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wortwechselDer Wald brennt! Löscht den Brand!

Für den Wiederaufbau von Notre Dame 700 Millionen Euro, für das Löschen der Brände im Amazonasgebiet 20 Millionen. Was soll das denn? Plus: Wie wird mensch zum „Ossi“?

Welch ein Wahnsinn

„Endlich Feuer unterm Arsch“, taz vom 28. 8. 19

20 Millionen Euro werden für die Bekämpfung von Waldbränden im brasi­lianischen Regenwald von den G7-Staaten zugesichert. Applaus! Welch Wahnsinn, dass die G7-Staaten es schaffen, in so kurzer Zeit solche Mengen an finanzieller Tatkraft zu bündeln! Um einen Wald vor dem Brand zu retten. Um einen Lungenflügel dieses Planeten zu heilen.

Ein weitaus kleineres Feuer in Paris hat erst im April weitaus größere mediale Aufmerksamkeit bekommen, und dabei waren alle führenden Politiker über das Drama schockiert. Selbstverständlich haben große Geldgeber, die ihre Interessen im Pariser Tourismussektor wahren, über 700 Millionen Euro an Spenden zugesichert, als Notre Dame abbrannte. Selbst ihre Ruinen werden die nächsten Jahre die Pariser Stadtkasse füllen. So viel ist klar. Dennoch ein Schlag ins Gesicht all derer, denen die wahrhaftig wichtige Infrastruktur des Planeten auch für ihre Nachkommen von Bedeutung ist.

Der Wald brennt! Löscht ihn! Wir haben keine Zeit! Sammelt Gelder für weitere Löschfahrzeuge! Arbeitet zusammen und international! Der Wald brennt auch in Sibirien! Redet auch mit Putin! Der Wald brennt auch in Mosambik! Auch im Kongo! In Angola! In Kanada! In Kalifornien, in Australien und in Europa!

Übrigens wird in Borneo in ein paar Jahren vermutlich die neue Hauptstadt von Indonesien einziehen. Im Amazonasgebiet sind gerade über 1 Millionen Hektar Land frei geworden. Warum nicht gleich dorthin ziehen und 180.000 Hektar Wald sparen? So als CO2-Speicher, um es dem Planeten leichter zu machen, sein Asthma in den Griff zu bekommen …Asthma? Lungenkrebs! Tuncay Yilmaz

Wie ein Baum …

„Greta ist großartig! Kann man Thunberg mit Christoph Kolumbus vergleichen?“, taz vom 24./25. 8. 19

Gratulation zu diesen Worten … sie sind wie ein Baum, in dessen Schatten ich mich ins Moos legen und zur Ruhe kommen mag. Es sind großherzige Worte, die ein Klein-Klein zur Randfigur zurückzeichnen und dann ein eigentliches Geschehen ausmalen.

Es macht entscheidenden Unterschied, ob mensch nur einen Hut oder auch einen Elefanten in einer Riesenschlange sieht und solch eine herzliche Vernunft dann auch nicht beschämt versteckt. Respekt! Na da beginne ich vielleicht doch noch, mich für „die offene Gesellschaft“ zu erwärmen, wenn das solch schlaue Offen­herzigkeit und mutige, offene Augen meint. Sie schauen hier weit über den ­eigenen Tellerrand, ja sogar über den ­eigenen Tischrand hinaus.

Mario Primavesi, Oldenburg

Airbag fürs Fahrrad

„Scheuer, bitte kommen“, taz vom 23. 8. 19

Zu dem sehr informativen Beitrag von Anja Krüger einige Anmerkungen: Als in Münster – unweit der Niederlande – aufgewachsenem und sozialisiertem Radfahrer haben mich viele Großstädte das Fürchten gelehrt. Das rechtzeitige Abspringen „vom Bock“ und den vorausschauenden Blick habe ich im Ruhrpott jahrzehntelang trainieren können. Die aktuellen Unfallzahlen sind wegen der Bezugnahme auf gefahrene Kilometer (in Summe: total & pro Person) sowie zur Art der genutzten Fahrzeuge bestimmt noch Diskussionsgegenstand: beim ADFC, in der Verwaltungspolitik auf verschiedenen Ebenen und bei den Versicherern, nicht zuletzt wegen der E-Bikes.

Den Blick auf die Nachbarländer zu lenken, kann ich nur unterstützen, speziell die Niederlande und im Norden Skandinavien. Daher trage ich heute im Stadtverkehr einen in Schweden von zwei innovativ tätigen Frauen entwickelten Airbag wie einen Schal um den Hals, ist für „jede Frisur“ schonend plus (!) effektiv auch gegen ein HWS-Trauma. Sogar bei Touchierung von hinten ploppt er auf, ultimativ schnell. Nachts benutze ich „auf Tour“ oft eine Stirnlampe plus gegebenenfalls Helm-/Kleidungsbeleuchtung.

