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wortwechselRichter und Polizisten haben viele Pflichten

Von dem Symbolgehalt der Verurteilung einer Hambacher-Wald-Aktivistin, nicht geschätzten Vergleichen, einem toten Modemann und Ungleichverteilung

Ein politisches Urteil

„Ein Exempel statuiert“, taz vom 20. 2. 2019

Es ist ja ganz offensichtlich, dass das Urteil gegen die Aktivistin „Eule“ ein politisches ist. Richter Königsfeld wendet die gleiche Rhetorik an wie NRW-Innenminister Reul und spricht von „zunehmend gewaltbereiten Chaoten“ und „erheblicher Zunahme von Gewalt“. Er setzt damit das Bedrohungsszenario fort, das von Herrn Reul durch fragwürdige Statistiken und die Kriminalisierung der WaldbesetzerInnen begonnen wurde. Auch der Hinweis auf die Sympathisantenszene durfte nicht fehlen, die Herrn Reul ebenfalls ein Dorn im Auge ist. Herr Reul möchte am liebsten auch den Verfassungsschutz auf die AktivistInnen ansetzen unter Missachtung der Gewaltenteilung.

Helga Schneider-Ludorff, Oberursel

Inhaltslose Begriffskette

„Die Untoten im Kopf “, taz vom 20. 2. 19

Im Paralleluniversum der taz scheint eine ständige Kette zwischen den Begriffen Zombie – Linke – Wagenknecht – AfD – Zombie zu geben. Ohne jeden inhaltlichen Zusammenhang beginnt Herr Werning seinen Artikel über eine Wildtierkrankheit mit dieser Kette. Ohne Wagenknecht-Ba­shing können manche Leute nicht einmal einen Artikel über Hirsche schreiben! Klaus Füller, Kassel

Der „Thrill“ beim Jagen

„Dem Essen ins Auge sehen“,

taz vom 16./17. 2. 19

Zweimal musste ich diesen in seiner unkritisch beschreibenden Romantisierung des Jagens verfassten Text lesen, um ihn doch letztendlich für genial zu halten. Ermöglicht die einfühlsame Art des Autors doch dem jagenden Biobauer das Eingeständnis des „Thrill“. Nicht erwähnt werden leider die spätfeudalistischen Verhältnisse, die nur den Großgrundbesitzern ab 75 Hektar Fläche das Jagen auf eigenem Boden erlauben (den anderen bleiben immerhin noch „Jagdgenossenschaften“, wo sie ihrem Freilufthobby frönen können).

Vegetarier und Tierschützer, kämpft massenhaft gegen das deutsche Jagdgesetz, auf Länderebene gibt es etliche Initiativen! Leonore Lippold, Burgwedel

In der Zeitschleife

„Peter Altmaier macht Milliarde locker“, Karikatur, taz vom 21. 2. 19

Geht’s noch? Die Frau, das technische Dummerle, die anscheinend den anderswo weilenden Gatten anrufen muss, wenn’s Elektroauto nicht tut? Früher wusste sie nicht, dass der Benzintank leer ist, wenn das Auto steht, und nun sind wir Frauen zu blöd zu wissen, dass die Akkus aufgeladen werden müssen? In welcher Zeitschleife stecken denn der Zeichner und die Redaktion dieses Bildchens fest?

Leute, bei euch in Berlin ist demnächst der 8. März ein Feiertag. Ob das hilft, solche Vorurteile gegen Frauen abzubauen? Grüße aus Bremen, wo Frauen zu so manchen Veranstaltungen auch immer noch der Zutritt verwehrt wird. Gabriele von Thun

Gegenpart zu Hitler

„Für immer in Mode “, taz vom 20. 2. 19

Es ist eins der Verdienste Karl Lagerfelds , dass das Jahr 1933 – von heute aus betrachtet – in der deutschen Geschichte nicht nur eine Katastrophe, sondern in gewisser Hinsicht auch ein Segen war. In dem Jahr, als Hitler die Macht an sich riss, wurde Lagerfeld geboren. Während der kleine Karl in seiner ersten Stramplerkollektion im Kinderzimmer vermutlich die ersten selbst kreierten Krabbelstege entlangrobbte, robbten seine erwachsenen Landsleute schon bald über die Schlachtfelder der Territorien, deren Bewohner sie auf Hitlers Befehl hin heimtückisch überfallen hatten. Lagerfeld hat mit seiner Arbeit und seinem Charisma später an Frankreich, im Besonderen an Paris, vielleicht ein bisschen von dem wiedergutgemacht, was die Generation seiner Eltern dort angerichtet hatte. Im Grunde ist Karl Lagerfeld der deutsche Gegenpart zu Adolf Hitler schlechthin.

