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wir drucken plakatvorlagenDie taz in den Tagen vor der Bundestagswahl

Wir haben zum Glück freie Wahl, die gab es eigentlich 1933 nicht mehr wirklich.“ So fing unsere interne Diskussion an. „I got ’33 problems“ stand als Motiv infrage, „und ich glaube, dass unsere Le­se­r*in­nen nicht unbedingt Jay-Z’s Song ‚99 problems‘(I got ninety-nine problems but a bitch ain't one) auf dem Schirm haben“, warf eine Kollegin hinterher. Nur „I don’t wanna be living next door to Alice“ käme doch harmlos. Fairer Punkt. In „Living next door to Alice“ besangen Smokie eine heimlich geliebte Nachbarin.

Also was sollte auf unseren Plakaten für die Demos gegen Rechtsextremismus, die AfD und die politischen Zündeleien von Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz stehen? Im Rennen war auch: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie ein Geschichtsbuch und fragen Sie Ihre Großmutter oder Ihren Großvater.“

Seit den gemeinsamen Abstimmungen von Union, FDP und BSW mit der AfD im Bundestag gingen und gehen Hunderttausende auf die Straßen. Viele taz-Kolleginnen und Kollegen in Redaktion wie Verlag sind angesichts der AfD-Akzeptanzoffensive durch den voraussichtlich nächsten deutschen Kanzler mindestens angefasst. Am Montag nach den Abstimmungen saßen wir in der sogenannten Strategierunde, in der die verschiedenen Leitungsebenen des Hauses zusammenkommen, und überlegten, welchen Beitrag die taz noch leisten könne. Neben unserem Kernprodukt des stündlichen, täglichen, wöchentlichen Journalismus.

Auf den Demos war die taz-Titelseite mit dem Bild der Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Schriftzug „Oma gegen rechts“ als Plakat gesichtet worden war. Dahin entwickelte sich dann auch unsere Diskussion: Wir machen wieder Plakat­vorlagen, bieten sie als Download an und drucken sie in der wochentaz vom 15. Februar. Dort findet Ihr und finden Sie dann die Motive, auf die wir uns bis dahin geeinigt haben werden. Die taz ist ein diskursiver Haufen. Man darf gespannt sein, was dabei herauskommt. Unser Chef-Creator sitzt dran.

Wir haben uns da auch mit APIs (Programmschnittstellen) befasst. Und mit der Frage, wo man eine vernünftige Exceltabelle der Bundestagsabgeordneten bekommt. Wir haben überlegt, ob die Genossenschaft nicht den Brief des Holocaust-Überlebenden Leon Weintraub und seiner Frau an Merz als Massensendung verschickt. Schlussendlich hat die Redaktion journalistisch gearbeitet, den Brief auf unserer Seite eins abgedruckt und auf taz.de publiziert.

An unserer Merkel-Eins gab es auch Kritik. Altersdiskriminierend und unsensibel, da Merkel keine Kinder habe. Am Mittwochabend signierte Merkel einer Ex-tazzlerin bei einer Veranstaltung die mitgebrachte Merkel-Eins. Barbara Junge

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