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wortwechsel„Hoffnung, Handlungs­fähigkeit und Würde“

Die Gaspreise steigen, sollten mehr Passivhäuser gebaut werden? Frau Schlesinger verschwendet Steuergelder, die Entlastungen bei der Einkommenssteuer sind Brosamen

Wärmepumpen im Neubau

„Zahl des Tages“, taz vom 12. 8. 22

Der Trauerflor an dem Artikel fehlt. Leider gibt es immer noch Neubauten, die Heizungsanlagen brauchen, obwohl es dafür seit mittlerweise mehr als 20 Jahren erprobte Alternativen gibt. Passivhaus heißt die und solange die nicht konsequent umgesetzt wird, werden auch die Abhängigkeiten von Energieträgern bleiben, egal ob die Gas oder Strom heißen. Für Letzteren ist es ja auch noch ein langer Weg, bis der komplett regenerativ ist (zurzeit circa zu 45 Prozent) und damit letztlich auch von Putin unabhängig … Zahl des Tages wäre also 0 gewesen: Es wird kein Neubau mehr mit einem aktiven Heizungssystem gebaut und trotzdem friert keiner!

Hans Kitzerow, Limburg

RBB-Intendantin Schlesinger

„So beschissen wie Männer?“, taz vom 10. 8. 22

Den Artikel von Frau Silke Burmester finde ich gut. Ich war 40 Jahre lang Krankenpfleger, hatte einen Frauenberuf und kann nur bestätigen, dass sich Frauen als Chefs nicht wesentlich von den männlichen Kollegen unterscheiden. Das Geschlecht hat leider keine Auswirkung auf moralische Werte. Im Fall Frau Schlesinger finde ich es allerdings wesentlich tragischer, dass sie Gelder aus der Finanzierung eines demokratischen Rundfunks veruntreut hat. Ich werde deshalb meine nächste Zahlung an die GEZ aussetzen beziehungsweise kürzen. Georg A. Arndt, Münnerstadt

RBB-Aufräumarbeiten

„Beispielhaft“, taz vom 11. 8. 22

Ich zitiere einen Mitarbeiter des RBB. „Wenn wir das jetzt nicht bis ins Detail selbst aufarbeiten, wird das die B.Z. oder die Bild-Zeitung etc. übernehmen.“ Was Sie also als Beleg für die Ehrbarkeit des ÖRR ausführen, ist nichts anderem als der Verzweiflung und dem Selbst­erhaltungstrieb geschuldet.

Daniela Beck, Reutlingen

Umweltaktivistin Cécile Lecomte

„Rollstuhlfahrerin fliegt aus ICE“,

taz.de vom 9. 8. 22

Der Artikel über die Umweltaktivistin, die sich von der Bahn diskriminiert fühlte, weil sie nach einer Auseinandersetzung aus dem Zug geflogen ist, vermeidet eine explizite Parteinahme und berücksichtigt unterschiedliche Quellen, wirkt also solide, ja sogar gut recherchiert. Und dann aber steht da so ein Titel drüber: „Bahn nicht barrierefrei: Rollstuhlfahrerin fliegt aus ICE“. Das passt für mich nicht; ein solider Artikel und eine Überschrift, die ich mir von Bild bis Bunte wünsche, die mich aber hier irritiert: Denn lässt sich aus dem einen – dem womöglich vertretbaren, weil legitimen Rauswurf einer Rollstuhlfahrerin aus dem ICE – das andere, nämlich eine fehlende Barrierefreiheit der Bahn ableiten? Ich glaube nicht. Aber wahrscheinlich legitimiert die resultierende Clickrate auf der Webseite die Überschrift, weil Redaktion und Marketing ja immer enger zusammenrücken. Und doch: Leiser wär mir lieber.

Benjamin Kummer, Berlin

Krasse Gaspreiserhöhung

„Preise deckeln für Sozialfrieden“,

taz vom 8. 8. 22

Gestern habe ich meine turnusmäßige Gasabrechnung für September erhalten. Statt 90 Euro soll ich jetzt 390 Euro monatlich zahlen. Wie kann das sein, allzumal ich in der taz lese, dass sich die Gasspeicher in Deutschland schneller als geplant füllen? „Und auch die Marke von 85 Prozent dürfte deutlich vor dem 1. Oktober erreicht sein.“ Zudem leitet Deutschland zurzeit immer noch Gas in Nachbarländer weiter, insbesondere auch nach Frankreich, da dort viele Atomkraftwerke außer Funktion sind. Ich denke, dass sich die Energiekonzerne die Taschen wieder ordentlich vollfüllen.

