wasg und linkspartei : Sympathische Forderungen
Mit der Heimat ist es ja so eine Sache. Ob man sie nun im Herzen trägt oder beweint, sich nach ihr sehnt oder sie möglichst rasch möglichst weit hinter sich lassen will: Stets ist da vor allem Emotion im Spiel, kaum dagegen Überlegung. Wenn Linkspartei und WASG in Hamburg hoffen, bei der Bürgerschaftswahl in zwei Jahren eine Heimat für alles links der SPD sein zu können, dann schwingt auch da ein gutes Stück Optimismus mit – oder bloße Hoffnung.
Richtungsfragen stellen sich nicht nur auf dem Büchertisch bei dieser Allianz: Zwar eint die reichlich in Gremien erfahrene Linkspartei mit der ursprünglich außerparlamentarisch sich verstehenden WASG die Position, der Staat dürfe nicht aus seiner fürsorglichen Verantwortung entlassen werden. Demgegenüber steht, auch darauf können beide Partner sich wohl einigen, das Andere: Jener Katalog von Schrecklichem, das sich mit dem Label „neoliberal“ bezeichnen lässt.
Auf den Prüfstand kommen Entschlossenheit und gemeinsame Überzeugungen aber spätestens bei der Frage nach der möglichen (Regierungs-)Verantwortung. Was passiert, sollte der bis dahin vereinigten Linkspartei nicht nur der Sprung in die Bürgerschaft gelingen, sondern sie sich auch der Option gegenüber sehen, nach knappem Wahlausgang eine rot-grüne Regierung mit zu ermöglichen? Wenn das Krötenschlucken erst beginnt, braucht es mehr als nur eine Liste mit sympathischen Forderungen. ALEXANDER DIEHL