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wie machen sie das?Erschrecker vom Dienst

Niels Vollmers, 30, lebt in Hamburg und arbeitet als Verwaltungsfachwirt. In ­seiner Freizeit erschreckt er professionell Leute mit ­seinem Verein.

taz am wochenende: Herr Vollmers, Sie erschrecken in Ihrer Freizeit professionell andere Menschen. Wie machen Sie das?

Niels Vollmers: Am besten klappt noch immer der Klassiker aus der Kindheit: Irgendwo hinter einer Ecke verstecken, hervorspringen und „Buh!“ schreien.

Wo erschrecken Sie Leute?

Ich mache das in einem Verein in Hamburg, der Boo-Crew. Wir sind knapp 130 sogenannte Live-Erschrecker, oder wie man auch sagen kann, Laienschauspieler. Denn neben dem Erschrecken schlüpfen wir in verschiedene Rollen und schauspielern vor unseren Gästen. Wir haben über das Jahr verteilt verschiedene Auftritte in Geisterbahnen oder Freizeitparks wie dem Heide Park in Soltau. Dort ist auch unser größtes Event im Oktober mit drei großen Horrorhäusern und über 60 Erschreckern pro Abend. Das geht dann jeden Samstag so. Wir fangen meist schon im Frühjahr an, in unserer Freizeit, die Attraktionen fit zu machen oder neue Attrak­tio­nen zu bauen.

Sind Sie selbst überhaupt noch schreckhaft, wo Sie doch Menschen erschrecken und selbst alle Methoden kennen?

Ja, total, bei Horrorfilmen bin ich einer der Schreckhaftesten! Das geht einigen meiner Mit-Erschrecker ebenso. Das kann ein Vorteil sein. Denn wenn ich weiß, was mir Angst macht, kann ich mich leichter in die Gäste reinversetzen und ihnen Angst machen.

Was mögen Leute daran, erschreckt zu werden?

Das ist derselbe Grund, warum Leute Horrorfilme gucken: Sie lieben das Nichtalltägliche Gruseln vor Fantasie- und Horrorgestalten. Das ist wie ein Spannungsbogen. Auf jeden Fall wollen unsere Besucher dem unaufgeregten Alltag entfliehen. Wir haben bei uns vom total verrückten Horrorclown bis zum ominösen Hotelpagen der 30er Jahre eine Vielzahl an Möglichkeiten, unseren Gästen ihre schlimmsten Albträume zum Leben zu erwecken.

Tun Ihnen die Leute manchmal leid, wenn Sie sie erschrecken?

Es hält sich in Grenzen. Die Leute kommen freiwillig zu uns, gerade um sich Angst machen zu lassen. Wenn aber jemand partout nicht mehr kann, gehen wir aus unserer Rolle heraus und sprechen den Gast normal an, ob er oder sie die Attraktion verlassen möchte.

Ist schon mal etwas Schlimmes passiert, als Sie jemanden erschreckt haben?

Manchmal erschreckt sich jemand so sehr, dass er mit seinen Armen ausholt und einen anderen erwischt. Das tut dann unter Umständen kurz mal weh, hinterlässt aber keine größeren bleibenden Schäden.

Interview: Adina Putzbach

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