Anja Hallermann, Wolfenbüttel

Genfer Konvention

„Skandal um Amnesty-Bericht“,

taz vom 6. 8. 22

Entschuldigung liebe taz, aber die 4. Genfer Konvention ist selbst angesichts der Kriegsführung im Irak, in Syrien oder in Afghanistan nicht außer Kraft. Und diese Konvention besagt unter anderem, dass es ein Kriegsverbrechen ist, unbeteiligte Zivilisten in militärischen Auseinandersetzungen als sogenannte Schutzschilde zu benutzen. Was im allgemeinen Nato-Kriegsgeheul derzeit aber fehlt, ist der politische Wille, sie durchzusetzen. Obwohl es auch einem taz-Redakteur bekannt sein dürfte, dass selten der Verursacher, sondern fast immer der Überbringer hässlicher Nachrichten, in diesem Fall Amnesty International, mit Dreck beworfen wird, schmeißt er munter mit. Allein, es funktioniert in Zeiten allgemeiner Kriegsbesoffenheit prächtig und erhöht die Auflage, wenn ein Autor die heiligen Helden unter korrupten ukrainischen Oligarchen verortet und der bestialisch-böse Feind in Moskau sitzt. Wer so ungeniert polarisiert, der sollte nicht ausgerechnet AI Unausgewogenheit vorwerfen, denn Amnesty International ist nun mal keine gebührenfinanzierte Anstalt Öffentlichen Rechts.

Gabilotte Lanzrath, Berlin

Nachrichtenmüdigkeit

„Beim Sarkasmus nicht bleiben“,

taz vom 6. 8. 22

Frau Winkelmann zitiert zu Recht Amanda Ripley: „… auf was es in der Wahrnehmung des Weltgeschehens ankomme: Hoffnung, Handlungsfähigkeit und Würde“. Ja, die taz versucht gute Berichterstattung, könnte aber noch viel mehr positive Ansätze für eine bessere Politik aufspüren. Bitte berichtet von erfolgreichen Projekten. Spürt Kommunen auf, die seit Jahren gute Flüchtlingspolitik betreiben, die eine Mobilitätswende geschafft haben usw. Learning from the best, auch im Kleinen: Hoffnung, Handlungsfähigkeit und Würde! Wäre das nicht eine schöne Aufgabe im taz-lab, sich zu überlegen, wie man an diese positiven Informationen herankommt?

Christian Conrad, Riedheim

Debatte um Kopftuch

„Das bisschen Wind im Haar“,

taz vom 11. 8. 22

Liebe taz, ich frage mich wirklich, was ihr euch dabei denkt, einen Artikel zu veröffentlichen, in dem behauptet wird a) internationale Solidarität sei Kolonialismus, b) iranischer Protest gegen Unterdrückung sei gefährliche westliche Propaganda und c) das sei ja alles gar nicht so schlimm, die Männer müssen ja auch was Langes tragen. Die gedankliche Ursache dieses Unfugs ist glaube ich ­relativ klar: „Der Westen ist böse und alles Böse muss auf den Westen zurückgeführt werden, anderes darf nicht kritisiert werden.“ Wie sonst ist es zu erklären, dass die Autorin allen Ernstes kritisiert, wenn westliche Fe­mi­nis­t:in­nen sich gegen Genitalverstümmelung einsetzen? Die Folgen dieser geistigen Verwirrung sind übel: Der Artikel fordert nicht weniger als die Auflösung internationaler Solidarität. Er spottet über Themen wie Morde an Frauen und Genitalverstümmelung, nennt sie „plakativ“. Er spottet auch über den Protest zum Beispiel iranischer Frauen und verkennt vollkommen, was das Exil für die Hauptakteurin bedeutet. Westliche Fe­mi­nis­t:in­nen – nein alle Feminist:innen, die sich zufällig in westlichen Ländern aufhalten –, sollen aufhören, über den Tellerrand zu schauen und sich nur noch um sich selbst und „komplexe Themen“ im eigenen Land kümmern. Ich vermute, die Autorin versucht, antirassistisch zu sein. Das ist ihr nicht gelungen.

Felix Till Schattmann, Hannover

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