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wortwechselAlles verändert sich, wenn wir es verändern

Da kam einiges zusammen: Großdemo für eine offene Gesellschaft und Zoff darüber wegen Sahra Wagenknecht, Grünen-Lob und freier Fall von CSU und SPD in Bayern

Des Söders Kern

„Sich selbst am nächsten“, taz vom 11. 10. 18

Der Titel trifft des Söders Kern. Markus Söder ist ein Politegomane, dem man selbst die Verkleidung als Wolf im Schafspelz nicht mehr abnehmen mag. Der offensichtlich bei aller Erfahrung nicht gelernt hat, dass Machtopportunismus auch in der Politik an die Außengrenzen von Glaubwürdigkeit und (hier) „Freistaatsliebe“ stoßen kann. Söder fehlt die notwendige soziale Kompetenz, das menschliche Charisma, um das Wahlvolk in der Breite ansprechen und für die CSU als Ministerpräsident erfolgreich sein zu können. Allein an der Einwanderung von undankbaren Nichtbayern nach Bayern, die den schönsten und besten Teil Deutschlands nicht zu schätzen wissen – wie CSU-Ehrenvorsitzender Stoiber im Vorgriff auf die zu erwartende Wahlschlappe zu bedenken gab –, jedenfalls liegt der Absturz der ehemaligen Volkspartei sicher nicht. Ira Bartsch, Lichtenau-Herbram

Übliche Lichtgestalten

„Die unpopulistischste Partei ­Deutschlands“, taz vom 13./14. 10. 18

Was mutet uns Peter Unfried noch so alles zu: Jürgen Trittin, „der seine Partei zwang, sich einer Gegenwartsverantwortung zu verweigern“! Und dann die üblichen Lichtgestalten: Emmanuel Macron – kennt er eigentlich aktuelle Umfrageergebnisse in Frankreich? – und natürlich der Automobilindustrieversteher Winfried Kretschmann. Dass er Christian Lindner gerne als neuen Heilsbringer sehen würde, dieser aber leider nicht so will wie Herr Unfried – verflixte Zeiten!

Auch wenn eine Kolumne von Parteilichkeit zehrt, so halte ich es doch mit den Worten Stefan Albertis der in der taz-Jubiläums-Ausgabe einen anderen Journalisten mit den Worten zitiert, „sich nicht gemein zu machen – auch nicht für eine gute Sache“. Und wie der Kompromiss mit Porschefahrern aussieht, sieht man ja an Herrn Kretschmann. Ganz zu schweigen von dem von ihm wohl als Nebenwiderspruch angesehenen Verbleib der Modernisierungsverlierer, die, da sie über keine Macht verfügen, auch nicht berücksichtigt werden müssen. Albert Ebert, Berlin

„Reparatives Sprechen“

„Die unpopulistischste Partei ­Deutschlands“, taz vom 13./14. 10. 18

Sehr geehrter Herr Unfried! Ihrer Kolumne vom Samstag über die unpopulistischste Partei habe ich den für mich neuen Begriff „reparatives Sprechen“ entnommen. Dafür und für einiges Weitere, das mir den Blick auf zum Beispiel die Situation der Grünen in Baden-Württemberg schärft, wollte ich jetzt mal Danke sagen. Alles Gute allen im neuen Gebäude. Eva Glonnegger, Tübingen

Linke Antworten?

„Aufstand der vielen“, taz vom 11. 10. 18

„Sahra Wagenknecht (Die Linke) und Alexander Gauland (AfD) kommen nicht“, so die Unterüberschrift. Ich erwarte Überschriften, die intellektuell dem Niveau einer überregionalen, linksliberalen Tageszeitung entsprechen. Das heißt konkret, die Migrationsdiskussionen in der AfD und der Linkspartei nicht gleichzusetzen. Gerne wird in der taz zusätzlich jede Gelegenheit genutzt, Sahra Wagenknecht nationalistisch/rassistisch zu konnotieren. Allen Redakteuren sei der Text „Die linke Antwort: Migration kontrollieren“ von Anke Hassel in den Blättern für deutsche und internationale Politik, Heft 10/2018, die sehr differenziert (!) zur Thematik schreibt, zum Erkenntnisgewinn ans Herz gelegt. Dirk Schneider, Helmenzen

