wortwechsel: Klimakonferenz vergisst Klima, fördert Öl und Gas
COP27: Kohleausstieg beschlossen. Ein Fonds für Klimaschäden in armen Ländern wurde gegründet. Aber es gibt keinen Plan für einen realen Ausstieg aus allen fossilen Energien
Kann Sokrates helfen?
„Mit Vollgas Richtung Klimahölle“,
taz vom 21. 11. 22
Bernhard Pötter hat das enttäuschende Ende der COP27 hervorragend und kurz zusammengefasst. Dieser Text müsste Pflichtlektüre für Schüler sein. Zum ersten Mal wurde ein Fonds für die Hilfe bei Klimaschäden beschlossen. Wunderbar, denn so können die Industriestaaten mit den Treibhausgasen so weitermachen wie bisher; mit „gutem Gewissen“. Also, wer kann vielleicht noch rechtzeitig die Zukunft unserer Enkel und Urenkel retten? Nur ein bescheidener Lebensstil in den Industriestaaten kann etwas Wesentliches pro Klimaschutz bewirken. Sokrates sagte so passend: „Genügsamkeit ist natürlicher Reichtum, Luxus künstliche Armut. Wie zahlreich sind doch die Dinge, derer ich nicht bedarf.“ Volker Freiesleben, Köln
Gefahr verkannt?
„AkteurInnen unentschieden“,
taz vom 21. 11. 22
Teilnehmer aus rund 200 Staaten diskutierten darüber, wie die Erhitzung der Erde künftig bekämpft werden kann. Wenn man bedenkt, dass die letzten acht Jahre die bis dahin weltweit heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung gewesen sein dürften, dann muss man die große Gefahr erkennen, in der sich die Menschheit befindet. Die Konzentration der wichtigsten Treibhausgase (Kohlendioxid, Methan und Lachgas) hat im Jahr 2021 einen neuen Höchststand erreicht. Das Ziel des Pariser Klimaabkommens, die menschengemachte globale Erwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius einzudämmen, ist nicht mehr einzuhalten. Die globale Oberflächentemperatur der Erde wird sich durch die gegenwärtigen Treibhausgasemissionen auf 2 Grad bis 3,5 Grad erhöhen. Die Menschheit setzt also ihr Überleben aufs Spiel, wenn sie nicht mehr Klimaschutz betreibt. Ein grundlegender Neuanfang ist dringend nötig. Wir müssen unsere Lebensansprüchen mäßigen. Den Energieverbrauch senken! Dieter Lehmann, Falkenberg/Elster
Gründe zur Hoffnung?
„Klimaforscher zur COP27:,Durchaus Gründe zur Hoffnung'“, taz vom 6. 11. 22
Gründe zur Hoffnung? Da habe ich meine Zweifel. Der Klimawissenschaftler Stefan Rahmstorf ist überzeugt, „dass wir die Welt auch mit 100 Prozent erneuerbarer Energie versorgen können. Wenn wir dieses Wachstum weiter aufrechterhalten, dann können wir es schaffen, dass wir in der Nähe von 1,5 Grad Erwärmung bleiben.“ Ulrike Herrmann schreibt in ihrem Buch, „Das Ende des Kapitalismus“: „Die große Hoffnung ist, dass sich die gesamte Wirtschaft auf Ökostrom umstellen ließe. Grünes Wachstum ist jedoch eine Illusion, denn der Ökostrom wird nicht reichen, da er knapp und teuer bleiben wird. Wenn die grüne Energie reichen soll, bleibt nur ‚Grünes Schrumpfen‘. Der Kapitalismus wird enden, weil er mit dem Klimaschutz nicht vereinbar ist.“ Gern hätte ich die Meinung des Klimaforschers dazu gehört, aber die entsprechende Frage wurde leider nicht gestellt. Dieter Stompe, Erfurt
Wer bezahlt am Ende?
„Neokolonialistisch“, taz vom 16. 11. 22
8 Milliarden Menschen – und der Mensch ist auch noch stolz darauf! Schon 1972 warnte der Club of Rome in seinem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ bei einer Erdbevölkerung von 3,848 Milliarden vor einer Überbevölkerung und ihren Folgen. 50 Jahre später hat die Menschheit es geschafft, dass dieser Planet kurz vor dem Kollaps steht. Wenn die Menschen meinen, überall auf der Erde ihren Hintern hinsetzen zu müssen, müssen sie in Kauf nehmen, dass der Hintern nass wird, verbrennt oder verschüttet wird. Die Erde hat noch weit mehr Energie und Zerstörungspotenzial, um der armseligen Überheblichkeit, Arroganz und Selbstüberschätzung der Menschen entgegenzutreten. Diese Klimakonferenz hat doch gezeigt, nicht Mäßigung, Ehrfurcht und Demut waren die Themen, sondern: Wer bezahlt die Kosten des Temperaturwandels? Klaus Kröger, Melle
No wind of change
„Das ist doch der Gipfel“, taz vom 21. 11. 22
Die geopolitische Wetterlage zwischen „highway to hell“ und „stairways to heaven“ erzeugt immer noch keinen hoffnungsvollen „Wind of change“.
Matthias Losert, Waiblingen
„Quasseltantenklubs!“
„Mit Mängeln, aber unverzichtbar“,
taz vom 22. 11. 22
Was haben die Weltklimakonferenz und der Trip der deutschen Bischöfe in den Vatikan gemeinsam? Das Ergebnis dieser „Quasseltantenklubs“ ist immer das Gleiche: null. Die Welt wird sich weiter so drehen wie die Reichen es bestimmen – über die Armen! Die katholische Kirche bleibt so katholisch wie sie ist, denn anders ist sie nicht zu haben! Wer eine saubere Umwelt haben will, der kann weiter davon träumen, und wer die katholische Kirche zu altmännerlastig findet, der guckt halt Frauenfußball! Riggi Schwarz, Büchenbach
Nur nationale Lösungen
„Ein schwieriges Klima“, taz vom 17. 11. 22
Vor der Konferenz stand der Zeiger auf fünf nach zwölf. Jetzt ist die Uhr abgelaufen. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat sich zwar nach Kräften bemüht, eine Einigung im Sinne des globalen Klimaschutzes zu erzielen, aber sie wurde von autokratisch regierten Staaten regelrecht vorgeführt. Es kann nur noch darum gehen, sich auf nationaler Ebene auf die Folgen des Klimawandels und die Naturkatastrophen einzustellen. Und sich entsprechend vorzubereiten. Alfred Kastner, Weiden
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