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wortwechselFußball und Nation –ein beklopptes Spiel?

Wenn’s um Fußball geht, denken Flüchtlingskinder nicht nationalistisch. Linkssein und Fußball – heißt was? Und warum trimmt Seehofer die Nation auf eine Stacheldrahtheimat?

Wenn die Nase bricht

„Deutschland bald mit Maskenmann?“, taz vom 25. 6. 18

Liebe Redaktion, kurz nach Eröffnung meiner Hausarztpraxis hab ich mir, wie jetzt Nationalkicker Sebastian Rudy, das Nasenbein gebrochen. Das allein tut schon übelst weh. Schlimmer noch war das Wiedereinrenken in örtlicher Betäubung – man hatte mir den Eingriff für den nächsten Morgen und in Vollnarkose empfohlen, aber da wollte ich ja unbedingt schon wieder Doktor spielen. Das wurde, mit Gipsschiene und verstopfter Nase, schwierig. Und wie man damit sportliche Höchstleistungen bringen soll, ist mir schleierhaft. Auf jeden Fall: Gute Besserung! Ernst Soldan, Norderstedt

Maradonas Zigarre

„Fellatio mit Qualm“, taz vom 20. 6. 18

Den Beitrag zu Diego Maradonas Auftritt mit Zigarre finde ich ziemlich absurd. Dass es nicht in Ordnung ist, trotz Rauchverbots eine Zigarre zu rauchen, finde ich auch. Was man da dann aber hineininterpretiert, sagt wohl mehr über die Phantasien des Autors als über Maradona aus. Ich bin auch Zigarrenraucher. Wenn ich an der Zigarre ziehe, habe ich wirklich noch nie an Fellatio gedacht. Was geht in jemandem vor, der da etwas Sexistisches herleitet? Hat der Autor auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass Maradona einfach Lust auf eine Zigarre hatte? Wenn ich das richtig sehe, rauchte er eine Cohiba größeren Formats. Das ist eine sehr gute Zigarre, aber als Penis interpretiert ist ihre Größe relativ lächerlich. Ein echter Macho könnte sich damit nicht identifizieren. Gerhard Pidd, Fulda

„Das Tor steht links“, taz vom 25. 6. 18

Kindergebaren

sollte mensch fussball-ems wie -wms heutzutage nicht ähnlich überholt und absurd finden wie die behauptung, siemens et al seien deutsche unternehmungen? „fussballpatriotismus“ ist – wie im kommentar zutreffend angedeutet – eher kindergebaren.

Eberhard B. Pluempe, Bremen

Kinder und Fußball

„Das Tor steht links“, taz vom 22. 6. 18

Am Radio bei der WM 1958 wurde mein Kinderherz für den Fußball gewonnen durch Namen wie Pelé, Didi, Vava – und meine Liebe für das Spiel entflammt. Es geht mir und vermutlich vielen anderen Menschen sicherlich immer noch so, dass wir das Spiel lieben, und das Nationale steht völlig im Hintergrund. Klar, manchmal schlägt mein Herz auch für die deutsche Elf, aber nicht aus Prinzip und nicht aus Stolz oder Nationalität, sondern dann, wenn mir ihre Spielweise gefällt. Seit 40 Jahren arbeite ich als Sozialpädagogin mit Kindern und Jugendlichen, die letzten elf Jahre mit geflüchteten Kids. Vielleicht ticken die Berliner Geflüchteten anders als die Kölner Flüchtlingskinder, jedenfalls ist meine Erfahrung, dass die Kinder sich sehr wenig für die Nation interessieren; was sie eint – über alle Herkunftsgrenzen hinweg –, ist zum Beispiel ihre Liebe zu Cristiano Ronaldo, und wer sich kein Trikot leisten kann, malt auf sein T-Shirt (aus der Kleiderkammer) mit Filzstift ein CR7. Konsequent lieben sie Real Madrid und Portugal, würden aber mit ihrem Star auch zu anderen Vereinen und Nationen „gehen“. Was das Ganze mit „Linkssein“ zu tun haben soll, ist mir völlig schleierhaft. Aber vermutlich definiere ich auch „Linkssein“ grundsätzlich anders als Herr Feddersen. Last but not least: Warum sollte ich deutschen Fußballmännern mein Herz schenken, wenn es anderswo viel Attraktivere geben kann?

Uli Hahn, Bonn

Fußball-Desinteresse

Jan Feddersen versteigt sich nach seiner Schelte an der fußballdesinteressierten Mittelschicht, die die nationale Begeisterung nicht nur den vaterländisch gesinnten Fahnenfreunden überlassen sollte, „um die Milieus, für die die AfD steht, zu ärgern“, in seinem Kommentar zu der Aussage, Toni Kroos hätte sich in seinem Interview gegen die „völkischen Giftmischer“ gewandt. Überschätzt er da nicht die Qualität des Gesagten? Der Fußballer Kroos nutzte das Interview explizit als Retourkutsche gegen die aus seiner Sicht ungerechtfertigte journalistische Leistungskritik an ihm und der Mannschaft.

Michael Ramm, Konstanz

Sport und Politik

Da stolpern ein paar Kicker durch ein Turnier und daraus wird ein Politikum gemacht? Frank Stippel auf taz.de

@Frank Stippel Ja klar, genauso wie es ein Politikum ist, dass die Frauen Fußballstadien im Iran betreten dürfen. Oder nicht? Genauso wie es ein Politikum ist, wenn zwei albanische Kicker auf dem Platz reaktionäre Handzeichen machen. Oder die afroamerikanischen Sportler die 1968 in Mexico auf dem Siegertreppchen die schwarz behandschuhte Faust reckten. Oder die olympischen Spiele 1936 in Nazideutschland. Sport ist Politik.

Jim Hawkins auf taz.de

Nation und Stacheldraht

„Was Seehofer tut, ist unverantwortlich“, taz vom 22. 6. 18

„Für den Frieden der Welt steht die Menschheit auf Wacht, denn die Brandstätten warnen und mahnen“, heißt es in einem Lied, das nach den schlimmen Erfahrungen unserer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern gesungen wurde. Flüchtlingsströme gehören zur deutschen Vergangenheit. Muss es nicht zu einer weltweiten Aufgabe werden, das Entstehen von Flüchtlingsströmen zu verhindern? Wer hat die Waffen geliefert, vor denen die Flüchtlinge davonlaufen? Fühlen sich Politiker, zumal christliche, nicht verantwortlich, alles für den Frieden zu tun? „Wer dieses Leben lieb gewann, kämpft für den Frieden der Welt“, heißt es in dem genannten Lied weiter. Ich wünsche unserem Land und der ganzen Welt Politiker, die sich von der Liebe zum Leben leiten lassen, statt irgendwelche Machtspielchen das Leben beeinträchtigen zu lassen. Gerda M. Kolf, Soest

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