Keine Sammlung

„Aufstand der vielen“, taz vom 11. 10. 18

Kann man Sahra Wagenknecht verstehen? Auf der einen Seite gründet sie „Aufstehen“, um linke Gruppierungen zu sammeln. Das finde ich sehr interessant, besteht doch die Hoffnung, dass die Zersplitterung dieser linken Gruppierungen überwunden wird und es zu konstruktiver Zusammenarbeit kommt. Nun lehnte aber Wagenknecht auf der anderen Seite ihre Teilnahme an der Berliner Demo #unteilbar ab, weil dort wohl auch für „offene Grenzen“ demonstriert wird.

Hier verfällt Wagenknecht wieder in das alte Dilemma: Ein kleiner Aspekt der ungeheuer wichtigen Demonstration passt ihr nicht, also lehnt sie sie komplett ab. Damit handelt sie entgegen ihrer Absicht mit ihrem Programm von „Aufstehen“. Jeder kennt ihre Meinung zu offenen Grenzen, warum stört es sie so, wenn bei dieser Demo einige Plakate für „offene Grenzen“ auftauchen? Jens Merkle, Saarbrücken

192 Müllwerker

„Zwei Volksschützer“, taz vom 11. 10. 18

Gauland vergisst eins: Die Basis, die er erreichen möchte, versteht ihn nicht. Woher ich diese Erkenntnis habe? 192 Müllwerker jeden Morgen in der Kantine, die Gespräche und Diskussionen über die Leiharbeiter mit Migrationshintergrund. Meine lieben Kollegen wollen nur ihre Arbeit machen und nicht mit weltpolitischem Zusammenhang befasst sein. Phrasen, wie sie Gauland in den Raum stellt, interessieren hier keinen. Ziehen die Leiharbeiter bei der Maloche mit, findet die Integration sofort auf der Straße statt und braucht keine gauländischen Hetztiraden. Tom Fengler, Essen

Unheilige Allianz

„Blaue Augen in Bayern“, taz vom 16. 10. 18

Manchmal beantworten Statistiken nicht nur Fragen, sondern werfen auch neue auf und die Antworten sind schwer korrekt zu deuten. Sind die Zahlen der Wählerwanderungen Saldi zwischen dem Hin und Her zwischen je zwei Parteien? Oder sind die Stimmen, die jeweils in die andere Richtung abwanderten, gar nicht enthalten? Gab es zwischen den Parteien immer nur eine Richtung der Stimmenwanderung? Das wäre doch unwahrscheinlich. Oft habe ich ähnliche Probleme mit Statistiken. Ich wünsche mir eine genauere Angabe, auf welche Frage die Statistik Antwort gibt. Inka Gente, Weiterstadt

Antiquierte Moral

„Von der Angeklagten zur Aktivistin“, taz vom 13. 10. 18

Leider wurde in der Berufungsverhandlung gegen die Ärztin Kristina Hänel das völlig unzeitgemäße und frauendiskriminiernde Urteil aus dem Jahre 2017 bestätigt, weil sie angeblich für Schwangerschaftsabbruch geworben hat. Basis für das Urteil war und ist ein Paragraf aus dem Jahr 1933! Weltfremd und das Selbstbestimmungsrecht der Frauen mit Füßen tretend, haben die Richter entschieden. In einem der sicher schwierigsten Augenblicke im Leben einer Frau wird damit eine angebotene Beratung kriminalisiert. Die Würde der Frau wird hiermit unangemessen eingeschränkt. Dieses Urteil folgt den jüngsten Auslassungen des Papstes zu Schwangerschaftsabbruch als „Auftragsmord“. Eine unheilige Allianz, ein unseliges Urteil – von Kirche und Macht in Paragrafen gegossen –, die antiquierter Moral und Rechtsvorstellungen folgt. Raimon Brete, Chemnitz

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