Wolfram Hasch, Berlin

Dafür wurde die taz …

„Gott in Frankreich “, taz vom 20. 2. 19

Liebe Leute, der frisch abgelebte Karl Lagerfeld als Aufmacher? Für den Gleichklang mit allen anderen Zeitungen wurde die taz nicht gegründet. Klaus Gabbert, Dornum

Schwarze Uniformen

„Gehen Sie weiter. Es gibt hier nichts zu sehen“, taz vom 18. 2. 19

Der Blick auf Ihre Titelseite von heute ließ mich augenblicklich erschaudern, als ich den Zusammenhang erfasst hatte. So einen Bock hat die taz ja wohl lange nicht mehr geschossen. Der Vergleich einer Vereidigung von Polizisten in ihren dunkelblauen Uniformen mit einem Aufmarsch von SS-Leuten, die freilich schwarze Uniformen trugen, ist nicht nur geschmacklos, sondern noch dazu grundfalsch. Oder sind Sie der Meinung, wir haben es bei den Polizeien der Länder mit Terroreinheiten zu tun, dazu ausgebildet und trainiert, politische Gegner, rassisch minderwertige, Juden und Zigeuner zu drangsalieren und zu terrorisieren, bevor sie von Polizisten des Jahrgangs 2019 ins nächste Konzentrationslager geschafft werden? Und bitteschön, wo befindet sich dieses?

Dass der Beruf des Polizisten traditionell von Leuten ergriffen wird, denen die Aufrechterhaltung und Wiederherstellung von Recht und Ordnung ein Anliegen ist, die wie viele Soldaten auch sich eher nicht für den Beruf des Heilerziehers oder Sozialpädagogen berufen fühlen, dürfte bekannt sein. Sollten diese dann auch noch Mitglied einer konservativen Partei sein, oder diese wählen, so ist das nicht weiter verwunderlich. Würden indes Tausende Polizisten einer extremistischen, verbotenen Partei zuneigen, so wäre das tatsächlich ein Grund zum Handeln.

Tatsächlich habe ich einige Zeit zuvor vor lauter Begeisterung Ihre Titel „Bleiberecht für alle“ und „Traumatherapie“ aufbewahrt. Bitte setzen Sie diese regierungskritische Haltung doch auf Ihren Titeln fort. Wir sind im Übrigen extrem neugierig darauf, was in Berlin so passiert, wie die Stimmung in der Hauptstadt ist, und was dort neben dem BER sonst nicht funktioniert. Da sind Sie doch ganz nah dran, und haben als traditionelle Hauptstadtpostille Ihre Augen und Ohren hoffentlich bei Ganz Oben möglichst nah dran.

Die Hamburger Polizisten sind jedenfalls keine Nazis, und ich bin nach wie vor der Meinung sie haben sich bei G20 anständig verhalten.

Lorenz Meining Ferreira do Amaral, Hamburg

Es fehlt der Ostblock

„Ich bin eine Erbin“, taz vom 16./17. 2. 19

Unsereins amüsiert sich ja immer mal wieder, wenn es um die Dinge von Ost- und Westdeutschland geht. „Die Mittelschicht erbt, jedenfalls im Westen. Im Osten sieht das anders aus – eine Ungerechtigkeit, die noch lange nicht überwunden sein wird“, schreiben Sie. Wie lange ist Ihr „lange“? Das wäre ja nun an der Stelle von Interesse. So oder so: Sie müssen Optimistin sein.

Fragen Sie doch mal Ihre Berufskollegin Daniela Dahn. Die hat gleich ein ganzes Buch darüber geschrieben: „Wem gehört der Osten?“ Die Antwort wird absolut zuverlässig ausgeblendet, wenn es zu den Feiertagen um die hübschen Häuserfassaden und so weiter geht.

Woher nehmen Sie die Hoffnung, dass diese „Ungerechtigkeiten“ eines Tages einigermaßen überwunden sein werden? Dächte, wir haben hier knallharten Kapitalismus. Ganz offensichtlich, auch so ein Tabuthema, fehlt der Ostblock, fehlt die DDR mit ihrem Sozialstaat als provozierendes und durchaus wirkendes Gegenüber. Solche extremen Ungleichverteilungen an Erbschaften und auch Vermögen werden allenfalls mal durch größere Kriege neu verteilt. So ließe sich auch die aktuelle (beklagte) Situation erklären mit dem Sieg des Westens im Kalten Krieg. Die Beute wanderte weitgehend in den Westen. Gerhard Mühlhausen, Berlin

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