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wortwechselDeutschland im Herbst

Wer ist für den Sabotageakt in der Ostsee verantwortlich? Baltische Staaten wollen keine russischen Deserteure aufnehmen. Muss das sein? Die siebte Corona-Welle kommt.

Schäbig

„Der Brandbeschleuniger“,

taz vom 27. 9. 22

Friedrich Merz war in Kiew. Er hat den Menschen in die Augen gesehen. Wie kann er dann solche Worte in den Mund nehmen ohne erdrückende Fakten zu kennen? Er müsste seine Aussage sehr gut belegen können, dann wäre sie immer noch undifferenziert gewesen. Aber wie kann man nur so verroht sein sie zu treffen ohne wirklich besorgniserregende Fakten liefern zu können? Ich könnte ihn noch nie leiden, aber ich hätte nicht geglaubt wie schäbig er wirklich ist.

Matthias Hufnagel, Hamburg

Grenzenlose Akzeptanz

„Ein Volk ist kein Zuhause“,

taz vom 28. 9. 22

Dank an Ilija Trojanow für sein herausragendes Schlagloch. Eine sehr treffende, bemerkenswerte Beschreibung deutscher Volksbefindlichkeiten und ein flammendes Plädoyer für ein Weltbürgertum das uns hoffentlich bald zur gegenseitigen, grenzenlosen Akzeptanz verhelfen wird. Denn die Menschheit wird ihr Überleben und die Bearbeitung globaler Krisen nicht anders bewältigen können.

Wolfgang Wedel, Nürnberg

Erfindungen

„Ein Volk ist kein Zuhause“,

taz vom 28. 9. 22

Ilija Trojanow, „Schriftsteller, Weltensammler und Autor“ ist selber eine Erfindung. Die taz, in der er hier schreibt, ist eine Erfindung. Dingen, die in dieser Zeitung und ihrem mehr oder weniger intellektuellem Sub-Milieu eine tragende Rolle spielen, wie Queerness, Intersektionalität, Antikolonialismus und Ähnliches, hat man beim Erfundenwerden förmlich zusehen können. Ihre „liberalen“ akademischen Institutionen, auf die sie für ihre schiere Existenz auf Gedeih und Verderb angewiesen sind, sind samt und sonders europäische Erfindungen. Afrika gibt es nicht, es ist bloß eine Erfindung des europäischen Kolonialismus, die Afrikaner seinerzeit hatten nicht den geringsten Begriff von „Afrika“. Es gibt nichts Menschliches, was keine Erfindung wäre, nicht einmal im Bereich der kreatürlichen Urbedürfnisse Nahrung und Fortpflanzung. Wo ist also das Argument, mit dem „Erfindungen“ diskreditiert werden?

Manfred Eisenberg, Köln

Baltische Staaten

„Macht hoch die Tür“,

taz vom 28. 9. 22

Gereon Asmuth schimpft über die lettische und litauische Politik und fordert, dass sie alle russischen Kriegsdeserteure aufnehmen müssen. Wir haben in den letzten 20 Jahren zu wenig auf die Stimme der Balten gehört. 35 Prozent der Bürger in Lettland sind Russen. Die Meisten lernen kein Lettisch, sie erwarten, dass die Letten Russisch mit ihnen sprechen. In der Tat sind sie eine Gefahr für so ein kleines Land, das seine Unabhängigkeit erst seit 1991 leben kann. Was wenn dieser Anteil durch die Deserteure auf 40 Prozent steigt? Es gibt viele andere Länder in Europa, für die ein paar Tausend russische Deserteure keine Gefahr darstellen. Für die baltischen Staaten gilt das nicht.

Antje Rösener, Hattingen

Stimmt so nicht

„Briefeseite“, taz vom 24. 9. 22

In der taz wurde in einem Leserbrief behauptet: „Die Schuldigen für die fossilen CO2-Emissionen sind fossiles Öl, Gas und Kohle“ und damit Aral, Shell, BP und Co. Das bedeutet, wenn wir eine Transformation von fossilem Öl, Gas und Kohle hin zu erneuerbarem Öl, Gas und Kohle schaffen, sind wir klimaneutral. Man braucht nur fossilen Kohlenstoff zu verbieten, und die Wirtschaft wird den Rest regeln.“ Das ist leider falsch, denn ein großer Anteil der Klimagase entsteht auf andere Weise. Zum Beispiel erzeugen Rinder Methan, das sehr klimaschädlich ist. Bei der Zementherstellung entstehen 2/3 nicht durch den Einsatz fossiler Energien sondern sind rohstoffbedingte Prozessemissionen. https://www.vdz-online.de/zementindustrie/klimaschutDurch die Verwendung von Stickstoffdünger in der industriellen Landwirtschaft entsteht Distickstoffmonoxid (N20), ebenfalls ein Klimagas. Insgesamt müssen wir also die Ernährung, die Landwirtschaft, die Bauwirtschaft (Holz als Baustoff bindet CO2, besser ist Sanierung statt Neubau) umstellen.

