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wortwechselWille und Würde der Bürge­r:in­nen akzeptieren

Keiner will Ceta, trotzdem soll es ratifiziert werden? Rechte der Schwächeren im Verkehr werden missachtet und die toten Fische in der Oder sind nicht die einzigen

Ceta ratifizieren

„Konzerne können klagen“,

taz vom 26.8.22

Leben wir in einer Demokratie oder nicht? Die Bürger haben eindeutig geäußert dass sie weder TTIP noch Ceta wünschen! Ich verstehe nicht, weshalb die Politik so auf diese Handelsabkommen drängt und nun mit einer unprofessionellen Zusatzerklärung das Ceta durchwinken will! Sitzt ihr die Industrie im Nacken?

Im Rahmen der Globalisierung haben wir viel Macht und grundlegendes politisches Handeln und Entscheiden an Konzerne abgegeben die gemäß ihrer Ausrichtung nur ihr Gewinnstreben im Blick haben. Aktuell sichtbar in Portugal, dort beansprucht ein deutscher Konzern das Wasser für den Anbau von Himbeeren für Deutschland, und bei den Bauern mit ihren Tieren und Feldern geht es um ihr Überleben! Kann die Regierung von Portugal hier nicht eingreifen? Und ihre Bevölkerung schützen? Der Schutz der Umwelt und der Menschen rückt dabei immer mehr in den Hintergrund.

Eine starke Umwelt- und Wirtschaftspolitik muss hier eingreifen, die Dinge neu durchdenkt und gewichtet und auch gegen Widerstände umsetzt. Zukünftig kann es durch Klimakatastrophen, Dürreperioden und Fluchtbewegungen nötig sein, dass die Politik Dinge entscheidet, die gegen Handelsabkommen verstoßen und die von den Konzernen eingeklagt werden können. Deshalb bin ich strikt gegen CETA! Ursula Huber, Augsburg

Opfer des Straßenverkehrs

„Der akzeptierte Skandal“,

taz vom 25. 8. 22

Ihrer berechtigten Kritik möchte ich ein kleines Beispiel eines Verbesserungsvorschlags hinzufügen, das speziell für Schulkinder Schutz vor Gefährdung durch Autofahrer bieten könnte.

Vor Kurzem habe ich bei einer Schottlandreise den Schulanfang für Grundschüler erleben dürfen. In einem kleinen Ort in den Highlands sah ich eine zwar altmodische, aber ohne stromfressende Geräte funktionierende Überquerungshilfe: auf der anderen Straßenseite stand ein alter Mann, vielleicht ein Großvater, der mit einer Kelle in der Hand den Verkehr anhielt. Ein kleines Mädchen überquerte wohlbehalten den Überweg, vor der Schule drehte es sich um und sagte ganz lieb: „Thank you.“

Könnte man nicht auch in Deutschland die lebendigen und stromsparenden Schülerlotsen ( wieder) einführen? Marlies Beitz, Stuttgart

„Der akzeptierte Skandal“,

Sehr geehrte Frau Holdinghausen, Ihr Kommentar spricht mir aus der Seele. Ebenso unscheinbar waren die Nachricht und die Reaktionen im Juli über 131 Tote durch E-Bike-Unfälle im Jahr 2021. Es wird höchste Zeit, dass die sozialen und ökologischen Folgen wirtschaftlichen Handelns eingepreist werden. Wer denkt an das verursachte Leid? Und wer – wenn es glimpflich ausgegangen ist – bezahlt die Behandlungskosten und Arbeitsunfähigkeiten? Sabine Klein, Berlin

Diebstahlschutz an Lebensmitteln

„Arme sollen hungern müssen“,

taz vom 15. 8. 22

Tja, da ist sie mal wieder, die Gewissensfrage: „Soll ich, oder soll ich nicht?“ Soll ich vor überquellenden Regalen, im allgemeinen Konsumexzess, mir das nehmen, was ich nicht zahlen kann? Oder soll „ick ne lange Neese“ machen … Und wie wäre es, wären es meine Dinge, die ich mir im Namen einer „höheren Gerechtigkeit“, der Menschlichkeit „unter den Nagel“ reiße?

Mir kam es schon immer völlig unsinnig vor, vor vollen Regalen zu darben, nur weil ich meine eigene Selbstausbeutung nicht zielstrebig vorantreiben konnte. Es waren harte Zelten für Leute wie mich in den 80ern. Kohl regierte, meine Freunde litten an schlechtem Dope und AIDS. Und ich hatte unbändigen Lebenshunger, der mich nahezu mit schlafwandlerischer Selbstverständlichkeit auf „die schiefe Bahn“ führte. Und damit auch straight zum Mundraub. „Erst kommt das Fressen, dann die Moral!“ Das war mein Lebensmotto. Und dafür habe ich lange in deutschen Knästen gesessen.

