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wortwechselEigentlich nicht so schwierig, oder?

Nazigesinnung war und ist hier tief verankert, lautet ein Fazit von LeserInnen nach dem Morden in Halle. Und wer ist eines Literaturpreises würdig, wird gefragt

Mit Gänsehaut gelesen

„Hässliche Worte, hässliche Taten“,

taz vom 12./13. 10. 19

Liebe tazler*innen und lieber Dimitrij Kapitelman, ich habe den Artikel mit Gänsehaut gelesen und werde ihn so vielen Menschen wie ich kann empfehlen – und nach den Herbstferien mit meinem Geschichtskurs lesen. Ich denke, es ist ein sehr gut geschriebener und extrem wichtiger Text. Eva Schumacher, Köln

Ein Verbrechen

„Hässliche Worte, hässliche Taten“

Kurz & knackig ein schon älterer Merksatz: „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“ – und was in einem Rechtsstaat, der wir ja sein wollen, als Verbrechen definiert ist, hat Folgen:

Der Staat hat die Bürger davor zu schützen; die Polizei hat die Verbrecher zu verfolgen und dingfest zu machen; die Justiz hat die Verbrecher gemäß den geltenden Gesetzen zu be- und verurteilen.

Eigentlich nicht so schwierig, oder? Vielleicht im Einzelfall eine Ermessens­sache, dazu sind Richter letzten Endes auch da. Aber wir als Gesellschaft wären vielleicht schon weiter, wenn der Satz oben demokratischer Konsens wäre und wenn all diejenigen, die sich irgendwie zur Mitte der Gesellschaft bis weit nach links rechnen, weniger „rechts blinken“ und unsägliche Äußerungen konsequent ächten würden. Peter Winter, Schorndorf

„Hässliche Worte, hässliche Taten“,

taz vom 12./13. 10. 19

Nach der Befreiung Deutschlands vom Hitlerregime konnten Politiker, Nazirichter, -polizisten ihrer Arbeit ungestört nachgehen. Natürlich haben diese ihre Gesinnung durch Entscheidungen und Verhalten weitertransportiert. Ohnehin werden viele Nazis ihre Gesinnung nicht bei den Befreiern abgegeben haben. Solange aber Verantwortliche der Gerichtsbarkeit, der Sicherheitsbehörden (Polizei, Verfassungsschutz, MAD, Bundeswehr) diese Tatsachen versuchen zu leugnen, werden sich rechtsnationale Kräfte in diesen Behörden weiter verbreiten können.

Seit Jahrzehnten sind diese Behörden auf dem rechten Auge total blind, so wie auch viele (konservative) Politiker. Schließlich steht der Feind ja links. Wären die Sicherheitsbehörden in Bezug auf den NSU ähnlich massiv vorgegangen wie damals gegen die RAF, dann hätten wir nicht so viele ausländische ermordete Mitbürger betrauern müssen. Elke Sandvoß-Böhm, Neukamperfehn

Grundgesetzfeindlich

„Terrorist, sagt Erdoğan“, taz v. 16. 10. 19

Andreas Thamms erschütternder Bericht aus Nürnberg lässt ahnen: Wer gegen einen Menschen wie den jahrzehntelang dem deutschen Rechtsstaat vertrauenden türkischen Kurden Murat Akgül so vorgeht wie Teile des bayerischen Verfassungsschutzes und andere an Akgüls Abschiebung beteiligte behördlich „Zuständige“, beweist eine zutiefst grundgesetzfeindliche politische Gesinnung und hätte gegebenenfalls keine weite Strecke mehr zurückzulegen, um einem KZ-Regime dienstbar sein zu können. Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass diese willigen Vollstrecker unmenschlicher Anordnungen über die Schikane- und Folterpraxis von Erdoğans Polizeiapparat nichts wissen, die sich in den kommenden Wochen noch intensivieren wird – die Kurden sind auf dem Wege, Erdoğans Juden zu werden. Jürgen Kasiske, Hamburg

Geschichtsvergessen

„Eine unzivilisierte Wahl“, taz vom 14. 10. 19

Ob Peter Handke ein würdiger Literaturnobelpreisträger ist, kann ich nicht beurteilen. Aber meine Erinnerung reicht zwanzig Jahre zurück. Und auf ihrem Hintergrund frage ich mich, was die taz-Redaktion bewegt, einem derart unerträglich geschichtsvergessenen und tendenziösen Beitrag Raum zu geben. Diesen völkerrechtswidrigen Krieg indirekt noch einmal zu legitimieren, indem Handke seine Parteinahme für Serbien um die Ohren gehauen wird, ist politisch korrekt, also die offizielle politische und mediale Lesart. Vor allem wird so das historische Bewusstsein jüngerer Menschen vernebelt, die wissen müssen, dass dieser Krieg der Nato durch Lügen, Machtinteressen und als militärisches Versuchslabor gerechtfertigt wurde, also nicht zu rechtfertigen war, so selbst von politisch Verantwortlichen bewertet. Günter Rexilius, Mönchengladbach

