wochenschnack: Die Angst fährt mit
Letzte Woche schrieben wir über das Abenteuer „Radfahren in der Stadt“
An der Grenze zum Aggressiven
Üben Sie schnell und selbstbewusst zu fahren, an der Grenze zum Aggressiven. In der Stadt auf zweispurigen Straßen etwas schneller als die Autos. Die müssen vor Ihrem Auftritt erschrecken. Vierspurige Straßen meiden oder ganz passiv fahren.
Tom Farmer, taz.de
Die scheißen drauf
Etwa zweimal die Woche habe ich Begegnungen mit Autofahrern, die nur unter „die wollen mich töten“ beziehungsweise „nehmen meinen Tod mehr als billigend in Kauf“ abgelegt werden können. Ich fahre umsichtig, vorausschauend, habe Licht am Rad und so weiter und so fort, alles Dinge, die mir als junge Radfahrerin albern und spießig vorkamen. Die SUV-Fahrerin, der Audi oder BMW fahrende Jungmann im Liegesitz, die scheißen einfach drauf. Wer mich beim Überholen am Ärmel streift, gehört von der Straße. Aber wenn man die Verkehrskontrollen-Statstiken der letzten Jahre betrachtet, haben eh viele keinen Führerschein …
rughetta, taz.de
Die Straßen nutzen
Die Radwege müssen weiter ausgebaut werden, insbesondere die Übergänge von langgezogenen Radwegen in Kreuzungsbereichen sind manchmal echt kritisch.
Andererseits braucht man auch nicht überall Radwege, sondern sollte auch die Straßen nutzen. Ich habe das Gefühl, dass in den 80ern viel selbstverständlicher die Straßen genutzt wurden und die Kompetenzen der Radfahrer besser waren. Beispiele: In Berliner Querstraßen mit mäßigem Pkw-Verkehr kleben die Radfahrer auf den breiten Bürgersteigen. In ländlichen Gegenden, auch mäßiger Verkehr auf gerader Straße innerorts: Gehweg.
Darum: Besserer Ausbau der Radwege mit hoher Durchgängigkeit für die Überbrückung der weiten Distanzen oder an stark befahrenen Straßen, ansonsten gemeinsame Nutzung der Verkehrswege (Shared Space Ansätze). Andi S, taz.de
Gestörte Idee
@Andi S Naja, die beschriebenen Probleme entstehen ja erst DURCH die Radwege.
Ich denke, Folgendes macht Sinn:
– Alle Straßen innerorts, die mehr als eine Spur pro Richtung haben, brauchen zusätzlich einen gleichwertigen, durchgehenden Fahrradschnellweg: baulich getrennt von der Straße, ohne Unterbrechungen durch Einmündungen.
Sollten Kraftfahrzeuge diesen Fahrradschnellweg kreuzen, dann nur mit Ampel, wobei Fahrräder komplett rot haben, solange die Autos grün haben (also nicht wie bei Fahrradspuren rechts von der Straße, bei denen Fahrräder geradeaus grün haben und GLEICHZEITIG rechtsabbiegende Kfz auch grün haben und den Radweg kreuzen dürfen: Das ist eine total gestörte Idee, und jeder Verkehrsplaner, der so was baut, gehört eingesperrt).
Dafür darf das Auf-/Abfahren durch die Fahrräder ruhig etwas länger dauern. Wenn man es also nicht auf eine Brücke verlagern will, bietet sich die Straßenmitte dafür an, wenn dort noch keine Straßenbahn verläuft.
– Alle Straße innerorts, die genau eine Spur pro Richtung haben, sollten auf 30 km/h begrenzt sein und von Fahrrad + Kfz gemeinsam genutzt werden. Tae Ezr, taz.de
Absolut heftig
Im Stadtgebiet flächendeckend Tempo 30 würde das Leben aller Verkehrsteilnehmenden wesentlich sicherer und entspannter machen …, aber so was wäre ja „gegen jeden Menschenverstand“.
taz nord | Stresemannstraße 23 | 22769 Hamburg | briefe@taz-nord.de | www.taz.de
Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.
Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Das, was im Artikel geschildert wird, kann ich als nunmehr nur noch sehr selten in Hamburg Radfahrende alles unterschreiben. Absolut heftig das Gefühl, auf dem neu angelegten Fahrradstreifen über eine riesige Kreuzung (je vier Spuren in alle Richtungen) zu fahren und sich zu fragen, ob jetzt auch wirklich alle dieser gehetzten und überforderten Autofahrenden ihre rote Ampel sehen und entsprechend reagieren …
Life is Life , taz.de
Weiter links radeln
Meine dringende Empfehlung: Radwege nicht nutzen! Vor allem keine, die eine Türbreite Sicherheitsabstand zu parkenden Autos nicht ermöglichen. Wenn Autos bei schmalen Straßen ohne ausreichenden Sicherheitsabstand überholen, weiter links radeln, sodass ein Überholen faktisch unmöglich wird. Autofahrer nehmen das in der Regel wohlwollend auf, die hupen sogar manchmal zustimmend.
Es ist kein Zufall, dass die Einführung der (mittlerweile seit über zwanzig Jahren wieder abgeschafften) Radwegebenutzungspflicht und die Aufhebung von Tempo 30 innerorts zeitgleich erfolgten, unter einer besonders autofreundlichen Regierung.
Martin Badberlin, taz.de
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