Für mich gab’s seinerzeit „19 Monate ohne“ (Bewährung). Und die hab ich bis zum letzten Tag verbüßt! 35 Euro verursachter Schaden für sieben Schachteln Zigaretten. Die Inhaftierung kostete geschätzte 80.000 plus Gerichts- und Anwaltskosten. Das nenn ich Wahnsinn! Hätte ich die Kohle seinerzeit bar ausgezahlt bekommen, das Problem meiner Delinquenz wäre ein für alle Mal gelöst: Entweder hätte ich mich totgefixt oder ich hätte noch mal neu durchgestartet, mein Leben in den Griff bekommen. Leider ging’s „dem Staat“ da um Prinzipielles. Der Abgott des privaten Eigentums forderte und fordert weiterhin täglich sein Opfer.

Mein Fazit: Mundraub, auch wenn’s diesen Rechtsbegriff in der deutschen Rechtssprechung nicht mehr gibt, ist absolut legitim. Niemand, der wirkliche Not, Elend, Kälte, Hunger, Entzug erfahren musste, wird dem ernsthaft widersprechen. Heute bin ich solide geworden, fahre grundsätzlich nicht mehr schwarz, bezahle, was ich konsumiere und halte mich an die Eigentumsgesetze. Ich bin heute chronisch krank und marginalisiert, aber auch froh und dankbar, in einem funktionierenden Staatswesen zu leben, auch wenn’s noch viel zu verbessern gibt.

Christoph W. Anton, Berlin

Winnetou-Debatte

„Man muss loslassen können“,

taz vom 25. 8. 22

Realitätsferne Kulturprodukte wie die „Winnetou“- Filme oder die Rolle von schwarzen Menschen in der uns überlieferten weißen Kultur sind doch auch eine große Chance für allgemeinen Geschichtsunterricht.

Statt zu verbieten und zu löschen, sollten sie einerseits als Zeugnisse eben dieser realitätsfernen Perspektiven, anderseits Anstoß zur sie thematisierenden Geschichtsaufklärung sein, und zwar einer, die nicht mit dem Zeigefinger agiert, sondern freilich ohne moralische Großzügigkeit gegenüber Tätern auch die oft unbewusst übernommenen Selbstverständlichkeiten dieser Perspektiven aus ihrem kulturellen Kontext nachvollzieht.

Wolfram Hasch, Berlin

Illegale Abwasserflüsse

„Oder braucht noch Jahre, um sich zu erholen“,

taz vom 24. 8. 22

Was für eine Heuchelei, jeder, der regelmäßig an größeren Flüssen ist, bemerkt, dass Schadstoffe (Gülle, Chemikalien, Salze) eingeleitet werden, die Umweltbehörden werden aber nur wach, wenn etwas so auffällt wie viele tote Fische – eine flächendeckende Überwachung nicht nur an der Oder kann helfen. Die Menge an toten Fischen in der Oder ist marginal, wenn ich sie mit den Fischverlusten in Deutschland vergleiche, die jährlich durch die „Unterhaltung“ kleiner Fließgewässer passieren, bloß die sieht kaum jemand und die Verluste verteilen sich über große Strecken.

Die Boden-Wasserverbände sind aus meiner Sicht auch für die enorme Trockenheit der Böden verantwortlich, da sie seit Jahrzehnten die Landschaft regelmäßig lehrsaugen, regnet es dann weniger, schreien als Erstes die Bauern, die zuvor die starke Entwässerung gefordert haben. Bezahlen tun wir das alle.

Andreas Wenk, Stendal

Petition der Woche

„Hessen braucht einen Äppelwoi-Feiertag!“ taz vom 20. 8. 22

Ei isch bin ja sowas vun geriert un hocherfreit, dass mei Stöffche so e Uffmerksamkeit kriggt! Als fast 40-jährischer Ex-Hess’in Berlin kann isch zwar mein Konsumm vum Stöffche halde (es gibt-en zum Glick aach hier), awwer die Leit gucke immer e bissje bleed, wann isch ihne des aabiete du. Wie viel schenner wär’s, wann isch saache kennt: des is des offizielle Getränk des Hesse-Feiertachs! Un des deet isch weltweit in Berlin mitfeiern!

Herbert Y. Schneider, Berlin

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