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wortwechselSehen wir die Welt in Schwarz-Weiß?

„Die Abwertung von „anderen“, die irreale Fantasie der „homogenen Gruppe“ kommen rundum den Globus vor. Rassismus ist keine Einbahnstraße“, schrieb Ahmad Mansour in der taz

Es passiert nicht nur in den USA. Juni 2020: Black-Lives-Matter-Demonstration in Köln – zum Gedenken an die Opfer von rassistischer Polizeigewalt in Deutschland Foto: David Klammer/laif

„Rassismus ist keine Einbahnstraße!“, taz vom 4. 7. 20

Der unbequeme Weg

Liebe taz-Redaktion, was mir ganz selten widerfährt, ist mir mit der Stellungnahme von Ahmad Mansour zur Rassismusdebatte passiert: Ich konnte jedem, wirklich jedem Satz voll zustimmen. Ich schreibe Ihnen das, weil ich davon ausgehe, dass Ahmad Mansour für diesen Artikel einen Shitstorm sondergleichen ernten wird von all den selbstgerechten Lautsprechern, die in ihrem narzisstischen Furor nicht mehr differenziert denken können. Herr Mansour zeigt Mut zu einem eigenständigen Denken, das nicht dem Mainstream der Ideologen entspricht, wohl wissend, dass er sich damit unbequemen Anfeindungen aussetzen wird; aber seine Sorge um eine wehrhafte Demokratie lässt ihm keine Komfortzone offen. Daher verdient er jede Solidarität von nüchtern analysierenden Menschen.

Reinhard Mario Fox, Lübeck

Einladung zur Dialektik

Wohltuend kompetent und verständlich, klar und differenziert – und angemessen satirefrei. Weil Mansour wirklich ansprechen und aufklären will. Und weil er das umsetzt, was er meint, wenn er sagt, dass Demokratie die Mitte der Gesellschaft und ihre – nicht dogmatische – Auffassung braucht. Dem stimme ich zu, denn die essentielle Substanz und Wahrnehmung der Demokratie entspringt der Mitte der Gesellschaft. Oder eben nicht; und dann wird unsere staatliche Verfasstheit zunehmend darunter leiden. Jeder, der, ob nun für sich, oder breiter aufgestellt, für eine Gemeinschaft, etwas in dem obigen Sinne erreichen will, muss Feindbilder, Scheuklappen und eingefahrene Denkmuster nicht nur ernsthaft hinterfragen, sondern diese ehrlich zum Diskurs anbieten. Dazu lädt Mansour mit seinem Essay ein; darüber zu reflektieren, wie eine sinnvolle und zielgerichtete Dialektik gelingen kann. Dieser Weg ist gewiss ein langer. Gleichwohl ist er der kürzeste von allen, die möglich sind. Matthias Bartsch, Lichtenau

Denkverbote

Der Artikel bringt es auf den Punkt und sollte als Diskussionsgrundlage für alle Rassismusdebatten dienen. Herr Mansour hinterfragt Denkverbote – und wie weit rechte Gruppen damit Erfolge erzielen, hat er klar beschrieben. Danke! Vera Jahn, Syke

Ohne Scheuklappen!

Ich habe mit Freude diesen klugen Artikel gelesen, in dem Herr Mansour Rassismus als ein universelles Problem benennt. Gespräch und Argumente, nicht Abwertung Andersdenkender sind unsere demokratischen Mittel, um zu einem friedlichen Miteinander zu finden. Nur noch eine kleine Anmerkung zu dem von Herrn Mansour verwendeten Begriff „Einheimischer“, den er offensichtlich anders versteht als üblich. Ich bin vor 45 Jahren als Münchener in einen 5.000-Einwohner-Ort im Alpenvorland gezogen. Hier werde ich trotzdem nicht als Einheimischer gesehen, obwohl man mich und mein Engagement im Ort kennt. Das kränkt mich nicht, ich bin halt einfach kein Einheimischer. Dazu gehört mehr, als an einen Ort gezogen zu sein. Walter Ismaier, Glonn

Bonus für Minderheiten

Mehrheiten und Minderheiten brauchen Rechte. Ich kann dem Grundgedanken, der Minderheit bei einer Auseinandersetzung einen Bonus einzuräumen, beipflichten. Das ist weder Almosen noch Kapitulation, sondern eine Selbstverständlichkeit.

Wenn mal jemand eine Idee für einen Algorithmus hätte, der diesen Bonus geschickt bemisst …Vonsc auf taz.de

Der „gute Ausländer“

Da hat der Herr Mansour, der schon öfter in seiner Funktion eines „guten Ausländers“ den Deutschen ihr Bild vom gefährlichen Islam bestätigt hat, nun vollends in die weiße Soße der Empfindlichkeit gegriffen. Es ist grotesk zu behaupten, dass Black-Lives-Matter-Aktivisten anderen das Wort verbieten.

Diese Aktivisten wollen für sich selbst sprechen, ihre Sicht auf Rassismus in Deutschland darlegen, und das scheint für viele nicht betroffene und damit schweigend profitierende Menschen schwer auszuhalten zu sein.

Schwarze Menschen gibt es in Deutschland schon sehr lange, und nie hat sich auch nur irgend jemand dafür interessiert, was ihnen hier an Rassismus entgegenschlägt. Nun bekommen diese Menschen ansatzweise eine Stimme und ja, sie beanspruchen, für sich selbst sprechen zu dürfen, und weder ich noch Herr Mansour sollten sich anmaßen, diese Realitäten kleinhalten oder korrigieren zu wollen – was aber leider in Rassismusdebatten Standard ist in Deutschland.

Nichtbetroffene erklären in ihrer Eigenschaft als Mehrheit seit Jahrhunderten, dass alles nicht so schlimm ist; nun wollen Schwarze das nicht mehr akzeptieren, und schon kommt ein Mann, der auch als Ausländer gelesen wird und erklärt, dass diese ihm dadurch das Wort verbieten. Und nein, kein weißer Mensch erfährt in Deutschland Rassismus von Schwarzen – dafür eben fehlt Schwarzen das, was Weiße hierzulande haben: die Macht über die eigenen Narrative und den Zugang zu den Ressourcen.

Boba Test auf taz.de

Sprechverbote?

Mansour schreibt: „Schwarze berichten von ihren Alltagserfahrungen, das ist gut und richtig. Doch einige erteilen dabei nichtschwarzen Leuten Sprechverbote.“

Welche Schwarzen erteilen hier im Kartoffelland wem Sprechverbote? Wenn überhaupt, dann sind es Weiße.

Meine Kritik ist, dass es hier in Deutschland eine paternalistische Debatte von privilegierten Weißen ist. Die Beiträge von Schwarzen dabei sind viel zu rar gesät.

Wenn Weiße dann noch anfangen, wie im Artikel beschrieben, von PoCs nicht autorisiert, anderen vorschreiben zu wollen, wie die Probleme aussehen und wer zu Lösungen beitragen darf, dann hat das für mich einen rassistischen anmaßenden Touch. Rudolf Fissner auf taz.de

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