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wortwechselDas Tor zur Endemie scheint in Sichtweite

Im Gegensatz zu anderen Impfungen infizieren sich Geimpfte weiterhin. Doch wären wir ohne Schutz mit dem Anstieg der Patientenzahlen zurechtgekommen? Es gibt Hoffnung

Impfverpflichtung

„Die neue Gretchenfrage im Bundestag“,

taz vom 17. 1. 22

Die allgemeine Impfverpflichtung soll kommen. Gerade in einer Zeit, wo immer mehr Menschen – wenn auch nicht die Mehrheit – staatlich verordnete Fürsorge ablehnen, ist es nun an der Politik, auf die Wissenschaft zu hören und auch mal durchzugreifen. Das gefühlt ewige Corona-Elend muss auch mal ein Ende haben – und die Impfpflicht hilft dabei. Zudem ist mit der Omikron-Variante ein Coronavirustypus im Umlauf, der milde Krankheitsverläufe verspricht. Der „Coronazenit“ bricht an! Impfpflicht ja: Es geht um einen kleinen Piks, welcher Schlimmeres verhindert. Gleichwohl ist es an der Politik, eine gründliche demokratische Debatte zu führen, die die Impfpflicht impliziert, damit nicht das Bild einer „Coronadiktatur“ entsteht, das die Impfgegner so gern heraufbeschwören.

Tork Poettschke, Dortmund

In­ten­siv­pa­ti­en­t:in­nen

„Wie hoch wird die Wand?“,

taz vom 15. 1. 22

Nun liegen die aktuellen Daten des RKI vor, das die Rückmeldungen aller deutschen Intensivstationen auswertet: 62 Prozent der aufgenommenen Covid-19-Intensivpatienten zwischen dem 14. 12. 21 und dem 12. 1. 22 waren völlig ungeimpft. Der Anteil der Intensivpatienten mit einer Booster-Impfung lag dagegen unter 6 Prozent. Zu berücksichtigen ist, dass die Anzahl der ungeimpften Deutschen in diesem Zeitraum weitaus kleiner war als die Zahl der „Geboosterten“. Ich möchte gar nicht weiterrechnen, wie viele Intensivpatienten wir gehabt hätten, hätte es überhaupt keine Impfungen gegeben. Wären unsere heute schon überlasteten Intensivpflegerinnen mit einer mehr als Verzehnfachung der Patienten zurechtgekommen? Wäre es wie in Brasilien dazu gekommen, dass Ärmere in Massengräber verscharrt und Reichere ihre Angehörigen mit Sauerstoffflaschen auf Krankenhausfluren zu retten versuchen? Bemerkenswerterweise haben sich in Brasilien Millionen mutiger Menschen gegen die Corona verharmlosende Politik ihres Präsidenten Bolsonaro gewehrt und Impfungen schließlich erfolgreich eingefordert, sodass die aktuellen Todeszahlen in Brasilien sogar geringer sind als hier bei uns. Doch machen wir uns nichts vor: Jenseits dieser aktuellen Erfahrungen aus den Intensivstationen werden Impfgegner daran festhalten, dass „Impfungen nichts gebracht haben“.

Kurt Lennartz, Aachen

Impfschutz

„Kampf der Weltbilder“, taz vom 31. 12. 21

In vergleichenden Beiträgen mit Impfungen gegen diverse Krankheiten wird aus meiner Sicht ein wesentlicher Unterschied nicht thematisiert. So führen die Impfungen gegen Masern, Pocken, TBC et cetera zu einer tatsächlichen Immunisierung, das heißt, geimpfte Personen werden nicht infiziert und können die Krankheitserreger auch nicht weitergeben. Dies ist leider bei den Covid-Impfungen nicht der Fall. Es entsteht kein wirksamer Impfschutz, da die Geimpften sich weiterhin infizieren und selbst spreadern. Daher werden beim Vergleich historisch erfolgreicher Impfkampagnen mit der aktuellen Impfdebatte die berühmten Äpfel mit Birnen verglichen. Leider geht auch keine Redaktion oder gar ein Politiker darauf ein, wie dieses Problem der Covid-Impfungen gelöst werden soll. Ein 3- bis 6-monatiges Impfabo für 70 Millionen Deutsche kann nicht wirklich eine dauerhafte Lösung sein. Die für eine Impfpflicht verbundenen Kosten sind besser in der Mangelbeseitigung des Gesundheitswesens wie dem Pflegenotstand angelegt.