Passiv kann man selbst leicht etwas zum Schutz beitragen, leider aber nicht zum Nulltarif. Die NiederländerInnen haben für Kfz einen Front-Airbag entwickelt, der eine Verbesserung der Sicherheit für FußgängerInnen und RadfahrerInnen ermöglicht. Vielleicht kann man die Versicherungen überzeugen, bei Leasingverträgen Boni auf diese Investitionen zu gewähren oder Arbeitgeber steuerlich entlasten, die zur passiven Sicherheit beitragen wollen. Dann muss es nicht bald als Headline heißen: Scheuer, bitte abtreten.Martin Rees, Dortmund

Gestärkte Ossi-Identität

„Kann die taz den richtigen Ton treffen“, taz vom 17. 8. 19

Ihr fragt, ob ihr den richtigen Ton treffen könnt. Ich bin aus dem Osten, hatte nie Probleme im Westen, fand es gut, dass die DDR vorbei war. Aber die Berichterstattung nervt zusehends, und es ist wirklich so, wie Naika Foroutan sagt: Die Identität als Ossi wurde nach der DDR-Zeit gestärkt. Ich habe mich zu DDR-Zeiten nie mit der DDR identifiziert und fand sogar die Bananen-Witze mit Zonengabi lustig. Aber danach ging es mir zunehmend auf den Nerv, wie über die kleinen hässlichen Ostbrüder und -schwestern geschrieben wurde. Es ist wahrscheinlich so eine Art Selbsthass. So wie man sich über das Aussehen der Ossis lustig gemacht hat. Dabei sahen die nur so aus wie die Wessis zehn Jahre früher. Egal.

Es gab nach der Wende keine Presse für den Osten mehr, das Geschreibe von oben herab wollte keiner lesen. Ich erinnere mich auch noch an ein Genossenschaftstreffen bei der taz in den 90ern. Ein Mann (aus Cottbus?) schlug vor, doch mal ein paar Ostthemen zu behandeln. Da wäre doch zum Beispiel dieser Gundermann.

Tja, er war seiner Zeit weit voraus.

Witze über Ossis auf der Wahrheit-Seite? Nerven. Über Schwule/Lesben/Trans macht ihr doch auch keine Witze. Na ja, aber das alles hat sich in den letzten Jahren sehr gebessert. Dafür bekommt Ihr das größte Lob des Berliners: „Kann man nicht meckern!“ Stefan Müller, Berlin

Nicht autofrei

„Glashütte ist wie Champagner“, taz vom 24. 8. 19

Mit Interesse las ich diesen Artikel. In Freiberg wohne ich seit einigen Jahren, bin also Zugezogener. Die Aussage in dem Artikel, dass Autos in der Innenstadt verboten seien – siehe die Bildunterschrift: „Freiberg in Sachsen verbietet Autos in der Innenstadt“ kann ich nicht nachvollziehen. Es gibt im Innenstadtbereich circa 900 Meter Fußgängerzone. In Anbetracht der übrigen, für den Automobilverkehr freigegebenen Straßen, kann weder von Verbannung noch Verbot gesprochen werden. Die auf dem Foto dargestellte Straße, die Kirchgasse, ist, wenn auch eingeschränkt als Einbahnstraße, für den Automobilverkehr freigegeben.

Thomas Benkert, Freiberg

Falsche Spielregeln

„Hilfe, die Kommunisten kommen“, taz vom 27. 8. 2019

Wenn die 1 Prozent Reichsten allein auf der Erde wären, wie schnell würde dann ihr Vermögen wachsen? Die Vermögen wachsen nur so schnell, weil die Spielregeln diese Umverteilung ermöglichen.

Hermann Karcher, Sankt Augustin

Überflüssiges Spektakel

„Mister 100 Prozent“, taz vom 26. 8. 19

Nicht nur Lewandowski hat zugeschlagen, sondern auch der schon seit Jahrzehnten bestehende verfluchte Bayern-Bonus. Es hätte nämlich nicht zwei Handelfmeter für Schalke geben können, sondern müssen. Es waren zwei eindeutige Handspiele.

Womit wir beim Sinn oder vielmehr Unsinn des Videobeweises wären. Auch dieser trifft – oh Wunder – Fehlentscheidungen. Deshalb trete ich für die Abschaffung des Videobeweises ein. Zum Fußball gehören einfach Fehlentscheidungen dazu. Auf das Spektakel des Videobeweises in Monitorstudios und abseits des Platzes kann getrost verzichtet werden. Fußball gehört auf den Platz. Artur Borst, Tübingen

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