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woman at work – heute: fiona hannan, wunderlich gewachsene handballerin

Fiona Hannan ist größer geworden, ohne zu wachsen. „Ich war in meinem Sport immer Medium Size“, sagt sie und blickt von ihren 190 Zentimeter herab, „aber jetzt bin ich Extra Large.“ Es liegt daran, dass alles um sie herum kleiner geworden ist: der Ball, die Spielerinnen, sogar die Ansprüche. Vor vier Jahren gewann Fiona Hannan bei den olympischen Spielen Bronze, dieses Mal wurde sie Letzte und war nicht unzufrieden – was keine Überraschung ist, denn 1996 in Atlanta spielte sie mit dem australischen Basketballteam, in Sydney trat sie im Handball an.

Hannan hatte Kunst studiert und moderierte eine zweistündige Sportsendung bei einem lokalen Radiosender in Canberra, als der Produzent ihr sagte, heute stünde ein Telefoninterview mit einem Handballkapitän an. Damals, erinnert sie sich, dachte sie: „Wir machen hier auch alles.“ Handball ist in Australien vor allem der Name für ein Kinderspiel auf dem Schulhof. „Der Kerl redete aber davon, wie fit und robust man für Handball sein müsse, wie hart es zugehe“, so Hannan, „und ich sagte zu ihm: Halten Sie mich für doof? Was ist hart daran, einen Ball gegen die Wand zu werfen?!“ Ähm, sie rede leider von der falschen Sportart, sagte der Interviewte, Chad Morrisson, damals Kapitän der australischen Männer-Nationalelf, und lud sie ein, doch mal zuzuschauen.

Hannan ging tatsächlich hin. Nach drei Monaten fuhr sie mit zur WM nach Norwegen. Es gibt in Australien überhaupt nur 150 aktive Spielerinnen. Sie war vom Basketball gewohnt, dass sie keiner attackieren durfte, und plötzlich wurde sie gerempelt und gedrückt. „Ich wollte den Gegnerinnen eine knallen vor Empörung“, sagt sie.

Heute liebt sie gerade die Aggressivität und Rasanz des Sports. „Wenn ich vom Handball als 15-Jährige erfahren hätte, wäre ich nie Basketballerin geworden“, sagte sie, als sie am gestrigen Donnerstag nach der 18:26-Niederlage gegen Angola im Spiel um den neunten und vorletzten Platz vom Feld kam.

Ihren ehemaligen Kolleginnen aus dem Basketballteam ist sie im olympischen Dorf natürlich auch begegnet. „Die halten mich alle für bekloppt“, sagt Hannan. RONALD RENG

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