Stefan Müller, Berlin

Eskalationsinitiative

„Überschätzte Explosionsgefahr“,

taz vom 29. 9. 22

Was Dominic Johnson als Putins „bizarres, folgenloses Gehabe“ bezeichnet, kommt meiner Meinung nach aus einer bestens sortierten Schublade an Drehbüchern für Szenarien, mit denen die russische Führung bereits gerechnet hat. Die Eskalationsinitiative liegt seit spätestens 2014 komplett und ununterbrochen bei Russland.

Derweil muss ich zugeben: Ich stehe auf der europäischen Seite der Erzählung und muss gestehen, dass mir Russland bis vor Kurzem noch ziemlich egal war, und dass ich niemanden kenne, der diesem Land etwas Böses möchte. Aber darauf kommt die paranoide, megalomanische russische Führung nicht.

Benjamin Pencarski, Hamburg

Wer ist Nutznießer?

„Es brodelt“, taz vom 29. 9. 22

Warum sollte Russland ein Interesse daran haben, eigene Pipelines, die es selbst als Faustpfand in Friedensgesprächen öffnen (oder schließen) könnte, langfristig zu zerstören? Welches Interesse soll Russland haben, seine eigene Gazprom in den Konkurs zu treiben und sich selbst enormen wirtschaftlichen Schaden zuzufügen? Gibt es Interessen, die Zukunft der neu eröffneten polnischen Gasleitung oder den alten ukrainischen Leitungen abzusichern? Gibt es wirtschaftliche Interessen, den Absatz US-amerikanischen Flüssigerdgases in Europa langfristig zu sichern?

Wie ist die Aussage des polnischen Ex-Verteidigungsministers, Radek Sikorski, zu verstehen, der sich bei den USA für die gelungenen Anschläge auf die Pipelines bedankt? Wie ist Bidens Versprechen vom Februar zu bewerten, dass er dafür sorgen könne, dass kein Gas durch Nordstream 2 fließen wird? Kurt Lennartz, Aachen

Siebte Welle

„Die siebte Frustwelle“,

taz vom 28. 9. 22

Wie tief ist diese Gesellschaft gesunken, dass sie nicht mehr weiß, was Fürsorge und Wahrheit sind, und in der geglaubt wird, es sei fürsorglich, Kinder sich mit einem schädlichen Virus anstecken zu lassen? Was ist das für eine Gesellschaft, in der der Ethikrat schweigt und Stiko-Mitarbeiter in Fernsehbeiträgen Infektionen empfehlen (rbb)? Bloß keine Angst haben!

„Was für ein schreckliches Gefühl, diese Angst, das ist nichts für mich und meine Kinder, ich brauche Spaß, Urlaub, die Queen und das Oktoberfest!“ Verdrängung als Antwort auf alles, was eine Lösung erfordert, die geistig fordert und die über mich selbst hinausreicht. Aber Verdrängung ist nicht die Antwort auf Angst, weil es nicht gilt, die Angst zu bewältigen, sondern die Ansteckungen. Es geht noch nicht einmal darum, das Virus zu bewältigen, es ist vollkommen ausreichend, die Ansteckung zu verhindern! Aber das geht nicht, weil man lieber deprimiert ist über die siebte Welle, die uns anscheinend gottgewollt überrollt.

Sabine Sabranski, Berlin

Herbstgeschehen

„Die siebte Frustwelle“, taz vom 28. 9. 22

Laut Grippe-Web des RKI haben aktuell 6,7 Prozent der Bevölkerung eine akute Atemwegserkrankung. 0,3 Prozent haben Covid-19, also nur etwa jeder 20. Fall. Ich sehe es daher als ein ganz normales Herbstgeschehen an. Jeder soll auf sich und andere aufpassen – durch viel Schlaf, Bewegung, gesunde Ernährung, gute Beziehungen, meinetwegen auch Impfungen und Maske tragen. Aber der Alarmismus muss aufhören.

Thomas Bernhard, Karlsruhe

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