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wortwechselIhr Rudelmänner, habt ihr den Schuss nicht gehört?!

2023 begann in vielen Städten mit massiven Angriffen auf Polizei, Feuerwehr und Feiernde. taz-Le­se­r:in­nen sind sehr wütend auf diese Brutalität. Frohes neues Jahr – trotz alledem!

„Forderungen nach Böllerverbot: Die Politik muss handeln. Silvester ohne Knaller ist so wohltuend, wie sich 2021 zeigte – trotzdem wurde dieses Jahr wieder deutlich mehr geböllert. Es braucht ein Verbot“, taz vom 1. 1. 23

Silvester unterm Sofa? Lieber unterm Schrank?

Jedes Jahr verkriechen sich zu Silvester allein in Berlin tausende Haustiere völlig verängstigt unter Sofas und Schränken und verharren in der Panik, dieser bedrohliche Lärm könnte vielleicht nie aufhören. Reicht das nicht, um die Knallerei endgültig zu verbieten? Jedes Jahr wird zu Silvester mehr schädliche Luft produziert, als es der Autoverkehr in Monaten schafft. Reicht das nicht, um die toxische Stinkerei endgültig zu verbieten? Mein Vorschlag: statt Ausleben des eigenen Durchgeknalltsein lieber eine professionelle Feuerwerkschoreografie ab 0.00 Uhr, an der sich jeder erfreuen kann, der in dieser Zeit gen Himmel blickt. Nicht nur den Haustieren erspart man damit ein Unhappy New Year.

Wolfram Hasch, Berlin

„Feier die Feuerwehr!“

Liebes taz-Team, schockiert habe ich die Nachrichten aus der Silvesternacht in Berlin gelesen. Ich habe daher spontan eine Spendenaktion für die Berliner Feuerwehr ins Leben gerufen. Ich habe die Kampagne „Feier die Feuerwehr“ getauft. (www.gofundme.com) Ich wünsche Ihnen allen ein frohes neues Jahr! Vanessa Skoruppa

„Je suis Problemklientel“,

wochentaz vom 31. 12. 22

Das ist Klassenkampf?

Dieser Essay ist ein Plädoyer für Toleranz gegenüber Böllernden (Arme und Deklassierte!), geht aber völlig an der Sache vorbei. Böllern ist keine Klassenfrage, das machen Reiche wie Arme. Alle Böllernden schädigen Umwelt und Klima, belasten die Gesundheitsarbeitenden, terrorisieren Menschen wie Tiere. Und wer sich jetzt noch die Szenen aus Berlin angeschaut hat, mit drangsalierten Feuerwehrleuten und Sanis, kann nicht ernsthaft ein solches Verhalten als Ausdruck des Klassenkampfes bezeichnen. Das ist einfach nur Brutalität und völlige Enthemmtheit. Rücksichtsloses Arschlochverhalten jedweder Couleur kennt keine Klasse oder Arm und Reich, da hilft nur Durchsetzung der Regeln, auch mit Repression.

Wolfgang Lippel, Nienburg

Ganz unten

Klar fühle ich mit den Armen/Prekären, die in unserem System ganz unten sind. Ich möchte aber – besonders wenn ich als Feuerwehrmann Helfer bin – nicht von „denen“ angegriffen werden. Hier hätte die Gesellschaft – in vorderster Linie unsere Medien, auch die taz – schon im Vorfeld Überzeugungsarbeit leisten können. Dietrich A. Strohmaier, Quierschied

Wer jagt jetzt wen?

Man will die armen „Armen“ kriminalisieren? Sie werden von der Polizei durch ihre Wohnviertel gejagt? Wenn mich nicht alles täuscht, ist es in Berlin-Neukölln andersherum. Mir ist doch egal, ob diese Leute arm oder reich, migrantisch oder urdeutsch sind. Sie leben ihren Spaß auf dem Rücken der Gemeinschaft aus – ohne Rücksicht auf Verluste. Axel Kattner, Berlin

Männliches Machtspiel

Böllern hat nix mit Kultur, allerdings sehr viel mit Aggression und meist männlichem Machtgefühl zu tun. Wenn junge Frauen sich nicht mehr trauen, auf eine Silvesterparty zu gehen, weil sie Angst haben, dass auf dem Hin- oder Rückweg irgendein Arschloch sie mit Böllern bewirft, ist das Gewalt. Hamburg-Altona ist kein Arbeiterviertel! Es ist ein Stadtteil mit durchweg gut situierten Menschen, davon vielen Lehrer*innen. Silvester 1998 haben wir unsere 2 Monate alte Tochter auf der Friedensallee vom Auto aus zum Haus getragen. Jugendliche haben uns mit Böllern beworfen. Den Morast aus Böllermüll dürfte ganz sicher auch ein Proletariermensch wegspachteln. In Hamburg wird in feinen und in schlechten Wohnlagen geböllert. Wenn allerdings mehr Leute auf einem Haufen wohnen, gibt’s mehr Böller. Sowohl leitende Bankangestellte als auch pensionierte Staatsdiener böllern.

Bibi Bohm, Hamburg

Viele Jungmännerrudel

Aggressives Dominanzverhalten von Jungmännerrudeln, die sich auch noch darin gefallen, Feuerwehr und Rettungskräfte anzugreifen, ist einfach nur furchtbar, und ich freue mich über jede, die sich traut, Böllerverbote und deren Durchsetzung zu diskutieren und zu fordern.

Inge Becker, Berlin

Mehr als „Eskalation“

Auch diese Täter haben Eltern. Ihnen sollte klar werden dass derartige Aktionen von der Gesellschaft aufs massivste verurteilt werden. Mit Schreckschusswaffen Beamte zu attackieren, das ist weit von „Eskalation“ entfernt. Offensichtlich sind deutsche Behörden nicht mehr in der Lage, angemessen zu reagieren. Und da ist jetzt schnellstes Handeln erforderlich, eh sich in breiter Mehrheit der „Mut zur Selbstjustiz“ durchsetzt und salonfähig wird. Als bürgernaher Berliner kann ich leider berichten, dass es schon vereinzelt zu unfassbar brutalen „Rache-Aktionen“ kam. Ist Ihnen bewusst, wie weit die Bevölkerung gerade im Begriff ist, in die „rechte Szene“ abzurutschen?

Name ist der Redaktion bekannt

„Deutschland hat nen Knall“,

taz vom 3. 1. 23

Die Nacht der Exzesse

Die Meldungen am Neujahrsmorgen über ausufernde Gewaltexzesse in Berlin, besonders in Lichtenrade, ließen mich schlagartig stocknüchtern werden. Li­nienbusse, die beschossen werden. Autos, Balkone und Keller, die brennen. Rettungskräfte, die mit Eisenstangen und Böllern attackiert werden. Klingt erst einmal wie düstere Endzeitfiktion. Ist inzwischen aber auch in ehemals beschaulichen Berliner Bezirken angekommen.

Aus meiner Sicht gibt es keine Ausreden mehr für ein dauerhaftes Verbot von Feuerwerksverkauf gerade in Ballungsräumen. Ulrich Herzau, Berlin

Diese Böller sind Waffen

Vom Risiko eines Knalltraumaa und von Hörsturzgefahr ist in den Medien zu lesen. Hobby-Feuerwerker:innen sollten Hörschutz an Silvester tragen, welch eine Ironie. Fremd- und Eigengefährdung als Traditionspflege? In der technischen Entwicklung der Corpora Delicti liegt das Problem. Es ist ein entfesseltes Wachstum in Menge und Wirkung zu bemerken, dass einem Hören und Sehen vergeht.

Martin Rees, Dortmund

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