Wer will bei Klimawandel und Erderhitzung noch in den Süden zum regungslosen Schwitzen? FTI hätte es irgendwann sowieso erwischt. Name ist der Redaktion bekannt

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