wohnen in zeiten der privatisierung : Die Arroganz des Kapitals
Eigentum, so will es bekanntlich das Grundgesetz, verpflichtet. Auch Vermieter. Doch den aktuellen Besitzern der „Bremischen“ ist das völlig egal. Sie bestätigen all jene Vorurteile, die man gemeinhin gegen Finanzinvestoren, gegen die so genannten „Heuschrecken“ hegt.
Kommentar von Jan Zier
Die Stadt kann heute keinen Einfluss als Anteilseigner mehr geltend machen: Seit vier Jahren ist die Bremische Wohnungsbaugesellschaft völlig staatsfrei. Mit der Frage, wem sie nun gerade gehört, ist sie inzwischen jedoch überfordert. Von ihrem früher wie heute postulierten Selbstbild ist sie weiter entfernt denn je: „In Zeiten des gesellschaftlichen Wandels“, so verkündet die Bremische stolz auf ihrer Homepage, habe man „immer wieder“ seine „soziale Kompetenz“ bewiesen.
Die Zustände der maroden Vorkriegsbaracken in Sebaldsbrück sprechen dem Hohn. Mit dem Ziel der Renditemaximierung allein ist das nicht zu erklären. Schließlich bedürfte es nur geringen Mitteleinsatzes, die skandalöse Situation nachhaltig zu mildern. Die Investoren legen die pure, menschenverachtende Arroganz an den Tag. Sie entbehrt jeder irgendwie sinnhaften, rationalen Erklärung, jeder auch kapitalistischen Logik. Und genau das ist es, was einen hier besonders zornig macht.