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wortwechselNur eine Atempause – bis zum nächsten Krieg?

Bleiben Friedenspläne in Israel/Palästina „die Hoffnung der Narren“, wie Hagai Dagan in der taz am wochenende schrieb? Wie kann das gehen: Solidarität mit Israel und mit Palästina?

Palästinensische Hamas-Kämpfer bei einer neuen Anti-Israel-Rally in Gaza Stadt, 24. Mai 2021 Foto: Mohammed Salem/reuters

Schwarz-Weiß-Denken

„Die Hoffnung der Narren. Im Nahen Osten ist trotz des Waffenstillstands kein echter Frieden in Sicht. Initiativen, die für das Zusammenleben einstehen, fegen nun die Scherben zusammen“,

taz vom 23. 5. 21

Es gibt sie also noch: Stimmen von Menschen, die nicht im Schwarz-Weiß-Denken steckengeblieben sind. Weise Worte aus Sderot. Danke dafür. So will denn auch ich ein Narr sein – und weiter hoffen.

Wenda-Linus auf taz.de

Immerhin hat Mansour Abbas, Chef der arabischen Raam-Partei, im Namen der arabischen Einwohner von Lod versprochen, die dort demolierten Synagogen wieder zu reparieren, das macht mich schon ein bisschen „närrisch“. Henriette Bimmelbahn auf taz.de

In den 1960er Jahren, als Kinder haben wir gehört: „Oh, diese wunderbaren saftigen Jaffa-Orangen! Was haben die Juden doch dieses Land Israel entwickelt! Da, wo vorher nur staubige Halbwüste war, wachsen nun solch herrliche Früchte. Das Können und der Fleiß des Volkes Israel sind unvergleichbar viel größer als das der früheren Bewohner.“ Dass Israel den Palästinensern das Land Stück um Stück raubt, die Wasservorräte für sich plündert, den Palästinensern den Zugang zu den Quellen verbietet und sogar die Reparatur von alten baufälligen Zisternen verbietet, das haben wir erst viel, viel später gehört. Jawohl, Deutschland hat Schuld auf sich geladen, aber warum ist die Strafe oder die Entschädigung dann bei den Palästinensern verortet? Warum haben wir nicht Israel Südbayern gegeben, mit all seinen heiligen Wallfahrtsorten und seinen wasserreichen Alpenflüssen, das Land, wo Milch und Honig fließen und mitten drin einst die Münchner Synagoge stand?

Zeit und Raum auf taz.de

„Die Rolle des Westens im Nahostkonflikt: Ritualisierte Bekenntnisse“,

taz vom 18. 5. 21

Mut vor dem Freund?

Gerade unsere historische Verantwortung gegenüber Israel verlangt Ehrlichkeit. Einen Freund lügt man nicht an. Aber unsere Politiker und fast alle Medien tun das, wenn sie ihre Nachrichten mit den erfolgten Raketenabwürfen der Hamas beginnen, die in der Tat menschenrechtswidrig waren, ebenso wie die Bombenabwürfe der israelischen Regierung auf Gaza, die nicht nur die Wohnhäuser von Hamas-Anführern trafen, sondern auch die Zivilbevölkerung töteten. Über die Ursache der Aggression wurde, wenn überhaupt, wie über einen privaten Immobilienkonflikt berichtet – wenn in Jerusalem palästinensische Familien vertrieben werden aus ihren Häusern, die sie seit Jahrzehnten, lange vor der Gründung Israels 1948, teilweise seit Jahrhunderten bewohnen. Und diese Vertreibung ist nur eine der vielen, die andauernd im Westjordanland kommentarlos stattfinden, beduinische Dörfer zerstört werden, kein Baurecht für Palästinenser besteht, Wasser rationiert wird, kein Brunnenbau erlaubt wird, palästinensische Erwachsene oder Kinder erschossen werden, weil sie Terroristen sein könnten oder in der Schultasche eine Bombe tragen könnten. 1947 legte die UNO fest: ein israelischer und ein palästinensischer Staat. Wo ist der palästinensische? Einem Freund bittere Dinge sagen zu müssen, erfordert Mut. Ganz wenige Re­dak­teu­r*in­nen haben ihn. Ursula Leppert, München

Rechtspopulismus

Die infamen Angriffe gegen deutsche Synagogen, bei denen mal wieder Deutsche jüdischen Glaubens unerträglicherweise für die Politik Israels verantwortlich gemacht werden, haben ihre Hauptursache im ungelösten Nahostkonflikt. Israel hat das Recht, sich zu verteidigen, aber nicht wieder und wieder durch maßlose Gewalt. Der Rechtspopulist Netanjahu versteht es, während seiner gesamten Amtszeit den Konflikt weiter zu schüren, besonders wenn er innenpolitisch unter Druck ist. Dann macht er Stimmung gegen die Medien, nimmt Einfluss auf die Judikative und beschränkt die Meinungsfreiheit auf seinem antiliberalen Weg in den Apartheidstaat. Auf der Strecke bleiben die nicht nur durch das Nationalstaatsgesetz benachteiligten israelischen Araber. Ständig werden auch „illegale“ palästinsensische Häuser abgerissen und „legale“ jüdische Siedlungen auf palästinensischem Boden errichtet, insbesondere um in Ostjersualem eine jüdische Mehrheit zu schaffen. Bei den diesjährigen Parlamentswahlen zogen acht rechtskonservativ-national-populistische oder ultraorthodox-nationalreligiöse, also mehr oder weniger extreme rechte Parteien mit insgesamt 65,5 Prozent der Stimmen ins Parlament ein. Dies sagt viel über die politische Landschaft Israels und den Willen für einen gerechten Frieden aus; die Besatzung soll nicht aufgegeben, sondern ausgebaut werden. Da bliebe eigentlich nur die ebenfalls völlig unrealistische wirtschaftliche und finanzielle Sanktionierung Israels. So wird die Lage auf lange Zeit hoffnungslos. Peter Naberfeld, Bonn

No way!

Leider wird in dem Konflikt wieder vieles vermischt. Und klar: Jede Form des Antisemitismus hat nichts auf deutschem Boden verloren, weder durch islamische Mitbürger noch durch Rechtsradikale. No way! Indes kann man – und ich tue das – Kritik an dem Apartheidsystem der israelischen Regierungen üben, denn dieses ist eindeutig rassistisch, was sich auch darin ausdrückt, dass Israelis der zivilen Gerichtsbarkeit unterstellt sind und die Palästinenser der militärischen. Kritik an Israel darf nicht, in welche Form auch immer, in Antisemitismus münden – weder hier noch sonst wo. Aber ergänzend: Ich bin Antizionist! Das heißt, ich stelle mich gegen den Landraub seitens Israels gegenüber den Palästinensern, denn das ist das Ziel der Zionisten. Was ist zu tun? Lösungen hat keiner, aber Israel wie Europa und die USA müssen auch mit der Hamas sprechen, wie es ja auch Sigmar Gabriel und selbst Frau Merkel vorschlagen. Europa und die USA, aber auch arabische Staaten sollten unter Umständen weder Israel noch den Palästinensern Geld und Waffen überlassen – bis der maximale Druck zu einer Form der Mediation führt.

Sven Jösting, Hamburg

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