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wochenschnackSieg oder Niederlage?

In Bremen und Braunschweig führte die Novemberrevolution von 1918 zu einer kurzen Zeit der Räterepubliken. Ein Bezugspunkt?

Gründungsmuster

Diese kurze Epoche gibt den Schlüssel zum Verständnis der letzten 100 Jahre in Deutschland und prägt dessen politische Entwicklung bis heute. Die Neuausrichtung stand damals auf Messers Schneide und wurde von einigen wenigen eitlen Sozen, die froh waren, dass sie jetzt mitspielen durften, unter Zuhilfenahme rechtsextremer Kräfte mit Gewalt zerstört.

Das ist das Gründungsmuster des demokratischen Deutschlands, und oft bleibt ein Gründungsmuster als prägendes Element einer Nation bestehen. Die Weichen für das 3. Reich und den 2. Weltkrieg wurden damals, 1918, gestellt. Dass noch Straßen nach Friedrich Ebert benannt sind, zeigt, wie gut die Geschichte gefälscht, geschönt und verschwiegen wurde.

Auch Schröder und Fischer waren froh, dass sie endlich mitspielen durften, ihre Anhänger folgten den zwei Basta-Lichtgestalten, Herz und Hirn abgeschaltet, um einen Krieg anzufangen und den Sozialstaat zu demolieren.

Daher erfreulich, dass demnächst die SPD von der Bildfläche verschwindet. Die guten Leute, die es da vermutlich auch gab, sind dann nicht mehr neutralisiert durch eitle Figuren ohne Prinzipien an der Spitze.uvw, taz.de

Keine Mehrheiten

„Denn was hier ausprobiert wird, sind Formen demokratischer Herrschaft.“ (Räterepublik)

Meines Wissens gab es keine demokratischen Mehrheiten für Räterepubliken. Dementsprechend waren es auch keine Formen demokratischer Herrschaft, als Minderheiten über Mehrheiten bestimmen. Demokratisch ist im Wesentlichen bis zu den Wahlen zur Nationalversammlung nichts gescheitert.

Am 19. Dezember 1918 stimmten die Räte auf dem Reichsrätekongress mit 344 zu 98 Stimmen gegen die Schaffung eines Rätesystems als Grundlage einer neuen Verfassung. Vielmehr unterstützten sie den Regierungsbeschluss, so bald wie möglich Wahlen zu einer verfassunggebenden Nationalversammlung durchzuführen, die über die endgültige Staatsform entscheiden sollte (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsrätekongress).

Die demokratischen Mehrheitsverhältnisse zeigten sich bei den Wahlen zur Nationalversammlung am 9. März 1919 deutlichst - auch in den vormaligen Räterepubliken, wo die KPD als intensivster Befürworter eines Rätesystems keine nennenswerten Stimmenanteile holen konnte..

Rudolf Fissner, taz.de

Eine Aporie

Schrecklich lange hat Deutschland gebraucht, um ein positives Verhältnis zu seiner erfolgreichen Revolution zu entwickeln.“

Woran macht man denn fest, dass eine Revolution „erfolgreich“ war? Inwieweit war die Revolution in Deutschland 1918 denn „erfolgreich“, wenn sie in nur 15 Jahren zum Faschismus führte?

taz nord | Stresemannstraße 23 | 22769 Hamburg | briefe@taz-nord.de | www.taz.de

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Nach der französischen Revolution kam es zum terroristischen und vom Anspruch her totalitären Jakobinerstaat.

Die russische Revolution führte zum Stalinismus – der alles andere als ein Kommunismus war. Die nationalistischen Revolutionen zum Fall des Eisernen Vorhangs führen jetzt zur Faschisierung der (ehemaligen) Demokratien in Polen und Ungarn.

Die nationalistische Revolution in der DDR – angefangen von Menschen, denen die DDR nicht sozialistisch genug war – hat als Effekt den Aufstieg (quasi-)faschistischer Kräfte in den – jetzt – neuen Bundesländern, aber eben nicht nur da.

Wenn das alles Erfolge sind – wie sieht denn angesichts dieser Beispiele erst eine „erfolglose“ Revolution aus?

Die Idee einer „demokratischen Revolution“ ist ein Widerspruch, der sich in der Anwendung ergibt, eine Aporie. Hannibal Corpse, taz.de.

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