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wortwechselErinnerungspolitik und der Umgang mit der AfD

Der Streit um den Gedenkstein in Dresden zeigt undefinierbare Gekränktheit auf. Und: die Hoffnung für die Zukunft liegt in einem rapiden Anstieg der Grünen Technologien.

Erinnerungspolitik Dresden I

„Der Stein des Anstoßes“,

wochentaz vom 10. 2. 24

Vielen Dank für diesen erhellenden Beitrag. Ich glaube nun endlich zu verstehen, was große Teile der Bevölkerung im Osten zur AfD treibt. Es sind offenbar zwei sich widersprechende Hauptanziehungspunkte: Zum einen, weil die AfD alles, was an die DDR erinnert, eliminieren will. Zum anderen will die AfD die Leistungen der DDR nicht geschmälert sehen. Das verstehen vor allem ältere DDR-Bürger sehr gut, denn es entspricht ihrer inneren Zerrissenheit zwischen DDR-Vergangenheit einerseits und der Sehnsucht nach einem starken rechten Mann im Staat andererseits. Der Gedenkstein eignet sich offenbar gut, um diese nicht ganz eindeutigen politischen Ziele darzustellen. Die Bombardierung Dresdens war Terror, der von England und den USA ausgeübt wurde. Nur ist und war solcher Terror immer ein Teil von Krieg. Man weiß zwar, dass die Inschrift auf dem Stein DDR-Ideologie bedient, sie hat also dennoch einen realen Hintergrund.

Am Ende des Beitrags bleibt ein schlechtes Gefühl, weil es unmöglich erscheint, die Gemütslage der dort zitierten Bürger positiv zu verändern. Sie sind undefinierbar gekränkt und da treffen sie natürlich genau auf die Experten, bei denen undefiniertes und dumpfes Gekränktsein zum wichtigsten, manche sagen zum einzigen Programmpunkt gehört, die AfD.

Helmut Kapferer, Freiburg

Erinnerungspolitik Dresden II

„Der Stein des Anstoßes“,

wochentaz vom 10. 2. 24

Viel nachhaltiger wäre es, Nachfahren des deutschen Bombenterrors in England mit Nachfahren der Betroffenen hierzulande zusammenzubringen und gemeinsam aus diesem Kriegerdenkmal ein Friedensdenkmal zu gestalten. Versöhnung braucht die Wahrnehmung beider Seiten.

Die meisten Deutschen haben nach diesen Flächenbombardements verstanden, dass man seine Nachbarn nicht einfach überfallen kann. Aber nach wie vor wollen viele ihr Leid nicht in Bezug stellen zu dem Leid, das ihre Väter und Großväter ausgelöst haben.

In diesem speziellen Fall des sogenannten „angloamerikanischen Bombenterrors“ werden ebenfalls Opfer- und Täterschaft verschleiert. Wenngleich die Frage der Verhältnismäßigkeit bleibt. „Bomber Harris“ war bekannt, dass sich in Dresden viele Flüchtlinge aus dem Osten aufhielten. Kriegerdenkmäler des 1.WKs und des 2.WKs auf deutscher Seite können keine Mahnmale für den Frieden sein, sie dienen der Entnazifizierung und der Aufbewahrung von verbrecherischer Gewalt. Und weil diese Gesellschaft sich nicht von dieser Schuld lösen kann, die Anteile ihrer eigenen Familienmitglieder daran nicht sehen will, hat sie diese als „mahnende Denkmäler“ unter Denkmalschutz gestellt.

Ohne die Übernahme familiärer Verantwortung werden sich die Nachfahren immer wieder als Opfer darstellen können. Die AfD ist auch eine Reaktion auf die Unfähigkeit zu trauern, auf die Weigerung der Übernahme von Verantwortung. Deshalb müssen die Kriegerdenkmäler beseitigt werden. In der gemeinsamen Neugestaltung liegt die Kraft für Frieden und Versöhnung.

