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wortwechselWie weiter? Der Weg zum Klimaziel ist lang …

Der Kraftverkehr für private Zwecke sollte abgeschafft werden. Milch aus Neuseeland? Eine CO2-Steuer könnte diesen Unfug beenden. Mist ist gut, die Gülle ist das Problem

„Lastwagen müssen raus aus unseren Städten!“, taz vom 23./24. 6. 18

Steile These!

Ihr Lieben, dies halt’sch allerdings für ’ne steile These! Sollen wieder die Rosinenbomber ran? Noch dazu Helikopter? Meiner Meinung nach gehört der individuelle motorisierte Kraftverkehr zu privaten Zwecken– vor allem der vierrädrige – abgeschafft (also auch der überflüssige Pendelverkehr), aber doch nicht der Versorgungs- und Berufsverkehr!

Bin selbst sowohl Lkw-Fahrer (auch 40 t) als auch Radfahrer und besitze kein motorisiertes Gefährt. Und ich kann berichten, dass die Qualität aller Verkehrsteilnehmer – also auch der Fußgänger – stark nachgelassen hat! (Bin 45 Jahre alt.) Geschuldet ist dies wahrscheinlich ganz allgemein der Digitalisierung; aus mannigfaltigen Gründen, die auszuführen würde den Rahmen sprengen.

Übrigens braucht’s auch keine Warnsysteme im Lkw, wenn man die Spiegel richtig einstellt und aufmerksam fährt! Ganz besonders der Volvo der letzten Generation ist mit sensationellen Spiegeln ­versehen. Tobi Wißmann, Berlin

Produktvermeidung

Lastwagen reduzieren durch konsequente Produktvermeidung! Das fängt, sehr geehrte Redaktion, bei den Getränken an. Eine konsequente Leitungswasser-Trinkkultur reduziert Lkw-Aufkommen und Dieselemissionen um 15 bis 20 Prozent.

Also was hält uns davon ab, das einzig vernünftige Getränk von nun an fast nur zu uns zu nehmen? Tees und Limonaden aller Art können damit hervorragend zubereitet werden. Das Bier, das manche zu brauchen scheinen, können sie direkt bei ihrer lokalen Brauerei abholen. Und weniger Lebensmittel, auch quantitativ und ausschließlich regional, saisonal, bio, dann sind auf einmal wieder mehr Kleintransporter und sehr wenige Lkw unterwegs! Annette Weber, Heusenstamm

Wichtiges Thema

Endlich mal jemand, der das Problem ernst nimmt! Während Medien und Politik sich mit Phantomschmerzen beschäftigen, gibt’s auf den Straßen Deutschlands jeden Tag Tote und Verletzte. Bitte das Lkw-Thema weiterhin bearbeiten!Herbert Pototzky, Roth

„Im Wettlauf gegen die Zeit“, taz vom 25. 6. 18

Welcher neue Wagen?

Nach dem Artikel von Bernhard Pötter denke ich, bisher autofrei und engagiert lebend: Besser, es gibt gar keine neuen Autos. Also soll ich jetzt auf die dringend für meine Selbstständigkeit nötige Mobilität verzichten, damit die NachbarInnen weiter ihren Hund Gassi fahren oder motorisiert Brötchen holen können? Car­sharig ist hier (im Siegtal) schwierig …

Ich bin seit zwei Jahren selbstständig, baue und prüfe PV-Anlagen. 90 Prozent meiner Kunden kommen nicht aus meinem ländlichen Umfeld, also fahre ich dreimal die Woche mit dem 3,5-Tonner, einem 30 Jahre alten Transporter samt Anhänger, die 30 bis 80 Kilometer nach Köln und Bonn. Ein neuer Wagen oder eine mehr regionale Ausrichtung meiner frischen Selbstständigkeit wären also nötig. Welcher neue Wagen sollte dann richtig sein? Doch wo ist die Hilfe auf politischer Seite?

Für unseren Bahnhof soll es im Herbst die ersten zehn Radboxen auf circa 250 Autoparkplätze geben. Da muss die Familie sich noch schnell anmelden, damit wir dann privilegierte Boxnutzer werden können … Die Lösung der „Grünen“ leuchtet mir noch immer nicht ein: mehr Elektroautos, am besten nur noch … Wo sind denn die Batterien ohne Cobalt und andere Konfliktstoffe? Im Hausbereich setzte ich als mildere Form Lithium-Eisenphosphat-Batterien oder noch lieber die absolut ökologischen Salzwasserbatterien (Bluesky) aus Österreich ein. Letztere will aber bisher kein Mensch kaufen. Jens Hansen, Windeck-Gerressen

Mobilitätsirrtümer

Bernhard Pötter hat es in seinem ganzseitigen Artikel zum Klimaschutz im Verkehrssektor geschafft, mit keiner Silbe den dringend erforderlichen Ausbau des weitgehend schon CO2-freien Bahnverkehrs und ÖPNVs zu erwähnen. Statt „Güter vom Lkw auf die Schiene“ und „Menschen in die Straßenbahnen, U-Bahnen und Busse“ zu fordern, macht er sich die Sorgen der Automobilindustrie.

