piwik no script img

wortwechselWie Er­zie­he­r*in­nen vor Corona schützen?

Kitabetreuer*innen sind mit am stärksten von Corona betroffen. Distanz lernen ist nicht immer negativ. Natur ist nicht beherrschbar, und es gibt kein unbegrenztes Wachstum

Über Kitas wird nie geredet

„Egal, was die Kanzlerin will“,

taz vom 20. 1. 21

Als Erzieherin in einer Kita in NRW bin ich doch sehr verwirrt über die Bericht­erstattung der letzten Wochen, Monate und jetzt auch ziemlich erzürnt! Was soll die an so vielen Stellen zu lesende Aussage: Im Lockdown bleiben Kitas grundsätzlich geschlossen! Man sollte schon fast froh sein, überhaupt etwas über Kitas zu lesen – in den meisten Fällen ja als Zusatz zu den Diskussionen über Schulen: „Ach ja bei Kitas übrigens dasselbe.“ Das ist so was von falsch, missachtend und unfair! Nicht nur, dass es schlicht falsch ist, dass die Kitas gschlossen bleiben – sie sind in der Tat offen, und, NEIN, nicht mit Notbetreuung, es gibt lediglich die BITTE an Eltern, ihre Kinder nicht zu schicken. Resultat: In meiner Kita habe ich diese Woche täglich um die 18 Kinder in meiner Gruppe zu betreuen, ohne Maske, ohne Abstand, nicht selten in Kontakt mit verschiedensten Körperflüssigkeiten beim Singen, Toben, Trösten und Wickeln. Mit weiterer Fachkaft, Praktikanten und Praktikantinnen und dem Kontakt zu den Helferinnen und Helfern komme ich täglich auf Kontakte mit über 20 Haushalten. Täglicher Arbeitsweg, heißt Bahnfahrt im ausgelasteten Regionalexpress, nicht eingerechnet. Kita-Fachkräfte waren statistisch die am häufigsten wegen Corona krankgeschriebene Gruppe (vor Weihnachten). Der Job ist ohnehin nicht mit dem besten Ansehen bedacht, über das Gehalt braucht man gar nicht erst zu reden. Dabei leisten in vielen Einrichtungen täglich unzählige Fachkräfte großartige Arbeit – nicht selten an der Grenze zum Erträglichen. Stellen Sie sich einfach mal vor, 8 Stunden zu zweit mit bis zu 25 Kindern zusammen und für sämtliche Bedürfnisse verantwortlich zu sein! Sicher gibt es andere Berufe, die mit einer ähnlichen Schieflage zu tun haben, aber über die liest und hört man seit Pandemiebeginn deutlich mehr. Dennoch gilt für Kranken- und Altenpfleger_innen dasselbe wie für Erzieher_innen: Es würde Eine_n nicht wundern, wenn den Job in Zukunft niemand mehr machen will!

Imke Marquardt, Dortmund

Distanzlernen: Für einige eine große Chance

„Die vergessenen Kinder“,

taz vom 20. 1. 21

Den zwei autistischen Inklusionsschülern meiner 5. Klasse war in vier vorangegangenen Grundschuljahren eingetrichtert worden: Ihr müsst mehr auf andere zugehen! Genau das Gegenteil sollten sie jedoch im aktuellen Pandemie-Schuljahr in der turbulenten Gesamtschule tun. Seit den zwei Wochen Distanzlernen erlebe ich die Zwillingsbrüder im Homeschooling 2021 zum Glück als sehr viel entspannter, offener und freundlicher: Im geschützten Rahmen ihrer 6-köpfigen (chinesischen) Familie sprechen sie mir in ihrer zweiten Fremdsprache kleine Audionachrichten auf die Schulcloud, „hello Miss, here are my homeworks“. Fazit: Obwohl mir persönlich der Computer immer mehr Feind als Freund war, sehe ich gerade für diese Kinder mit Nähe-Distanz-Problemen eine große Chance. Ich freue mich schon auf die morgige Onlinebegegnung mit ihnen. Susanne Nowak, ­Frankfurt a. M.