Uwe Pahl,Dresden

Keine Impfpflicht

„Unter Schwurblern“, taz vom 13. 1. 22

Das Spektrum der Menschen, die keine Rechtsextreme, Coronaleugner oder Anhänger von Verschwörungstheorien sind, aber dennoch gegen staatliche Maßnahmen protestieren, reicht mittlerweile bis in das bildungsbürgerliche oder auch linke Milieu hinein. Leider zieht sich dieser unbarmherzige Streit bis in Familien und Beziehungen fort. Verwunderlich ist das nicht, nachdem es bezüglich der Corona-Maßnahmen eine zum Teil unkritische Ausrichtung von einigen der demokratischen und zivilgesellschaftlichen Organisationen und Gruppierungen entlang der chaotischen und teilweise unnützen Maßnahmen gegeben hatte. Ein Besuch der Bücherhallen in Hamburg darf nur unter 2G erfolgen, in Buchhandlungen hingegen kann unter 3G-Bedingungen eingekauft werden.

Eine allgemeine Impfpflicht wird die gesellschaftliche Spaltung auf die Spitze treiben. Testen ist immer möglich. Die Hauptursache der Omikron-Weiterverbreitung scheint die Privatsphäre zu sein. Ich stimme dem Stiko-Vorsitzenden sowie der Ethikrat-Vorsitzenden in ihrer Ablehnung der Impfpflicht zu. Hoffentlich liegt Spanien richtig und Omikron ist das Tor zur Endemie. Frank Kramer, Hamburg

Pestillenz oder Grippe?

„Nebenwirkung Sprachlosigkeit“,

taz vom 19. 1. 21

Spanien degradiert Omikron zur Grippe, Deutschland tut das genaue Gegenteil und sieht im Virus die neue „Pestilenz“. Gut, das RKI vermeldet heute über 100.000 infizierte Menschen, aber das sind deshalb keine kranken Menschen, die sind nur infiziert, ob sie jetzt geimpft sind oder nicht. Wie viele Millionen von infizierten Menschen wurden eigentlich bisher an das RKI gemeldet, und wie viele davon sind wirklich ernsthaft am Virus erkrankt? Der einzig wahre Panikmacher im Lande, das ist unser Gesundheitsminister, eine glatte Fehlbesetzung!

Ulrike Schwarz, Büchenbach

Muss das sein?

„Eine Phantomdiskussion“,

taz vom 18. 1. 22

Ich fange an, den Debatten-Beitrag von Wolfram König zu lesen, in dem er einem Beitrag der taz-Redakteurin Silke Martins über den Weiterbetrieb von Kernkraftanlagen widerspricht. Habe ich da etwas überlesen? Und hole die taz vom 13. 1. hervor. Aha! Darüber hast du dich schon mal erregt und erfolgreich verdrängt, wie die Berichte über Spaziergänge. In diese Phase platzt die Nachricht, Frau Strack-Zimmermann (FDP), verteidigungspolitische Sprecherin ihrer Partei, stellt die Absage, Waffen ins Krisengebiet Ukraine zu verkaufen, infrage. Die erste Meisterleistung der jungen Außenministerin. Ausdiskutiertes, durch Verträge Besiegeltes wird erneut vorgetragen. Muss das sein? Zeit und Kraftvergeudung!

Klaus Warzecha, Wiesbaden

Atom-Nostalgiker

„Vorzeitig vom Netz“, „Gründungsmythos“ und „Geothermie“,

taz- Briefeseite vom 15./16 1. 22

Das Thema Atomkraft ist in Deutschand durch! Es wurde ja auch lange genug diskutiert, und die Anlagen sind alt. Selbst die AKW-Betreiber wollen jetzt nicht noch einmal das Steuer herumreißen. Schon einmal wurde der gründlich geplante rot-grüne Ausstieg durch Schwarz-Gelb gecancelt. Fukushima hat sie eines Besseren belehrt.

Atomkraft ist natürlich nicht CO2-frei und zudem hochgefährlich. Und bitte verschont mich mit den neuen angeblich so sicheren kleinen AKWs, die bald zur Verfügung stehen sollen. Bald? 2030! Und wie viele? Eins? Zehn? Wer glaubt, damit die Klimakatastrophe abwenden zu können, hat schon ein sehr spezielles Verhältnis zur Realität. Und Geothermie statt „Verspargelung der Landschaft“?

Die oberflächennahe Geothermie ist nur für die Wärmeversorgung geeignet. Strom gewinnt man damit nicht! Woran es in Bayern fehlt, ist Windkraft. Sage und schreibe ein Promille der Landesfläche in Bayern ist für Windkraft freigegeben (s. den informativen Beitrag von Malte Kreuzfeldt: „Mit dem 2-Prozent-Ziel zum 1,5-Grad-Ziel“). Das flächengrößte Bundesland mit seinem hohen Strombedarf wird nicht umhinkönnen, einen angemessenen Beitrag zum Windkraftausbau zu leisten. Eduard Belotti, Augsburg

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