Ärgerlich für viele verkehrspolitisch engagierte taz-Leser. Dazu passt, dass in Berlin ab dem 1. 7. 18 die Dieselumweltschädlinge bis zu 9.000 Euro Abwrackprämie für den Umstieg in den nächsten, den Individual-E-Mobilitätsirrtum erhalten sollen. Es gab bereits vor 100 Jahren in den Städten flächendeckende E-Mobilität durch elektrische Straßenbahnen auf fast jeder größeren Straße (vergleiche zum Beispiel Stadtplan Berlin von 1929). Wo bleiben die Prämien für den Umstieg auf Rad und ÖPNV? Peter Hällfritzsch, Berlin

Was soll das?

„Globalisierter Irrsinn“, taz vom 26. 6. 18

Milch aus Neuseeland – was soll das? War vielleicht auch vielen Verbrauchern nicht so bekannt, eher schon Schafe aus Neuseeland. Und ganz aktuell, bei Edeka und bei Rewe entdeckt: Zwiebeln aus Neuseeland. Ja – was soll das? Wächst und gedeiht doch alles auch bei uns, ganz re­gio­nal, ohne Transport über die Weltmeere. Wissen wir eigentlich noch, was wir da tun? Eine drastische CO2-Steuer könnte diesen Unfug beenden. Was bei uns nun wirklich nicht wächst, beispielsweise Kaffee und Bananen, würde vielleicht das Doppelte kosten. Gut so, dann wären heimische Äpfel endlich billiger als Bananen, die mit dreckigem Diesel zu uns geschippert werden. Dieter Stompe, Erfurt

Welt ohne Abfall

„Wirtschaften wie die Natur“, taz vom 26. 6. 18

Annette Jensen schreibt, seit drei Milliarden Jahren wird auf dem Planeten Erde die zur Verfügung stehende Materie mit Hilfe der Sonnenenergie laufend umgewandelt, zu immer vielfältigerer, komplexerer Materie und Lebensformen. Abfall gibt es nicht. Seit 200 Jahren wird dem Wirtschaftsprozess zunehmend Energie zugeführt, was zu noch vielfältigeren Produkten führt. Doch hier fällt Abfall an, der uns zu erdrücken droht.

Parallel zum Abfall wächst die Spezies Homo sapiens. Was tun? Wir sollen uns das Vorgehen in der Natur abgucken. Kleinteilig, vernetzt, modular agieren (regional). Konzentrationen (Kapital, Standorte, Verwaltungseinheiten) vermeiden. Dadurch uns in die Wachstumsprozesse der Natur einweben, Wachstum beibehalten. Wirklich? Wie wäre es, auf Kreislaufwirtschaft ohne Abfall hinzuarbeiten. Wo das nicht möglich ist: die Abfallkosten sofort den Produkten zuschlagen. Klaus Warzecha, Wiesbaden

Fatal error

Deutschland hat Scheiße gebaut“, taz vom 22. 6. 18

Das Bild zum Aufmacher „Deutschland hat Scheiße gebaut“ passt dummerweise nicht zum Inhalt. Es ist schon ärgerlich, dass der Stallmist hier, in Form des abgebildeten Miststreuers, mit dem Nitratproblem in Verbindung gebracht wird – und nicht die Gülle. Fatal error, denn die exzessive Güllewirtschaft, Tierhaltungen, Biogasanlagen und die Ausbringung auf zu wenig Fläche führt zu der massiven Überdüngung.

Der Mist ist etwas Gutes, da er nicht so „scharf“ (Nitrate) ist, dem Humusabbau entgegenwirkt, dem Bodenleben zuträglich ist und nicht so „flüssig“ in den Boden eindringen kann wie etwa Gülle und demzufolge auch nicht so leicht in tiefer gelegene Grundwässer gerät.

Der konventionellen Landwirtschaft ist sie jedoch wesentlich, die Gülle, als arbeitswirtschaftlich passendere Variante. Sie ist das, was der EU-Landwirt nutzt; darum ist der Festmist längst verschwunden und findet nur noch hier und da eine Nische, zum Beispiel im ökologischen Landbau – wie das ein oder andere flüchtige Kerbtier. J.-Martin Hecker, Müncheberg

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