Böll-Stiftung und Aufrüstung

„Böll für die Bombe, Grüne verärgert“,

taz vom 21. 1. 21

Ellen Ueberschär von der Böll-Stiftung sollte sich was schämen. Anstatt die aggressive amerikanische Militärpolitik zu kritisieren, verfällt sie in Trump’sche Rhetorik. Die USA haben einseitig den INF-Vertrag von 1987 gekündigt, der eine Begrenzung der Mittelstreckenraketen mit Nuklearsprengköpfen vorsieht. Des Weiteren hat die Trump-Administration den „Open Skies“-Vertrag zur gegenseitigen Rüstungskontrolle einseitig ausgesetzt. Weiterhin haben die USA schon des Öfteren eine militärische Strategie des „begrenzten“ Atomwaffeneinsatzes vertreten. Insgesamt alles Hochrisiko-Verhaltensweisen.

Die Lagerung von Atomwaffen in Deutschland und ihre (theoretische) Einsetzbarkeit mit deutschen Tornados ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Anstatt eine forcierte Aufrüstung zu fordern, sollte Ueberschär sich für eine Umsetzung des UN-Atomwaffenverbotsvertrages in Deutschland einsetzen. Die Unterzeichnung dieses wichtigen UNO-Paktes lehnen die Atommächte und Deutschland weiterhin ab. Raimund Schorn-Lichtenthäler, Datteln

Landwirtschaft

„Bauern haben selbst Schuld“,

taz vom 21. 1. 21

Die Bauern gibt es nicht! Aber es gibt eine Landwirtschaftspolitik, die für katastrophale Ergebnisse sorgt für die Bauern, für das Land, für die Umwelt, für die erzeugten Güter und für die, die das essen müssen. Und diese Politik wird betrieben von Leuten in Deutschland, der EU und der ganzen Welt. Die Verantwortlichen kann man auch benennen. Es gibt immer mehr Bauern, die sich mit neuen Konzepten und viel Arbeit und Risiko da rauswinden, der Rest geht seinen kapitalistisch subventionierten Gang mit Höfesterben, Pestizidverbrechen, Naturvernichtung etc. Mal ein bisschen kritisieren und am Schluss sagen: „Die Bauern sind selbst schuld“, ist billige Provokation. Burkhart Braunbehrens, Ebertsheim

Natur nicht beherrschbar

„Die Landtage wollen mitentscheiden“,

taz vom 21. 1. 21

Die Naturwissenschaft sieht im Zustand des Weltalls ganz am Anfang eine Singularität und stellt fest, dass seine heutige Ausdehnung unendlich ist. Dieses sowie die Relativitätstheorie und die Quantenmechanik sind mit unseren Alltagsvorstellungen nicht vereinbar. Nun fordert uns auch die Coronapandemie auf: Hinterfragt eure Vorstellungen, z. B. die von der unbeschränkten Beherrschbarkeit der Natur und des unbeschränkten Wachstums. Die Medizin hat unsere Lebenserwartung verlängert. Vielleicht müssen wir statt endloser Lockdowns anerkennen, dass sie nun durch Corona wieder etwas kleiner wird. Bekanntlich fordern Klaus Schwab, der Gründer des Weltwirtschaftsforums, und Thierry Malleret in ihrem Buch „The Great Reset“ nach der Coronapandemie eine globale Neuordnung der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Möge nach Trumps Abgang auch das Heer der übrigen Narren kleiner werden. Hans Oette, Neuenstadt

Wer soll das bezahlen?

„Längerer Lockdown, bessere Masken“,

taz vom 20. 1. 21

Nach „Masken nützen nichts“ (03/2020), „Masken schaden“ und „AHA“ (2020) wird nun eine FFP2-Pflicht eingeführt. Die Begründung ist ein relativ besserer Schutz als bei den sog. Alltagsmasken. Um wie viel besser der Schutz ist, erwähnt keiner der Apologeten. Da zugleich auch die weniger schützenden OP-Masken alternativ verwendet werden dürfen, ist die Forderung nach FFP2 nur ein Zeichen von arroganter Ignoranz. Zudem: Woher sollen diese Masken kommen, wer soll diese bezahlen? Dr. Jean Urban Andres, Bad Wünnenberg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen