piwik no script img

wortwechselIn Putins Energiefalle – jetzt hilft nur sparen?

Kohlekraftwerke weiter nutzen, Industriebetriebe mit staatlichen Milliarden füttern, um Energiesparen schmackhaft zu machen – heizen die Sanktionen auch das soziale Klima auf?

„Viele Milliarden für volle Gasspeicher“, taz vom 20. 6. 22

Neue Regeln!

Herr Habeck heuchelt, wenn er seine Stirn in Sorgenfalten legt, betroffen vom Ernst der Situation spricht – und die Kohlekraftwerke wieder anschmeißt. Wir wissen seit 40 Jahren, dass dieser Punkt kommen würde, an dem Energieversorgung ein Problem wird. Die deutsche Gesellschaft hat sich Jahrzehntelang belogen und den Klimawandel geleugnet. Wenn Kohlekraftwerke reaktiviert werden, dann muss das ausgeglichen werden und zwar nicht von den Armen und Alten. Die Leute müssen sich umstellen, je früher, desto besser, nicht nur bei Energie. Ich bin dafür, Energie für Privathaushalte zu rationieren, damit nicht die Reichen und Gutverdienenden weiter Energie verschwenden. Es kann nicht angehen, dass Familien im Sommer zweimal täglich duschen und Frau Krause senior die Waschschüssel benutzt. Und selbstverständlich soll die Raumtemperatur auf höchstens 19 Grad Celsius eingestellt werden. Warum? Weil es Bundesländer gibt, die nicht ausreichend in alternative Energien investieren, um unabhängig von fossiler Energie zu werden, weil trotz hoher Spritkosten der Verkehr nicht abnimmt. Und weil wir ein reiches Land sind und den anderen nicht die knappe Energie wegkaufen können, damit wir unseren umweltfeindlichen und unsozialen Konsum weiterverfolgen können. Tja, ich weiß, die FDP … Aber dann muss es eben mal Druck von der Straße geben. Jeannette Kassin, Hamburg

Das ist der Supergau, die abgeschalteten Kohlekraftwerke weiterzubetreiben. Als gäbe es keine Waldbrände in Brandenburg und keinen ausgetrockneten Po in Italien. Ernie auf taz.de

Kein Mengenrabatt!

Liebe Redaktion, immer drängender werden die Aufrufe zum Energiesparen. Der Bürger der die höchsten Energiepreise zahlt, hat jedoch schon viel getan; anders sieht es bei Großverbrauchern aus, da sie ja Mengenrabatt bekommen. Solange sich ein solcher Großverbraucher innerhalb einer Preiszone bewegt ist alles okay. Sorgt das Sparen aber dafür, dass der entsprechende Großverbraucher in die nächst kleinere Verbrauchsmengengruppe kommt, steigt somit der Verbrauchspreis, weil der Mengenrabatt kleiner ausfällt. Die Folge: die Energierechnung steigt gewaltig. Die Lösung: den Energieverbrauch künstlich hochhalten, um in der nächsthöheren Rabattklasse zu bleiben, damit die Energierechnung klein bleibt. Das Problem ist schon lange bekannt, getan hat sich nichts. Wenn der Mengenrabatt abgeschafft würde, dann würden zahlreiche Firmen und Großverbraucher sofort große Mengen an Energie einsparen.

Anke Sprotte, Bielefeld

Warum kein Einsparwettbewerb zwischen Industrie und Privatverbrauchern, unter Berücksichtigung von Zahlungen durch das Wirtschaftsministerium? Warum werden nicht hohe Einsparungen in Relation zum bisherigen niedrigen Verbrauchs honoriert? Damit kämen dann selbst die gezwungenermaßen sparsamen Armen noch zu einem Euro, wenn sie kalte Suppe essen. Sonnenhaus auf taz.de

@Sonnenhaus Deine Ideen machen mir Angst. Cem auf taz.de

„Reduzierte Gaslieferungen durch Russland: Verordnetes Frieren?“,

taz vom 19. 6. 22

Gazprom hat die Lieferungen aus angeblich technischen Gründen um 60 Prozent reduziert, weil notwendige Ersatzteillieferungen der westlichen Sanktionen wegen nicht möglich sind. Die Erklärung unseres Wirtschaftsministers ist, das sei von russischer Seite politisch motiviert. Nun sollten wir uns allerdings nicht wundern, dass ein Geschäftspartner, dem von seinem Gegenüber Sanktionen auferlegt werden und dem angekündigt wird, dass, wenn man erst mal Ersatz gefunden hätte, auch die Geschäftsbeziehung eingestellt werde, seinerseits reagiert. Sehenden Auges sind unsere politisch Verantwortlichen in diese Sackgasse gerast! Entweder aufgrund einer moralisch basierten Kurzschlusshandlung oder infolge politischen Drucks. Das wird fatale Folgen für unsere Volkswirtschaft und damit für Jeden bringen. Egal wie oft das Gegenteil beschworen wird, den Ausfall der russischen Energie werden andere Lieferanten kurzfristig nicht kompensieren können. Völlig unabhängig vom Preis. ist das zumindest beim Gas schon logistisch unmöglich. Die Folgen werden maximal steigende Kosten in allen Bereichen sein. Das wiederum wird sinkende Beschäftigung und Verarmung der Menschen hervorrufen. Mit allem daraus resultierendem sozialen Sprengstoff. Darum ist es höchste Zeit, dass wir uns auf allen Ebenen für eine schnelle Beendigung des Krieges einsetzen und für eine zügige Normalisierung unseres Verhältnisses zu Russland.

Rolf Alterauge, Neuwied

Schön wäre eine Recherche, welche Teile oder Einzelfirmen „der Industrie“ im Gasverbrauch oben stehen. So mancher Großverbraucher dürfte mehr verbrauchen als Zigtausende Privathaushalte – warum sollen die dann im Kalten sitzen? Frank auf taz.de

Sparen wird „schick“!

Putins Öllieferungen stoppten wir noch selbst. Beim Gas waren wir ängstlich, überließen ihm das Zepter. Nun wird der Hahn langsam geschlossen! Und der Staat soll’s richten. Dabei haben wir es selbst in der Hand! Es geht dabei nicht allein um Putin, sondern vor allem ums Klima! Jede und Jeder kann nämlich sparen – bei allem! Weniger und langsamer fahren, Teil-Homeoffice, auch Sonntagsfahrverbote lassen sich problemlos verordnen. Heizungen drosseln, kürzer duschen, Lebensmittel selbst anbauen, Temperaturen in Freibädern herunterfahren, Beleuchtungen herunterdimmen (Laternen, Werbung, Gebäude) sind nur einige Möglichkeiten. Seid kreativ und überlegt euch Dinge, die ebenfalls funktionieren. Und vor allem: Sprecht darüber! Es wird schick sein, zu sparen! Raserei und Verschwendung sind out! Viel zu lange lebten wir auf viel zu großem Fuß.

Achim Bothmann, Hannover

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen