weibliche chefs : Das letzte Verbot
Frauen können auf recht unterschiedliche Weise an Geld und Macht kommen. Da gibt es die Babs-Becker-Methode: Heirate einen vermögenden Spitzensportler, lasse dich reich scheiden und lebe fortan in Wohlstand und Komfort. Dann gibt es den Friede-Springer-Weg: Eheliche einen alten und mächtigen Verleger, werde als Witwe seine Nachfolgerin – und genieße fortan die Position einer der einflussreichsten Frauen Deutschlands – einschließlich der Autorität, jüngere Männer nach Belieben fördern zu können.
Kommentar von BARBARA DRIBBUSCH
Für diese beiden Methoden braucht man keine besondere Ausbildung. Das unterscheidet sie von dem dritten, dem harten Weg: Lern was Vernünftiges, arbeite dich eisern nach oben und werde Chefin. Diese Methode funktioniert am besten bei Frauen in jenen westlichen Gesellschaften, in denen hoher individueller Wettbewerbsdruck herrscht. Jobwelten also, in denen die Konkurrenz zwischen den Menschen so stark ausgeprägt ist, dass die Mann-Frau-Kategorien dagegen in den Hintergrund treten.
In den USA läuft es so: Begabte Menschen, auch Frauen, setzen dort alles daran, aus ihrem Talent den größtmöglichen beruflichen Erfolg zu machen. Deshalb ist der Anteil von Frauen in US-Führungspositionen vergleichsweise hoch. In Deutschland sieht es anders aus: Laut einer Studie gibt es hier die wenigsten Frauen in Führungspositionen im Vergleich zu sieben anderen europäischen Ländern.
Als Gründe für den niedrigen Frauenanteil in den oberen Etagen nennen die meisten Firmen Mangel an Kandidatinnen. Es liegt also auch an den Frauen selbst, nicht nur an der Dominanz der Männer und der fehlenden Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Macht“ passt angeblich nicht zu „Weiblichkeit“. Das ist das letzte, das eigentliche Identitätsverbot, an das sich viele Frauen immer noch halten. Wobei sie sich übrigens in vielen Ehen heimlich dafür rächen.
Denn Fakt ist: Wir alle gieren nach Bestätigung. Der Hochstapler Gert Postel schildert, wie er die Herzen der Frauen in mittleren Jahren mit tiefgründigem Blick und der Schmeichelei eroberte: „Ich glaube, bei Ihnen liegt was brach. Das würde ich gern ändern.“ Die Damen fielen auf ihn rein. So weit muss es nicht kommen. Dann schon lieber versuchen, irgendwo in der Jobwelt ein bisschen Macht zu erlangen. Damit altert es sich auch komfortabler. Männer machen das übrigens täglich vor.
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