Klaus-Peter Klauner, Brühl

Globales Kapital

„Können sie wechseln?“,

wochentaz vom 10. 2. 24

Den Artikel habe ich gelesen vor allem wegen seines Optimismus, grünen Kapitalismus gestalten zu können, wenn man nur jede Menge Geld neu anlegt: Hauptsache raus aus den fossilen Werten. Sie schreiben, dass sich „mehr als 1.610 Universitäten, Stiftungen, Pensionsfonds, Versicherungen, Städte und Kirchen […] von fossilen Anlagen im Wert von 40,6 Billionen US-Dollar getrennt“ haben. Die Summe entspräche zwei Fünfteln des weltweiten BSP, wow! Nur ist dem nicht so: Diese derzeit 1.610 Institutionen haben einen Wert von 40,6 Billonen $. Sie haben sich mitnichten in diesem Umfang von fossilen Anlagen getrennt. Auf divestmentdatabase.org lese ich von 40,63 Billionen als „ungefährer Wert der (1.613) veräußernden Institutionen“; den größten Anteil von mehr als einem Drittel wird „glaubensbasierten Organisationen“ zugerechnet. Kirchenschätze heben, wenn man so will. Wenn man die alle veräußern und im Sinne der Sache verwenden könnte …! Vielleicht wie der schwerste Einzel-Wert unter den 1.610, der Norwegische Staatsfond NSWF, der das schon seit Jahren macht, allmählich und wohldosiert – er muss mit seinen Erträgen schließlich die Zukunft von Millionen Menschen sichern. So viel Geld! Es im Sinne eines rapiden Umstiegs auf grüne Technologien verwenden zu können, ist eine gigantische Hoffnung. Und da bin ich dann doch eher bei Ihrer Kollegin Ulrike Herrmann, dass technische Lösungen Jahrzehnte bis zu einer praktikablen Reife brauchen und ein wachstumsgetriebener Kapitalismus gleich welcher Färbung das Klimaproblem nicht lösen wird. Aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Christian Forberg

Artikel und Leserbriefe zur AfD

In nicht wenigen Leserbriefen und auch zahlreichen Berichten der taz spiegelt sich eine wichtige und drängende Frage: Was tun gegen die drohende Gefährdung und Demolierung unserer demokratischen Rechte,Traditionen und gewachsenen zivilen Strukturen durch rechtsextreme Einflussnahme?

Auf der einen Seite haben wir in den Demos der vergangenen Wochen ein kollektives „Wir“ erfahren, gut so. Eine in langen Nachkriegsjahrzehnten gewachsene zivile Gesellschaft wird von extremen Rechten bedroht, indem zunächst die Schwächsten dieser Gesellschaft zum Angriffsziel bestimmt werden. Die Schwächsten sind die Gefährdetsten: die Einwanderungsgesellschaft, Asylbewerber, Ausländer mit Bleiberecht. Es geht um vielfach hart arbeitende Menschen, unzählige Familien, Einzelne, die zum Frieden, zum Gedeihen unserer multikulturellen Gesellschaft, zu Farbigkeit und Vielfalt beitragen. Wenn wir im W i r unserer Demos nicht ganz ungeteilt auch diese gefährdeten Gruppen begreifen, haben wir schon verloren. Und die Völkischen wissen, wie man spaltet.

Auf der anderen Seite unser eigenes, selbstverantwortliches Tun. Keine noch so schöne Demo kann es dem Einzelnen abnehmen, sich gegenüber der AfD, den Rechten, eindeutig zu positionieren. Das ist gar nicht so ungeheuer schwer: Das ganz persönliche NEIN muss ausgedrückt werden, wo und wann auch immer. Natürlich ist es nicht leicht, so viel Lügen, Impertinenz und Schäbigkeit von Seiten der Völkischen zu begegnen.

Thomas Keller, Kassel

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