Sehr irritierend

„Sieg der Sozialdemokratie“, taz vom 16. 10. 19

Selten war ich so irritiert wie bei der Lektüre über den diesjährigen Buchpreisträger Saša Stanišić. Da sind die verstörenden Einleitungssätze, dass dies kein Roman sei: Wer bitte entscheidet, was ein deutschsprachiger Roman ist? Doch nicht ein einzelner Redakteur der taz, bei allem Respekt vor dieser Zeitung! Die Kontroverse innerhalb der Jury ist so nebulös dargestellt, wie auch die Bewertung des „mäandernden“ Stils. Ich habe vor „Herkunft“ kein Buch von Stanišić gelesen und war total begeistert. Schade, dass der Autor versucht, das Buch in Hinblick auf die Jury, den Buchhandel zu verreißen, ohne den Leser/die Leserin im Blick zu haben. Die Bewertung mit der „Sozialdemokratie“ erschließt sich nicht, auch nicht aus dem letzten Absatz. Ralf Diez, Eckernförde

Gute Arbeit, IG Metall

„Es ist wieder ein Mann“, taz vom 9. 10. 19

Der Vorstand der IG Metall hat in den letzten Jahren gute Arbeit geleistet, das zeigen die Tariferfolge, die Mitgliederentwicklung und die gute und stabile Kassenlage der IG Metall. Dass der alte Vorsitzende Jörg Hofmann mit 63 Jahren wiedergewählt wurde, ist gut so. Wer offiziell zum Vorsitzenden vorgeschlagen werden soll, wird im Vorfeld von den zuständigen Gremien geklärt, auch das ist Usus. Bei Wahlen gibt es keine Garantie, dass der oder die Zweite Vorsitzende automatisch Nachfolger des Ersten Vorsitzenden wird. Die IG Metall hat vier Jahre Zeit, die Nachfolge bis zum nächsten Gewerkschaftskongress zu klären. Dabei spielen tarifpolitische Erfolge in den Bezirken und die Mitgliederentwicklung eine wichtige Rolle. Die Kritik, dass im Osten der Republik die 35-Stunden-Woche noch immer nicht umgesetzt wurde, greift zu kurz. Die Gegenfrage sei erlaubt, wie hoch der Organisationsgrad in den Betrieben ist und wie hoch noch die Tarifbindung im gesamten Osten ist? Vielleicht haben manche den verlorenen Arbeitskampf um die 35-Stunden-Woche im Osten schon aus ihrem Gedächtnis verdrängt.

Es zeichnet einen Vorstand aus, wenn er die Erfolgschancen realistisch einschätzt und nur die Dinge anpackt, die er auch aufgrund der Mitgliederstärke umsetzen kann. Wo wurde im Osten der Repu­blik in den letzten 25 Jahren nach einem Arbeitskampf erfolgreich ein Flächentarifvertrag in der Metallindustrie erkämpft und umgesetzt? Bei der tarifpolitischen Machtfrage der Zukunft geht es nicht nur um Digitalisierung und Kommunikation, sondern darum, ob die IG Metall trotz Transformation ihre tarifpolitische Durchsetzungsfähigkeit erhalten kann. Dabei spielt die Automobilindustrie die entscheidende Rolle. Walter Wadehn, Hechingen

Systemfrage stellen

„Schrumpfen in Schönheit“, taz v. 9. 10. 19

Ulrike Herrmann weist klar und mutig darauf hin, dass es in der globalen Klima­krise nur zu Lösungen kommen kann, wenn „unsere Wachstumsökonomie zu einer klimafreundlichen Schrumpfungsökonomie“ umgebaut wird. So wahr dies ist, so wenig könnte irgendein Politiker*in dies aussprechen, ohne politischen Selbst­mord zu begehen. Aber leider fehlt bei Ulrike Herrmann noch die weitere Aufklärung, dass ein solches „Schrumpfen in Schönheit“ im Rahmen der privatkapitalistischen Wirtschaft nicht durchsetzbar ist – außer in einer solchen Sondersituation wie der britischen Kriegswirtschaft, auf die Frau Herrmann als ermutigendes Beispiel hinweist. Wir müssen also endlich die Systemfrage stellen, wie es sogar die Jugendlichen von Fridays for Future tun. Gerhard Breidenstein, Traunstein

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