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wortwechselVerkehrswende in unseren Köpfen?

Unser Auto, unser Butler? Selbstfahrende Autos – Bausteine für die smarte Diktatur?Wer programmiert die Blechkäfige – wenn sich die Verhältnisse ändern?

„Letzte Chance für die Verkehrswende“, taz vom 28. 12. 17

Die „smarte Diktatur“

Selbstfahrende Autos sind keine Chance für die Verkehrswende, sondern schaffen eine Vielzahl neuer Probleme. Um selbstfahrende Autos möglich zu machen, sind riesige Datenmengen erforderlich. Das Auto muss wissen, wo es hinfahren soll, muss andere Fahrzeuge und Fußgänger erkennen können. Damit ist jeder Mensch, der in Sichtweite eines selbstfahrenden Autos kommt, potenziell überwachbar. Man kann Bewegungsprofile eines jeden Menschen erzeugen. Und was technisch möglich ist, wird meistens auch gemacht. Zu groß ist das Interesse zum Beispiel von IT-Firmen wie Google, Versicherungskonzernen, Polizei und Geheimdiensten, für die die erzeugten Daten „Gold wert“ sind. Und was passiert, wenn ein Staat wie die Türkei unter Recep Tayyip Erdoğan irgendwann auch über diese Technik verfügt? Es gibt dort Massenverhaftungen, und Akademiker dürfen das Land nicht mehr verlassen. Es wäre für diesen Diktator sehr einfach, eine Weisung zu erlassen, die selbstfahrenden Autos von einer zentralen Stelle aus so zu programmieren, dass alle Regimekritiker und kritischen Journalisten mit diesen Fahrzeugen durch Gesichtserkennungssoftware erkannt und ins nächste Gefängnis gefahren werden. Das gesellschaftsverändernde Potenzial von selbstfahrenden Autos ist in der Tat sehr hoch, aber anders als es sich Redakteurin Svenja Bergt vorstellt.

Selbstfahrende Autos sind ein weiterer Baustein auf dem Weg in die „smarte Diktatur“, wie Harald Welzer sie beschrieben hat. Die smarte Diktatur stellt eine Kombination aus George Orwells „1984“, Aldous Huxleys „Brave New World“ und Dave Eggers „Circle“ dar. Selbstfahrende Autos? Nein Danke!

Werner Weindorf, München

Auto holt Kind alleine ab

Ich möchte den Preis für die gewagteste These des Jahres 2017 für diesen Kommentar verleihen. Wenn ich es richtig verstanden habe, meint taz-Autorin Svenja Bergt, dass das selbstfahrende Auto den Individualverkehr reduzieren werde und die deutsche Industrie das zu verhindern versuche. Dass die deutsche Autoindustrie geistig träge ist, ist nur zu wahr. Es gibt aber auch technische und juristische (Haftungs-)Fragen, die zwischen heute und der selbstfahrenden Zukunft stehen.

Mal angenommen, alle diese Fragen seien geklärt und der Bundesbürger wäre bereit, das Steuer aus der Hand zu geben: Warum sollte dies zu weniger Individualverkehr führen? Ich habe einmal an einer kritischen Diskussion zum Thema Automatisierung teilgenommen. Da stand eine Frau auf und meinte, sie finde das selbstfahrende Auto eine klasse Idee. Wenn sie keine Zeit habe, ihr Kind in die Schule zu fahren, könne ihr künftiges Auto das dann alleine machen. Der Verkäufer, der seine Präsentation heute während der Bahnfahrt überarbeitet, wird in einigen Jahren sein selbstfahrendes Auto instruieren und dann während der Autofahrt an seinen Slides arbeiten – die Dienstreise mit vier Stunden Hinfahrt, vier Stunden Arbeit beim Kunden und vier Stunden Rückfahrt am selben Tag, die heute wegen der Gefahr der Übermüdung während der Rückfahrt nicht zulässig ist …

Eine Verkehrswende ist nur durch einen sehr viel attraktiveren öffentlichen Verkehr und das Prinzip „Keine neuen Straßen“ zu schaffen.

Thomas Damrau, Böblingen

Selbst umsteigen

Sicherlich wäre es wünschenswert, wenn autonome Verkehrsmittel und E-Mobilität besser gefördert würden. Das sollte uns aber nicht hindern, die Verkehrswende in unseren Köpfen und in unserem Handeln so weit umzusetzen: Viele Wege sind auch bisher schon zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erledigen und die Öffentlichen sind oft günstiger und komfortabler als das eigene Auto. Statt nur den Umstieg auf andere Autos zu fordern, sollten wir die bereits bestehende Infrastruktur nutzen und deren Ausbau und Subventionierung fordern. Und nicht zuletzt Werbung für unsere Sache machen. Auch eine Werbekampagne des Staates verbunden mit günstigen Angeboten könnte viel in Bewegung bringen. Auch die taz könnte ihren Beitrag leisten und den Alternativen zum Auto mehr Aufmerksamkeit schenken. Im Übrigen tut sich hier bereits einiges: In Berlin ebenso wie in Augsburg werden die Radwege massiv ausgebaut und das Straßenbahnnetz wird erweitert. Erich Lerch, Augsburg

Selbstläufer Pflegeprofit

„Rest der Liebe“, taz vom 27. 12. 17

Im „guten Heim“, ausgestattet mit Mitarbeitern wie dem „Anzugträger mit ernstem Gesicht“ und dem „Altenpfleger mit hellwachem Blick“ wird jeweils nach fünf bis acht Minuten nach dem Klingeln der/die jeweilige BewohnerIn aufgesucht. Wenn nicht angepackt wird, wird zumindest Bescheid gegeben, wann der notwendige Einsatz erfolgt. Neben einer reinen Pflegezeit von täglich 80 Minuten erhält ein/e bettlägrige/r BewohnerIn im vierten Pflegegrad zusammen 10 Minuten Betreuung am Bett über eine zusätzliche Betreuungskraft, die für ihre Aufgabe über mehrere Monate geschult wurde. In der nächtlichen dünnen Besetzung ist eine Pflegekraft für 40 BewohnerInnen zuständig!

Diese pflegebedürftigen Menschen, eingestuft in den Pflegegraden 1 bis 5 (übrigens wurde die Eingruppierung in die neuen Pflegegrade nicht nur im Bundesland Brandenburg großzügig gehandhabt!), bezahlen für diese „gute Heimpflege“ zwischen 2.900 bis 4.500 Euro monatlich. Es ist ein hochprofitables Geschäft, Dienstleistungen im Altenpflegesektor anzubieten, ein Geschäft, das unzählige private Investoren anlockt.

Neue Pflegeheime unter privater Trägerschaft schießen wie Pilze aus dem Boden. Warum hinterfragen Sie nicht in Ihren Ausführungen, wie hoch die Gewinne der Pflegeeinrichtungen sind? Was machen die Träger der Heime mit dem vielen Geld? Legen sie ihre Bilanzen offen? Wenn das Geschäft mit der Pflege nicht so einträglich wäre, würden börsennotierte Unternehmen nicht in diesem Geschäftsbereich investieren! Eveline Schönau, Herten

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