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wortwechsel„Bleiben Sie wach, aktiv und empathisch!“

In diesen Tagen der guten Wünsche schicken taz-LeserInnen ihre Appelle an Robert Habeck, Sahra Wagenknechts Gegner, die alte FDP, ganz Italien – ach was, an die ganze Menschheit!

Gar nicht nachdenken?

„Boah, was für ein Move“,

taz vom 28. 12. 18

Lieber Robert Habeck, ich habe Ihr Interview aufmerksam gelesen und viele der angesprochenen Punkte finde ich aus Sicht des großen Ganzen hoffnungsvoll beantwortet. Von der ökosozialen Wende bis zum Umgang mit dem gefährlichen Gedankengut von hinten rechts.

Jedoch der letzte Satz lässt mich nicht ruhen: „Wer am wenigsten über sich nachdenkt, hat am meisten Kraft.“

Wenn ich dem folge, dann wird zum Supermann, zur Superfrau, wer gar nicht über sich nachdenkt. Das kann so wahr, wie ohne Ergänzung fahrlässig sein, denn ohne Innehalten und Überprüfen des rechten Maßes von allem, ist Erfolg und Macht schon vielen so zu Kopf gestiegen, dass die gesunde Intuition verloren ging und die wirklichen, alles zusammen bringenden Kraftquellen versiegen.

Bleiben Sie wach, aktiv und empathisch auf Ihrem Weg. Viel Glück!

Wilhelm Kraus, Ebsdorfergrund

Auf diese Fünf!

„Der Sound des Jahres 2018“,

taz vom 28. 12. 18

Ich erkenne fünf vordringliche und politische Ziele für die Menschheit:

1. Die Bekämpfung der Klimakatastrophe.

2. Die (Er-)Findung einer „nachhaltigen“ Ökonomie zur Ersetzung des Wachstumskapitalismus.

3. Die Durchsetzung des demokratischen Prinzips auf allen Ebenen staatlicher Organisation.

4. Die vollständige Emanzipation der Frauen auf der ganzen Welt.

5. Die sofortige Begrenzung des Bevölkerungswachstums weltweit.

Diesen Zielen müssen sich sämtliche Machtinteressen einzelner Menschen oder Eliten, sämtliche moralischen Systeme religiöser oder ideologischer Art beugen beziehungsweise unterordnen oder anpassen.

Ohne diese Anpassung werden alle fünf Ziele nicht (und auch nicht annähernd) zu erreichen sein, und das Schicksal des blauen Planeten ist besiegelt.

Hans Hochreuter, Wuppertal

Auf einer Stufe?

„Wo kann man die umtauschen?“,

taz vom 27. 12. 18

Sahra Wagenknecht mit Trump, Merz und Heidi Klum via Fotos auf der ersten Seite in eine Reihe zu setzen, mag auf den ersten Blick Satire sein. Spätestens mit dem Aufmacher „Wo kann man die umtauschen?“ wird aber deutlich, das ist schlechte Comedy, dazu menschenverachtend!

Bei den LeserInnen kommt an: Die taz stellt diese Personen intellektuell und mit den von ihnen vertretenen Grundwerten auf eine Stufe. Dies lässt mich fassungslos zurück! Dass die taz in diesen neoliberalen, schwarzbraunen Zeiten aktiv an der Spaltung der Linken mitwirkt und den rechtskonservativen Kreisen in die Hände spielt … Wozu wurde die taz gegründet?

Dirk Schneider, Helmenzen

Die alte FDP war schlauer

„Lindners Unwort des Jahres: ‚Klimanationalismus‘“, taz vom 29./30. 12. 18

Da irrt unser Chefreporter, wenn er unterstellt, „wo die FDP noch nie Lösungskompetenz hatte“. Ich habe hier das Heft Umwelt des VDI (Verein Deutscher Ingenieure) vor mir – von 1972! Mit einem Standpunktartikel von Karl-Hermann Flach zum Thema Umweltschutz und Bürgerinitiativen und möchte an Peter Menke-Glückert erinnern, der den Umweltschutz in Deutschland eigentlich erfunden und mit Maierhofer in den Freiburger Thesen verankert hat. Das war ein FDP-Programm!

Auch wenn Herr Lindner vor dem Wort „Umweltkompetenz“ aus den Jamaika-Verhandlungen geflohen ist, da war mal was in dieser Partei. Das muss irgendwo zwischen Genscher und Möllemann und den „Besserverdienern“ verschwunden sein. Hanspeter Maier, Mörfelden

Ach, Italien!

„Italien kann zur Hölle fahren“,

taz vom 29. 12. 18

Lieber Fabio Ghelli, der Tenor Ihres Beitrages festigt leider ein Bild, welches in Deutschland von den meisten Medien verbreitet wird: Italien ist ein Problem für Europa, stürzt selbst verschuldet „arm und isoliert ins Chaos“, unter anderem durch „verantwortungslose Politik“ und „fantasievolle Haushaltsplanung“ – während die EU und deren Mitgliedstaaten, allen voran Deutschland, doch nur das Beste für das Land wollen und deswegen das Recht haben, den Staat und damit die BürgerInnen mit Sanktionen zu maßregeln. Ich halte dies für grundfalsch.

Italien ist ein Land, welches sich, entgegen der in Deutschland herrschenden Meinung, bereits vor dessen Beitritt zum Euroraum und auch danach immer vorbildlich an die ökonomischen Vorgaben gehalten hat. Leider basieren die Regeln, welchen sich Italien damals selbst unterworfen hat und bis heute einzuhalten bestrebt ist, auf einer Ideologie, die wenig mit der Realität und praktisch nichts mit einer verantwortungsvollen, vernünftigen Wirtschaftspolitik zu tun hat (wenn Sie möchten, können Sie diese Ideologie „Neoliberalismus“ nennen).

Seit Jahren fällt der EU, dabei stark beeinflusst von Deutschland, nichts anderes zu den ökonomischen Problemen Italiens ein, als zu „sparen“, was in der Praxis gewöhnlich zum Abbau des Sozialstaates führt und damit zulasten der ökonomisch Schwächsten geht. Wie lange soll denn Italien noch warten, bis es ökonomisch wieder aufwärtsgeht und die Arbeitslosigkeit wieder sinkt? Renzi hat sich doch exakt an die Vorgaben aus Brüssel und Berlin gehalten, verbessert hat sich die Situation nicht. Natürlich verabscheue ich einen Rassisten wie Salvini, und ich möchte Ihre Landsleute auch nicht für deren rassistische Äußerungen und Taten in Schutz nehmen. Was mir hier aber fehlt, ist eine strukturelle Betrachtung des Problems. Die italienischen BürgerInnen leiden seit langer Zeit unter einer falschen, ideologisch verblendeten Politik, die ihnen von den klassischen Parteien als „alternativlos“ präsentiert wurde.

Sebastian Riedel, Berlin

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